Ein internationaler Erfahrungsaustausch
Das Schulessen der Zukunft
Eine Konferenz im Rahmen des Festivals "New Crowned Hope" brachte Öko-Pioniere und Kulinarik-Experten einander näher. Ob Restaurant oder Bauernhof: Das Interesse an ökologischer und auch regional-traditioneller Küche wächst.
8. April 2017, 21:58
Manfred Flieser über die "Quelle der Butter"
"Es ist sehr schwer, gegen eine Fastfood-Nation anzutreten, die über die Fernsehwerbung permanent Einfluss auf unsere Kinder nimmt", stellte Alice Waters zur Eröffnung der Konferenz in der Wiener Gartenbauschule fest. Die amerikanische Pionierin in Sachen ökologischer Schulküche führt seit 35 Jahren das berühmteste biologische Restaurant, das "Chez Panisse" im kalifornischen Berkeley.
Im Wettbewerb der besten Küchen Amerikas stehe ihr Haus Jahr für Jahr an der Spitze, betonen auch Theater- und Festivalregisseur Peter Sellars und die österreichische Journalistin Barbara van Melle. Mit Alice Waters gemeinsam hatten die beiden im Rahmen des Festivals "New Crowned Hope" zu diesem Symposion über das Schulessen der Zukunft eingeladen.
Österreichische Schul- und Elternvertreter sowie zahlreiche Experten ökologischer Schul- und Gartenprojekte sollten sich zum Erfahrungsaustausch zusammensetzen. Und so trafen die Schilderungen amerikanischer Studentenprojekte (Yale University - der essbare Schulgarten), eines jüngst entwickelten römischen Öko-Schuljausenprogramms oder die Beschreibung einer englischen Vorzeigeschulküche, der Soil Association, auf österreichische Pionierarbeit.
Schulprojekt in Wien Kagran
Das Projekt der Ernährungswissenschaftlerin Rosemarie Zehetgruber etwa: Als Mutter eines Volksschulkindes hat sie ihr Wissen gemeinsam mit interessierten Eltern, zu denen auch die Journalistin und Mutter von vier Kindern, Barbara van Melle, gehört, in die Tat umgesetzt und die Schulleitung "ihrer" Volksschule im 22. Wiener Bezirk von einer gesunden Jause überzeugt. Nach monatelangen, eifrigen Vorarbeiten läuft das Projekt seit Schulanfang zur Zufriedenheit und Freude der Schüler.
Ein Bäcker aus der Schulumgebung bringt täglich biologische Weckerl, einmal auch ebensolche Burger, ein andermal Pizza mit einem Stück Bioobst in die Klassen. Was es gibt, das haben die Kinder selbst lange besprochen, erprobt und auf die Bestelliste gesetzt. Gleichzeitig wurde im Schulgarten Beete angelegt, auf denen die Jause bald auch selbst geerntet werden soll. Auch über eine Erweiterung des kulinarischen Schulgartens wird schon verhandelt.
Steirische Kinder-Kochwerkstatt
Auf dem Symposion stellte sich zudem heraus, dass man in mehreren Bundesländern - etwa in der Steiermark - mit Kindern am kulinarischen Qualitätsbewusstsein arbeitet. Der Reisejournalist Manfred Flieser etwa hat als Leiter des steirischen Slow-Food-Conviviums eine Kochwerkstatt gegründet, die er regelmäßig mit Kindern und Eltern auf den Bauernhöfen in der Region abhält.
Nachhilfestunden in Sachen "natürlicher Ernährung" bieten nicht nur das steirische Slow-Food-Convivium an und das "Sprösslingsprogramm" der Arche Noah, der Gesellschaft für die Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt. Die Einrichtung eines Erdäpfelackers im Garten einer Volksschule im steirischen Ort Hönigtal werde von der Slow-Food-Bewegung ebenso wie von der Arche Noah unterstützt, so Manfred Flieser. Derlei praktische Erfahrungen machen dabei vor allem die Kinder, aber auch ihre Eltern und ihre Lehrer.
Schule am Berg in Rauris
Auch die ehemalige Volksschullehrerin Roswitha Huber aus Rauris in Salzburg bietet seit Jahren einen solchen Nachhilfeunterricht an, in Form ihrer "Schule am Berg". Es handelt sich dabei um einen Bauernhof, der Schulklassen, Eltern, Lehrer und alle Menschen, die sich für ökologische, nachhaltige, aber auch regional traditionelle Küche interessieren offen steht.
In der Schule am Berg heißen die Unterrichtsgegenstände "Brot backen", "Butter rühren" oder auch "Ofen bauen". Viele Lehrer arbeiten das in der Schule nach, weiß Huber oder - ganz so wie Alice Waters es am Symposium geraten hat - setzen in eigene Schuljausen- oder Schulküchenprojekte um.
Auch Arche-Noah-Vereinsobmann Peter Zipser, für die Lehrerausbildung zuständig, konnte auf dem Symposion den vorgestellten internationalen Projekten der essbaren Bio-Schulgärten mit nachhaltiger Wirkung viel abgewinnen. Ökologische Vielfalt sei nicht nur durch ihre Nachhaltigkeit am besten verträglich, sie sei auch zu schmecken.
Mehr zu New Crowned Hope in oe1.ORF.at
Hör-Tipp
Moment, Freitag, 1. Dezember 2006, 17:09 Uhr
Download-Tipp
Ö1 Club-DownloadabonnentInnen können die Sendung nach Ende der Ausstrahlung 30 Tage lang im Download-Bereich herunterladen.
Veranstaltungs-Tipp
New Crowned Hope, Dienstag, 14. November bis Mittwoch, 13. Dezember 2006, verschiedene Veranstaltungsorte,
Ö1 Club-Mitglieder erhalten ermäßigten Eintritt (15 Prozent).
Links
New Crowned Hope - Nahrung für eine nachhaltige Zukunft
Chez Panisse - Restaurant and Café
Chez Panisse - Edible Education: The Delicious Revolution
Yale University - Yale Sustainable Food Project
Soil Association - School food awards
Calling Mozart - Station 44: Neugekrönte Hoffnung
Wiener Mozartjahr 2006 - New Crowned Hope
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Slow Food Austria
Arche Noah
mein-bio-at
Mozart 2006