Bilder als Fragmente von Wirklichkeit
Katherina Olschbaur, Malerin
Gezeichnet hatte sie schon als Kind, mit Kunst kam sie in Wien in Berührung: Katherina Olschbaur, gebürtige Bregenzerin, Jahrgang 1983, die seit 2001 an der Angewandten Malerei studiert. Derzeit sind ihre Bilder in der "Real"-Schau in Krems zu sehen.
27. April 2017, 15:40
"Für mich war es etwas ganz Normales, ein Malerei-Studium zu beginnen, weil ich schon immer gezeichnet habe. In meiner Jugend hatte ich eigentlich nicht viel Kontakt mit Kunst, obwohl meine Familie sehr kunstsinnig ist. Mein Vater ist protestantischer Pfarrer, meine Mutter Pianistin. Sie haben mir nie den Weg zur Kunst versperrt, trotzdem gab es viele Hindernisse. Wirklich in Berührung mit Kunst kam ich erst, als ich nach Wien zog, in Europa herumreiste und Museen besuchte. Da habe ich erst begonnen zu verstehen, dass es mehr ist, als sich nur mit sich selbst zu beschäftigen", erzählt Katherina Olschbaur, gebürtige Bregenzerin, Jahrgang 1983, die seit 2001 an der Wiener Angewandten zunächst bei Christian Ludwig Attersee und seit dem Vorjahr bei Johanna Kandl Malerei studiert.
Im Jahr 2004 absolvierte die junge Malerin an der Londoner Wimbledon School of Arts ein Auslandssemester. "Als ich aus London zurück kam, wollte ich zunächst nach Berlin. Ich war damals sehr unsicher, weil ich hatte davor bei Attersee sehr viel gemalt hatte - und dann aus dieser Selbstverständlichkeit ausgebrochen bin", so die Nachwuchskünstlerin. Seit 2005 studiert sie nun auch Bühnen- u. Filmgestaltung bei Bernhard Kleber an der Angewandten: "Die Beschäftigung mit Theater und inszenierten Räumen hilft mir sehr bei meiner Arbeit. Denn meine Bilder sind ja Inszenierungen, Fragmente von Wirklichkeit."
Katherina Olschbaur ist die letzte der insgesamt vier noch studierenden NachwuchskünstlerInnen, die im Rahmen der Ö1 Kooperation mit der Kunsthalle Krems in der Ö1 Talentebörse vorgestellt werden.
Abdrucke einer Wirklichkeit
"Ich beschäftige mich schon mit Wirklichkeit, aber mit Begriffen wie Neuer Realismus kann ich nichts anfangen. Es hat mich nie interessiert, abstrakt zu malen, weil ich nicht glaube, dass Kunst nur Kommunikation ist - es ist viel komplexer", stellt die junge Malerin fest.
Große Themen mit einem Schuss Ironie
"Figuren sind in meinen Arbeiten ganz zentral. Sie befinden sich mitunter im Zustand der Bedrohung, auch psychische Zustände sind ein Thema. Meine Arbeiten würde ich im Sinn von Angstzuständen als pathetisch bezeichnen. Ich beschäftige mich mit Themen wie Angst, Leben und Tod - ich spiele mit ihnen und stelle sie in ganz banalen Situationen dar. Dazu kommt die Ironie, wie ein Tropfen Parfum - als Ausweg, um solchen Themen die Schwere zu nehmen", beschreibt Olschbaur.
"Verführerisches" filmisches Arbeiten
Zum ihrem Schaffen zählen auch filmische Arbeiten. " Ich arbeite ja auch in meinen Bildern mit Erzählungen. Aber die filmische Arbeit ist einfacher, weil es schneller geht. Es war verführerisch, für das Kino zu arbeiten - es hat etwas Magisches. Allerdings bin ich technisch sehr schlecht, außerdem halte ich es nicht lange vor dem Computer aus. Für 2007 plane ich noch einen Film in Zusammenhang mit Gustave Courbets Gemälde 'Begräbnis von Ornans', wo ich ein Totenfest auf einer burgenländischen Wiese inszenieren werde."
Sie hat auch an mehreren Filmfestivals teilgenommen, darunter am "up and coming" in Hannover (2002), beim "Tricky Women" im Wiener Votivkino (2003 und 2005), beim Festival des Films des femmes in Lilles, bei der Grazer Diagonale sowie beim Wffis Rehovot Filmfestival in Tel Aviv (alle 2005) sowie heuer beim Woman´s Film Festival Seoul in Korea.
Mit Mythischem bei "Real"-Schau
"Zur Ausstellung in Krems kam ich durch Kurator Knack, der in der Artmark Galerie, wo ich in der Gruppenschau 'Sommerfrisch - 13 Positionen' vertreten war, meine Bilder gesehen hatte und mich anschrieb, dass ihn meine Arbeiten interessierten. In Krems zeige ich vier großformatige und zwei kleinere Bilder, in denen ich mich mit den Mythen des Aufbruchs und der Eroberung beschäftige. Eigentlich sind es Ausschnitte aus zwei Zyklen", erzählt Katherina Olschbaur, deren Bilder derzeit in der "Real"-Ausstellung in der Kunsthalle Krems zu sehen sind.
In zahlreiche Ausstellungen vertreten
Inzwischen war die junge Malerin bereits bei zahlreichen Ausstellungen vertreten, so u.a. bei "Zoom" in der Innsbrucker Galerie Taxispalais, bei "Junge Kunst - Junger Wein" im Wiener MAK (beide 2003), bei "Unsichere Himmel - 20 Jahre Wiener Studio für Experimentellen Animationsfilm" in der Wiener Galerie Stadtbild und im Künstlerhauskino, in der "Show Atterseeklasse" in der Stadtbild Galerie sowie in "Loving Servant's Eye" im WSA-Room in London (2005).
Heuer hat sie gemeinsam mit u. a. Lisl Ponger, Deniz Soezen und Melanie Merz in "Remapping Mozart - Partitur und Karte", einem Projekt zu Nationalsozialismus, Exil und Republik mitgewirkt, war bei der "Essence"-Schau der Angewandten im MAK vertreten und zeigt in der Ausstellung "Bon Appétit" in der Bregenzer Galerie Lisi Hämmerle, die noch bis Samstag, den 2. Dezember 2006, zu sehen ist, einen Animationsfilm.
Mehr zu "The Essence 2006" in oe1.ORF.at
Israel-Stipendium für Bruno-Schulz-Projekt
Zurzeit hält sich die junge Künstlerin im Rahmen eines viermonatigen Forschungs- und Projekt-Stipendiums der Angewandten in Israel auf, wo sie versucht, das Leben des polnisch-jüdischen Schriftstellers, Malers, Zeichners und Grafikers Bruno Schulz (1892-1942), der von einem Gestapo-Mitarbeiter auf offener Straße erschossen wurde, in einer Collage nachzuzeichnen.
"Ich will in Verbindung mit seinen lange verschollen geglaubten Fresken aus der Villa Landau eine Art Chronologie der Moderne gestalten. Es wird ein Zyklus, ein Ablauf von Bildern und sehr viel Dokumentationsmaterial", so Olschbaur über ihr jüngstes Projekt, an dem sie bis März in Israel arbeiten wird.
Ohne faule Kompromisse
Ihr nächstes Projekt ist eine Kooperation mit Prager und Wiener Künstlern, bei der es um das Thema zeitgenössische Rituale in Konnex mit den Verbindungen Tschechien - Österreich geht. Die Arbeiten sollen in einer Gruppenschau 2007 in Wien gezeigt werden.
Und welche Wünsche hat die junge Malerin an die Zukunft? "Ich hoffe, soviel Geld zu verdienen, dass ich keine scheußlichen Kompromisse eingehen muss, um arbeiten zu können. Eine finanzielle Basis zu haben, die mir Großzügigkeit erlaubt. Und dass ich als freischaffende Künstlerin mit dem Markt und der Vermarktung zurecht komme", so Katherina Olschbaur.
Kontakt
Katherina Olschbaur
Mehr zur "Real"-Ausstellung in der Kunsthalle Krems in oe1.ORF.at
Veranstaltungs-Tipp
Ausstellung "Real. Junge österreichische Kunst 2006", Eröffnung Samstag, 4. November 2006, 15:00 Uhr, Sonntag, 5. November 2006 bis Sonntag, 11. Februar 2007, täglich 10:00 bis 17:00 Uhr, Kunsthalle Krems,
Ö1 Club-Mitglieder erhalten ermäßigten Eintritt (20 Prozent).
Links
Universität für angewandte Kunst Wien
Polnische Kultur - Bruno Schulz
Diagonale
Galerie Artmark
Galerie im Taxispalais
Galerie Lisi Hämmerle
Kunsthalle Krems
Künstlerhaus Kino
MAK
Schikaneder Future Cinema
Votivkino