Eine launige Laudatio von Dolli an Andrea

Servas Weibi!

Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums von Andrea Händler als Solokabarettistin hat ihre innigste Freundin Dolores Schmidinger in ihrer typisch unnachahmlichen Weise eine launige Laudatio an ihre innigste Freundin und Kabarett-Kollegin gehalten.

Endlich haben auch genierliche Zuschauer wieder Gelegenheit, durch Gucklöcher zu spionieren. Von der indiskreten Putzfrau über den gut informierten Fleischhauer, den "Damen des Hauses" bis hin zur verirrten Mutter reicht die Bandbreite der Figuren, die Andrea Händler in einem Dacapo ihres Solo-Debüts "Diskret. Eine Peep-Show" auftreten lässt.

Anlass hiefür ist das zehnjährige Jubiläum als Solokabarettistin. Nach der Wiederaufnahme-Premiere ihrer tragisch-komischen Milieustudie in der Wiener Kulisse hat ihre langjährige Freundin und Kabarettkollegin Dolores Schmidinger ihren Auftritt in ihrer typisch unnachahmlichen launigen Manier gewürdigt und eine Laudatio gehalten.

Dolli an Andrea von "Weib zu Weib"

Wenn die Andrea und ich einander begrüßen, sind die Leute sehr befremdet: "Servas Weibi!“ krächzen wir mit der gebrochenen Stimme einer Neunzigjährigen. Das kommt daher, dass die Alltagsgeschichten uns zusammengeführt haben und dass wir dort vogelfütternde, schrullige Greisinnen spielen.

In gemeinsamen Interviews werden wir immer wieder gefragt, warum Frauen beim Kabarett in der Minderzahl sind. Ich hole dann erst einmal weit aus, wie es so meine Art ist und rede von dem Mangel an satirischer Tradition in der Frauenliteratur ... blablabla ... Die Andrea sagt immer treffend: "Weil die Frauen net schiach sein wollen!“ Sie hat uns heute bewiesen, dass man schiach und schön sein kann an einem Abend ... Ich bin immer wieder fasziniert, wie die Andrea von einem Moment auf den anderen ihr Gesicht von einem hocherotischen Divalächeln in perchtenartige tausend Falten legen kann.

Die zweite Frage der Journalisten: wie denn so Damen zu zweit auf einer Bühne miteinander auskommen könnten? Da ist die Antwort unisono: ohne Probleme, besser als mit so manchem männlichen Komiker! Ja, wir haben vier Jahre lang mit reinem Vergnügen miteinander gespielt. Die Andrea ist eine Rampensau, ich bin eine Rampensau - aber es hat nie die berühmten Pointenzerstörungsduelle gegeben.

Zores hat es gegeben. Ausverkauftes Haus - heutzutage nicht selbstverständlich - und die Dolly kriegt eine künstliche Hüfte, liegt im SMZ Ost - Andrea spielt ein paar Vorstellungen alle Figuren allein. 34! Auch die Duoszenen! Und erstaunlicherweise ohne bleibende Folgeerscheinungen in Form von multiplen Persönlichkeitsschüben!

Dann die Dolly mit den Krücken auf der Bühne ... Ich kann euch garantieren, die Händler würde eine ausgezeichnete Pflegerin im Geriatriezentrum abgeben.

Ein Jahr später wird die Andrea operiert. Das ist weniger lustig. Sie hat dann zwar keine Krücken, aber eine Riesennarbe in der Nierengegend. Sie spielt eine Woche darauf wieder und ist so tapfer, dass sie sich selber wundert. Ich hoffe, auch ich habe die Pflegerinnenrolle mit Anstand hingekriegt.

Aber nicht nur auf der Bühne, auch privat wird mir die Andrea zur fast unentbehrlichen Freundin. Sie ist gnadenlos ehrlich, ruft mich in der Nacht an, leicht beflügelt vom Rotweine. Ich hebe ab, sie sagt: "Jössers, jetzt hab i glaubt, du schlafst schon!“ Dann gesteht sie mir ihre Liebe - platonisch natürlich - und fügt hinzu: "Aber eins muaß i dir sagen, Weibi, du bist so laut!!! Der Uli Bree und i, mir haben uns neulich im Cafe Eiles so geniert!!! Alle haben schon hergeschaut, sogar der Brandauer! Du bist so laut Weibi!!!“ Das sind wichtige Informationen, die man wirklich nur von einer Freundin annehmen kann.

Zeitweise aber hat die Andrea bei mir fast eine mütterliche Rolle angenommen. Sie hat meine Hochzeit organisiert, sie war bei meiner Scheidung eine geduldige Therapeutin, auch am Telefon - trotz der hohen Telefonrechnung! - Und nachdem der Exgatte endlich seine Sachen aus der Wohnung entfernt hatte, hat sie bei einem Ausräucherungsfest am Karfreitag gemeinsam mit der Sigrid Hauser eine authentische Hohepriesterin mit Lorbeerkranz und Räucherschale abgegeben.

Andrea hat mir auch einen exzellenten Internisten vermittelt; noch wichtiger - eine Putzfrau und vor allem: Sie hat mir beigebracht, beim Bipa nicht das teure "Hakle feucht“ zu kaufen, sondern die billige Marke "Clever“.

Sie ist einfach da, wenn man sie dringend braucht. Wenn sie nicht so beschäftigt gewesen wäre, würde ich sie im Verdacht haben, dass sie hinter der geplanten Swarowsky-Entführung steckt, weil sie weiß, dass ich pleite bin.

Und dass sie nicht nur eine Spitzenkabarettistin, sondern auch eine sehr gute Schauspielerin ist, das werden wir im Frühjahr in den Kammerspielen beweisen - bei meiner Neufassung der Alltagsgeschichten, wo sie mit Platzhirschen und Kühen wie Schenk und Ott auf der Bühne stehen wird. Ich mach die Regie und brauch vorher keinen NLP-Kurs - ich hab die Andrea an meiner Seite.

Alles in Allem: Weibi, ich hab dich lieb!!! Leider hab ich den Verdacht, dass ich nicht die einzige bin ...

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Hör-Tipp
Contra, 26. November 2006, 22:05 Uhr, Diskret. Andrea Händlers Peepshow zum Wiederhören anlässlich ihres zehnjährigen Bühnenjubiläums als Solokabarettistin.

Mehr dazu in Ö1 Programm

Veranstaltungs-Tipps
Andrea Händler, "Diskret. Eine Peep-Show", Mittwoch, 29. November 2006, 20:00 Uhr, Theater Forum Schwechat

Andrea Händler, "Diskret. Eine Peep-Show", Termine ab 30. November 2006, 20:00 Uhr, Orpheum Donaustadt

Andrea Händler, "Diskret. Eine Peep-Show", Dienstag, 12. Dezember 2006, 20:00 Uhr, Posthof Linz

Links
kabarett.at - Diskret - eine Peep-Show (Premierenkritik)
Andrea Händler
Dolores Schmidinger
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Kulisse
Theater Forum Schwechat
Orpheum Donaustadt