Eine russische Winterreise

8. April 2017, 21:58

Claus-Christian Schuster im Interview

Es gehört zu den Spezialitäten des Altenberg Trios, wenig bekanntes Repertoire aufzuspüren und die Standardwerke daher in ganz ungewohnte Zusammenhänge zu stellen. Gerade im Schostakowitsch-Jahr wird daher nicht nur Schostakowitsch selbst gespielt, sondern auch die Musik seiner Zeitgenossen, seiner Freunde und seiner Schüler. Der Titel des neuen Konzertzyklus im Wiener Musikverein lautet: "Eine russische Winterreise".

"Der Titel nimmt Bezug auf dieses einzigartige Zusammentreffen äußerster politischer Repression und fruchtbarster schöpferischer Energie", erklärt Schuster die Titel-Wahl. "Man kann das anhand von vielen Vertretern der russischen Kultur des 20. Jahrhunderts nachvollziehen."

Paradoxe Wechselwirkung

Je stärker und unmenschlicher der Druck des Regimes geworden sei, "desto ungestümer haben die Quellen der Inspiration gesprudelt. Man kann im Leben vieler russischer Künstler diese paradoxe Wechselwirkung nachvollziehen und natürlich hat das Leben Schostakowitschs zutiefst unter den politischen Rahmenbedingungen gelitten." Die Physiognomie seines Schaffens sei ganz wesentlich von diesem Winter, der mehrere Jahrzehnte gedauert hat, wesentlich bestimmt und geprägt.

Über die Konzeption und Dramaturgie des Zyklus sprach Alfred Solder mit Claus-Christian Schuster, dem Pianisten des Altenberg Trios. Hören Sie im Audio das gesamte Interview.