Wie wohnen wir im Alter?

Die Wohngemeinschaft

Die Menschen werden immer älter. Wenn der Lebenspartner stirbt oder die Kinder das Haus verlassen, stehen viele alte Menschen vor der Wahl: ins Heim oder allein. Für "Best Agers" konnte eine Wohnform neu entdeckt werden: die WG.

"Die Leute wollen aktiv bleiben"

In Österreich sind Senioren-Wohngemeinschaften noch weitgehend Zukunftsmusik. In Deutschland, aber auch in der Schweiz und in skandinavischen Ländern werden solche Wohnmodelle nicht nur diskutiert, sondern bereits gelebt. Immer mehr Senioren verlieren dort die Scheu sich im Alter umzustellen und sich auf eine solche Wohnform einzulassen. Es wächst auch die Zahl derjeniger, die das WG-Leben schon selbst erfahren haben, zum Beispiel, weil sie als Studenten mit anderen eine Wohnung teilten.

Nicht ins Heim und nicht allein

Die Idee, in eine Wohngemeinschaft zu ziehen, haben vor allem Menschen im Alter zwischen 55 und 65 Jahren - alleinstehende Frauen sind es in erster Linie, die Angst haben im Alter zu vereinsamen oder ganz einfach die Nähe anderer suchen.

Die Vorteile einer solchen Wohnform liegen auf der Hand: In einer Wohngemeinschaft bleibt man eigenständig und pflegt soziale Kontakte. Hat man selbst kleinere gesundheitliche Probleme, bekommt man von seinen Mitbewohnern Unterstützung ohne Pflege beanspruchen zu müssen. Man kocht, isst, wäscht, putzt und verwaltet gemeinsam - man spielt abends Karten, lädt Besucher ein, unternimmt zusammen Einkäufe oder sieht gemeinsam fern, sofern man Lust dazu hat.

Aber auch die Kosten sind ein Faktor für das gemeinschaftliche Wohnen. Miete und Betriebskosten werden ebenso geteilt wie die gemeinsame Waschmaschine, Handwerker, Putz- und bei Bedarf auch Pflegepersonal.

Gegenseitige Unterstützung im Alltag

Das WG-Leben hat aber auch Nachteile. Um diese zu vermeiden, sollte bei der Gründung einer Senioren-WG einiges bedacht werden. Das Wichtigste: Die Bewohner müssen gut zusammen passen um Konflikte zu vermeiden, meinte Sabine Matzke von der Wohnbund-Beratung in Nordrhein-Westfalen in einem Interview mit dem ZDF.

Wer lange Zeit allein oder mit der eigenen Familie gelebt hat, kann sich vielleicht nicht vorstellen, mit anderen Bad und Küche zu teilen. Regeln, etwa eine Hausordnung, sollten gemeinsam erarbeitet und akzeptiert, gemeinsame Aktivitäten im Vorhinein besprochen werden. Die finanziellen Möglichkeiten der WG-Mitglieder sollten nicht zu weit auseinander liegen, und auch ganz banale Fragen gehören geklärt: Sind Haustiere erlaubt? Wer putzt wann? Wer kauft ein? Welche Kosten werden geteilt?

In Deutschland sind Senioren-WGs zwar auch noch selten, es gibt aber öffentliche Träger die diese Wohnform unterstützen - finanziell, beratend oder bei der Suche nach einem geeigneten Objekt.

Mehrere Generationen in einem Wohn-Haus

Neben der klassischen Wohngemeinschaft bestehen für alte Menschen andere Modelle gemeinschaftlichen Zusammenlebens auch in Österreich - teilweise oder zur Gänze betreut.

Mehr-Generationen-Wohnen ist ein Modell, das hierzulande noch in den Kinderschuhen steckt, von dem man sich aber viel für die Zukunft verspricht. Die "Alten" leben zwar in eigenen Wohneinheiten, sollen hier aber in aktiver Rolle in ein Gesamtsystem integriert sein, das allen Generationen hilft.

Wohngemeinschaften mit integriertem Pflegeservice

In speziell errichteten Reihenhaussiedlungen oder Wohnanlagen werden schon heute speziell für ältere Menschen adaptierte Wohnungen angeboten, ohne Treppen und Türschwellen, jedoch mit breiteren Türen und extra großen Bädern und Küchen. In derartigen Spezial-Objekten wohnen zwei bis drei Menschen pro Wohnung. Bei Bedarf können die Mieter auf Knopfdruck Pflege- und Haushaltsdienste buchen.

Solche bedarfsbetreuten Wohnanlagen werden mancherorts von Wohnbaugenossenschaften angeboten - auch wenn es sich um geförderte Mietwohnungen handelt. Diese Wohnungen wenden sich eher an eine zahlungskräftige Klientel.

Hör-Tipp
Moment, Mittwoch, 22. November 2006, 17:09 Uhr

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