Der Kinderbuchfond Baobab

Angola und so weiter

Ondjake ist ein Multitalent: Autor, Maler, Schauspieler, Verleger. Sein Jugendbuch "Bom Dia Camaradas" ist erst vor kurzem bei Baobab erschienen, als ein weiteres Stück des Puzzles für junge Menschen, das "Unsere gemeinsame Welt" heißen könnte.

Zunächst: Ondjake. Ein neunundzwanzigjähriger Angolaner, der erzählt, wie es in seiner Jugend so zugegangen ist, im sozialistischen Angola. Seine Hauptfigur nannte er so, wie er selbst getauft wurde: Ndalu, und man kann davon ausgehen, dass er einige der Episoden, von denen der kleine Hauptstadtbewohner erzählt, selbst erlebt hat.

Die "Botschaft der Pioniere an die Arbeiter am 1. Mai" zum Beispiel, die der zwölfjährige Ndalu zwar selbst verfasst hat, die er aber dann nicht vorzulesen braucht, weil die Radiofrau ihm einen schöner formulierten Text gibt. Oder die Sache mit den kubanischen Lehrern, die immer wieder spanische Worte in ihr Portugiesisch mischen und so ihre Schüler zum Lachen bringen. Der Besuch des Schulinspektors, der zwar überraschend stattfinden soll, aber bis ins kleinste durchgeplant wird.

Dass dieses Buch im Kinderbuchfonds Baobab erschienen ist, ist mit einer der ganz großen Auszeichnungen gleichbedeutend. Denn Baobab veröffentlicht nur solche Kinderbücher, die seinen hohen Kriterien genügen. Und diese Kriterien haben vor allem mit Respekt und Toleranz zu tun: Respekt vor dem "Anderen": dem anderen Geschlecht, der anderen Religion, der anderen Überzeugung, den vielleicht anderen Gefühlen. Toleranz gegenüber anderen Lebens- und Verhaltensweisen, Traditionen, Meinungen. Und wie könnte man Kindern und Jugendlichen besser Respekt und Toleranz vor anderen Kulturen nahe bringen als mit Geschichten über Gleichaltrige?

So vielfältig wie die Welt selbst ist die Herkunftsliste der bislang bei Baobab erschienenen Jugendbücher: Autorinnen und Autoren aus Ländern wie Mali, Mexiko, Jamaika, Indien, Tansania und dem Libanon erzählen vom Leben in ihren Ländern, von den Problemen junger Menschen und von ihren Träumen, Hoffnungen und Sehnsüchten.

Da ist zum Beispiel Sunshine auf Jamaika, die ihre Mutter gar nicht kennt, weil die vor vielen Jahren nach England gegangen ist. Sunshine möchte sie unbedingt wieder finden, und so schreibt sie, was sie bewegt und wie sie ihre Tage verbringt, und auch davon, wie wütend es sie macht, dass ihre Mutter nie antwortet.

Oder der aus einem malinesischen Dorf stammende Djema, dessen Vater arbeitslos geworden ist und der nun mit seiner Familie in die Hauptstadt zieht, weil er auf die besseren Jobchancen hofft. Auch Djema entdeckt eine neue Welt für sich und plant, sehr berühmt zu werden, er weiß nur noch nicht, ob er Musiker, Fußballer oder Ringer werden soll.

Wie fühlt sich ein Mädchen, das, weil Krieg ausgebrochen ist, seine Heimat verlassen muss? Und das noch dazu seinen Kater Ziku zurücklassen soll? Stefano hingegen hat freiwillig seine Heimat verlassen und lebt nun in Argentinien, aber er hat große Sehnsucht nach Zuhause. Und auch der kleine Arif hat sich auf den Weg gemacht: er hat sich, weil er es nach dem Tod seiner Eltern bei seinem Onkel nicht mehr ausgehalten hat, in irgendeinen Zug gesetzt und ist schließlich an der Ostküste Indiens auf einer Insel gelandet, die dann doch nicht so unbewohnt ist, wie er zunächst gedacht hatte. Arif lernt einen Jungen kennen, der zum geheimnisvollen Volk der Jarawa gehört, und der ihm nicht nur beibringt, keine Angst vor Krokodilen zu haben.

Auch Kinderbücher aus fernen Ländern finden ihren Weg zu Baobab. In "Das Notizbuch des Zeichners" denkt der Ägypter Mohieddin Elabbad über seine eigene Kindheit nach, und darüber, was ihm damals wichtig war. Und weil vieles davon auch bei uns wichtig ist, schuf er nicht nur eine Brücke zwischen Jungen und Alten, sondern auch zwischen dem Osten und dem Westen.

"Frische Fische" stammt aus Tansania und erzählt mit wunderbar farbigen Bildern Geschichten von klugen Schimpansen anderen Tieren. Welche Feste in Mexiko gefeiert werden und was es mit dem koreanischen Tschusok auf sich hat - Kinder lernen, dass die Kinder anderswo gar nicht so anders sind als sie selbst.

Und das ist gut so!

Hör-Tipp
Terra incognita, Donnerstag, 16. November 2006, 11:40 Uhr

Buch-Tipps
Ondjaki, "Bom día camaradas. Ein Jugendroman aus Angola", ISBN 3314015143

Paulette Ramsay, "Alles Liebe, deine Sunshine. Ein Jugendroman aus Jamaika", ISBN 3715205113

Keïta, Idrissa, "Djemas Traum vom großen Auftritt. Ein Jugendroman aus Mali", ISBN 3715204524

Emily Nasrallah, "Kater Ziku lebt gefährlich. Stefanos weite Reise. Ein Kinderroman aus dem Libanon", ISBN 3715204990

Maria Teresa Andruetto, "Stefanos weite Reise. Ein Jugendroman aus Argentinien", ISBN 3715204664

Zai Whitaker, "Keine Angst vor Krokodilen. Ein Kinderroman aus Indien", ISBN 3312005213

Mohieddin Ellabbad, "Das Notizbuch des Zeichners. Ein Bilderbuch aus Ägypten", ISBN 3715204737

Kilaka, John, "Frische Fische. Ein Bilderbuch aus Tansania", ISBN 3715204516

Carmen Lomas Garza, "Eine Pinata zum Geburtstag - Una pinata para el cumpleanos. Bilderbuch aus Mexiko.", ISBN 3314015135

Lee Uk-bae, "Sori feiert Tschusok. Ein Bilderbuch aus Korea", ISBN 3715205105

Link
Erklärung von Bern - Baobab Kinder- und Jugendbücher