Alternative zu CNN und BBC für Südamerika?

Fernsehen des Südens

TeleSUR - Fernsehen des Südens, von Lateinamerikanern für Lateinamerikaner, mit Sitz in Caracas - soll eine Alternative zu CNN und BBC werden. Vorbild ist "Al Jazeera". Und nicht nur das lässt in Washington die Alarmsirenen heulen.

Nachrichtenchef Armando Jimenez zu TeleSUR

TeleSUR - das "Fernsehen des Südens“ - ist der erste TV-Kanal Lateinamerikas mit Sitz in Caracas. Er soll eine Alternative zu CNN und BBC werden.

An manchen Orten gingen die Alarmsirenen los, noch bevor TeleSUR das erste Mal ­ im Oktober 2005 auf Sendung ging. Ein republikanischer US-Abgeordneter sprach von "Terroristen-TV".

Made in and from Lateinamerika

Ohne Zweifel ist TeleSUR ein ehrgeiziges Projekt, das seit Oktober 2005 rund um die Uhr sendet. Mehrere Regierungen des Subkontinents finanzieren ihn. "Wir sind ein lateinamerikanischer Kanal - mit einer lateinamerikanischen Sicht der Ereignisse, produziert von Lateinamerikanern“, betont Armando Jimenez.

Der Kubaner, zuständig für die Nachrichten, wirkt eher humorlos. "Das Programm", erklärt er, "ist weltweit über Internet zu empfangen und in Lateinamerika über Satellit." Bisher habe man erst zweieinhalb Millionen Zuschauer. Selbst in Venezuela sei TeleSUR nur über Kabel zu empfangen, zwar umsonst, aber über Kabelanschluss verfügten nur 37 Prozent aller Haushalte. Vor allem ärmere Familien besäßen nur ein Gerät mit Antenne.

Provisorium über Keller erreichbar
Noch sind die Redaktionsräume nicht fertig, überall wird gehämmert und geschraubt. TeleSUR ist im hinteren Teil des regierungseigenen Fernsehens, des Achten Kanals, provisorisch untergebracht.

Wer die Redaktion besuchen will, muss über den Hof erst in den Keller und dann - vorbei an Handwerkertrupps - mit dem Lift in den vierten Stock. Der Empfang besteht aus einem kleinen Tisch, auf dem ein Bild von Che Guevara klebt.

70 Prozent Information

Armando Jimenez kommt aus Kuba. Er ist vierzig Jahre alt, verheiratet und lebt seit anderthalb Jahren mit seiner Frau und den beiden Kindern in Caracas. Vor 15 Jahren hat er beim kubanischen Staatsfernsehen als internationaler Redakteur begonnen. Der TeleSUR-Nachrichtenchef teilt sich mit einem Praktikanten ein winziges Büro: "TeleSUR", so Jimenez, "ist eine Aktiengesellschaft, an der die Regierung Venezuelas 46 Prozent hält, Argentinien zwanzig, Kuba 19, Uruguay zehn und Bolivien fünf Prozent".

70 Prozent des Programms ist Information, Nachrichtensendungen und Dokumentarfilme, das restliche Drittel betrifft Bildung, Reportagen und Reiseberichte. Mit dem arabischen Sender Al Jazeera mit Sitz in Qatar hat man ein Kooperationsabkommen abgeschlossen.

Zehn Korrespondenten für einen Subkontinent

Gearbeitet wird - wie in ganz Venezuela - in der US-Norm NTSC, nicht in PAL. Die Nachrichten stammen von AFP, Reuters, AP und EFE. Die Computer der Redaktion werden mit Linux, freier Software betrieben; nur geschnitten wird am Bildschirm mit kommerziellen Programmen.

Noch berichten wenige Korrespondenten aus dem Kontinent, aber das Netz wächst jeden Monat, meint Jimenez nicht ganz ohne Stolz: "Wir haben zur Zeit zehn feste Korrespondenten. In Washington, Mexiko, Argentinien, Bolivien, Havanna und in Nikaragua, von wo aus ganz Zentralamerika abgedeckt wird. Sowie in Haiti, was für uns besonders wichtig ist, weil dort kaum ein anderes Medium vertreten ist.“

Hör-Tipp
Journal-Panorama, Mittwoch, 20. Dezember 2006, 18:25 Uhr

Download-Tipp
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Link
TeleSUR