Empfindliche Ökosysteme

Inselflora in Gefahr

Die Insel Madagaskar ist wegen ihrer einzigartigen Flora und Fauna seit langem ein wichtiges Forschungsgebiet von Botanikern und Zoologen. Allerdings sind die natürlichen Lebensräume der Insel zunehmend in Gefahr, viele Arten sind vom Aussterben bedroht.

Auf Madagaskar wachsen etwa 12.000 verschiedene Pflanzenarten, ungefähr viermal so viele wie in Österreich. Fast 10.000 davon kommen ausschließlich auf der Insel vor. Besonders vielfältig ist auch die Orchideenflora, die allerdings - als Teil der Regenwälder - extrem gefährdet ist.

Illegale Abholzungen aber auch Ackerbau und Weideland fressen den natürlichen Lebensraum. Von der ursprünglichen Vegetation Madagaskars sind nur noch etwa acht Prozent erhalten.

Sensible Ökosysteme

Regenwälder sind extrem empfindliche Ökosysteme, deren Funktionieren vom Zusammenspiel ihrer einzelnen Elemente - Tiere, Pflanzen, Pilze etc. - abhängig ist. Wenn eines dieser Elemente verschwindet, kann das weit reichende Folgen haben: Nahrungsketten können zusammenbrechen und letztlich das ganze System nachhaltig in Unordnung bringen.

Ein von Österreich initiiertes Forschungsprojekt verfolgt das Ziel, Pflanzen der besonders artenreichen Orchideen-Gattung Bulbophyllum nachhaltig zu schützen. Von den fast 2.000 bekannten Bulbophyllum-Arten weltweit kommen ungefähr 200 nur auf Madagaskar vor und sind auch dort entstanden.

Artenschutz mit vereinten Kräften

Um diese Orchideen vor dem Aussterben zu bewahren, entstand 1999 eine Zusammenarbeit zwischen dem Botanischen Garten der Universität Wien und jenem in Tsimbazaza auf Madagaskar. Kurze Zeit später beteiligte sich auch das Institut für Botanik der Universität Salzburg an der Kooperation. Ziel ist es zunächst einmal, gefährdete Pflanzen zu sammeln und zu kultivieren, um sie gegebenenfalls später wieder in ihrem ursprünglichen Lebensraum auspflanzen zu können.

Dabei unterstützt Österreich Madagaskar sowohl finanziell als auch mit technischem Wissen. So wurde auf der Insel ein spezielles Gewächshaus zur Orchideenzucht geschaffen und eine Einrichtung zur künstlichen Vermehrung der Pflanzen. Österreich hat auf diesem Gebiet langjährige Erfahrung.

Know how aus Österreich

Die berühmte Orchideen-Sammlung des Botanischen Gartens in Wien umfasst nicht weniger als 2.500 Bulbophyllum-Pflanzen, und auch Salzburger Botaniker haben eine umfangreiche Schutzsammlung angelegt. Diese Bestände bildeten auch die Grundlage für ein vom österreichischen Wissenschaftsfonds unterstütztes Projekt, das sich mit der Verbreitung und Entwicklungsgeschichte der madegassischen Orchideen beschäftigt. Dabei arbeiten die Botanischen Gärten von Wien, Salzburg und Tsimbazaza mit Forschungseinrichtungen in England, Holland, Singapur, Brasilien und Australien zusammen.

Praktischer Arten- und Naturschutz

Mit Hilfe von DNA-Analysen wird die Artenvielfalt der Orchideen erforscht. Satellitendaten helfen, die Verbreitungsgebiete der Pflanzen zu erheben. Auf diese Weise wird auch festgestellt, welche Lebensräume der Insel besonders schützenswert sind. Insofern kann das Forschungsprojekt der madegassischen Regierung, die die Dringlichkeit zu handeln erkannt hat, eine Entscheidungshilfe bieten.

Mehr zur Fauna und Flora Madagaskars in oe1.ORF.at

Hör-Tipp
Dimensionen-Magazin, Freitag, 10. November 2006, 19:05 Uhr

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