Zum 90. Geburtstag von Edmund Hlawka

Der Traum von der Weltformel

Edmund Hlawka gilt als der bedeutendste österreichische Grundlagenmathematiker der Gegenwart und genießt seit langem internationales Ansehen. Schon als Zwölfjähriger beherrschte er die höhere Mathematik. Am 2. November feiert er seinen 90. Geburtstag.

Edmund Hlawka, der in wenigen Tagen seinen 90. Geburtstag feiert, gilt als der bedeutendste österreichischen Grundlagenmathematiker der Gegenwart und genießt seit langem auch großes internationales Ansehen. Jahrzehntelang wirkte er als Professor sowohl an der Wiener Universität als auch an der TU Wien und es gelang ihm in unvergleichlicher Weise, Lehre und Forschung miteinander zu verbinden.

Der Wissenschafter wurde am 5.November 1916 in Bruck an der Mur als einziges Kind von Leopold und Melanie Hlawka geboren. Schon bald nach seiner Geburt übersiedelte die Familie nach Wien. Im Alter von vier Jahren las der kleine Edmund mit Begeisterung Zeitungen und vergrub sich in Büchern. Als Zwölfjähriger beherrschte er bereits viele Bereiche der höheren Mathematik, mit vierzehn studierte er bereits die Originalarbeiten Albert Einsteins.

Die Idee der Welt-Formel

Edmund Hlawka hatte das Glück, dass seine Mathematik- und Physiklehrer die geniale Begabung ihres Schülers schon früh erkannten und sie förderten ihn so gut sie konnten. Schon vor Beginn seines Studiums - aber auch noch viel später - war es Hlawkas Streben, immer weiter in die Welt der Theorien aufzusteigen. So gelangte er bald auch zu den theoretischen Grundlagen der Mathematik, der Naturwissenschaften, zur Theorie der Erkenntnis und damit zur Philosophie.

So kam er zwangsläufig auf die Idee, dass es doch irgendwie möglich sein müsste, jegliches Geschehen auf dieser Welt auf eines oder zumindest ganz wenige Gesetze zurückzuführen. Sein Traum war es die Welt vollständig erklären zu können. So entstand - ebenso wie bei Werner Heisenberg - die Idee von der "Welt-Formel", aus der sich letztlich sämtliche Prozesse im Kosmos ableiten lassen.

Schüler von Thirring, Wirtinger und Gödel

Im Herbst 1934 begann Hlawka sein Studium an der Wiener Universität. Und schon im ersten Semester durfte er an Seminaren des bedeutenden theoretischen Physikers Prof. Hans Thirring teilnehmen. Zu seinen Lehrern zählten auch die berühmten Mathematiker Wilhelm Wirtinger, Philipp Furtwängler und vor allem Kurt Gödel.

1938 promovierte Edmund Hlawka im Alter von nur 22 Jahren zum Doktor der Philosophie. Bis 1941 war er wissenschaftliche Hilfskraft am mathematischen Institut der Universität Wien, anschließend Assistent und arbeitete nebenbei an seiner Habilitationsschrift, um später die Chance auf eine Professur zu bekommen. Bei dieser Arbeit ging es um ein Thema aus dem Gebiet der "Geometrie der Zahlen".

1948 erhielt Edmund Hlawka einen Ruf an die Technische Hochschule in Graz und wurde bereits im Jahr darauf zum Ordentlichen Professor an der Wiener Universität ernannt. 1955 wurde er Dekan der philosophischen Fakultät und 1976 erster Dekan der neuen naturwissenschaftlichen Fakultät.

"Mathematik ist da, um sich das Rechnen zu ersparen"

Daneben nahm er auch noch Gastprofessuren in Princeton, Pasadena, Paris und Zürich an. Dennoch gelang es ihm, seine Forschungen in der Höheren Mathematik weiter zu führen: Unter anderem auch auf dem Gebiet der so genannten "Theorie der Gleichverteilung".

Hlawka selbst bezeichnet sich als miserablen Rechner. Mathematik ist dazu da, um sich das Rechnen zu ersparen, ist einer von Hlawkas wichtigsten Leitsätzen: "Wenn ich eine größere Rechnung vor mir habe, versuche ich, sie durch eine Überlegung zu ersetzen."

Er versteht es wie kaum ein anderer, die großen Fragen und Probleme seiner Wissenschaft so darzustellen, dass es auch der Laie verstehen kann. Er geht dabei von der Alltagspraxis aus und lockert seine Darstellungen durch viele Anekdoten auf.

Hör-Tipp
Menschenbilder, Sonntag, 29. Oktober 2006, 14:05 Uhr

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