Hörbücher im Herbst

8. April 2017, 21:58

Ausschnitt aus Orhan Pamuks "Schnee"

Eine ebenso faszinierende wie irritierende Hörspielfassung von Orhan Pamuks Roman "Schnee": Der Hörverlag, offenbar mit feinem Gespür für den richtigen Zeitpunkt ausgestattet, hatte diese Produktion von NDR und Deutschlandradio Kultur bereits in sein Herbstprogramm aufgenommen, als die Entscheidung über die Vergabe des Literaturnobelpreises 2006 fiel.

Dem Regisseur Norbert Schaeffer ist es gelungen, die ganze Vielstimmigkeit der Buchvorlage mit gleich 30(!) Sprechrollen in ein atmosphärisch ungeheuer dichtes Hörspiel umzusetzen. Ein Kunstkniff dabei: die fast durchgängige Besetzung mit deutschtürkischen Sprechern und Sprecherinnen.

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Elfriede Jelinek - ein Portrait

Eine Hommage an die Literaturnobelpreisträgerin 2004 aus Ö1 Beständen. Die beiden CDs enthalten Robert Weichingers und Gerhard Mosers in der Reihe "Tonspuren" gesendetes Porträt "Die Frau ist die Todesstrafe des Mannes", dazu ein Interview mit der Schriftstellerin, eine Lesung der Autorin aus ihrem Roman "Die Kinder der Toten" und - als besondere Kostbarkeit aus dem Archiv - die erste Radioaufnahme mit der damals 21 Jahre jungen Schriftstellerin.

Elfriede Jelinek kocht Kaffee

Elisabeth Scharang besuchte die Schriftstellerin 2004 in deren Haus, um ein ausführliches Interview mit ihr zu machen. Herausgekommen ist dabei ein einfühlsames und dabei lockeres Gespräch, in dem sich "die Jelinek" kein Blatt vor den Mund nimmt. Sie erzählt über ihre Kindheit, ihre Jugend in Klosterschule und Konservatorium, ihren Werdegang als Autorin und die von einigen ihrer Werke unfreiwillig bewirkte Polarisierung.

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Gabriel García Márquez: "Erzählungen"

Seinen berühmten Roman "Hundert Jahre Einsamkeit" einmal beiseite gelegt: Die Leidenschaft des 1982 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichneten Kolumbianers gilt dem Erzählen. Mit leichter Ironie, aber nie verächtlich schildert er Menschen, Milieus und "Macondo", diesen kleinen, imaginären Ort, der eine Welt für sich ist, ein magischer Seelenzustand und ein Geschichtenkosmos.

Die Hörausgabe enthält 15 Erzählungen, einfühlsam gelesen von Jan Josef Liefers. Die 8 CDs sind in eine ansprechend gestaltete Schachtel gepackt, die sich auch in Bücherregalen attraktiv ausnimmt. Ein großformatiges, informatives und reich illustriertes Booklet liegt bei. Alles in allem: ideal zum Verschenken.

Christoph Ransmayr: "Der fliegende Berg"

Was sich nicht in eine Ballade kleiden lässt, sei nicht wert, überhaupt erzählt zu werden. Diesen Leitspruch hat der Irland- Heimkehrer Christoph Ransmayr in seinen elf Jahren auf der Grünen Insel verinnerlicht. Und so hat er den jüngsten Roman über die Suche nach einem mythischen Berg und nach der Liebe ganz auf seinen eigenen Vortrag und Sprechduktus abgestimmt. Er hat sogar daran gedacht, ihn nicht gedruckt, sondern ausschließlich als Audio-Book zu veröffentlichen.

An dieser Stelle ein großes Plädoyer für das Hörbuch! Das nicht im Blocksatz, sondern im üblicherweise der Lyrik vorbehaltenen Flattersatz gedruckte Buch mag zwar interessant sein, doch Ransmayrs leicht schwebende und dabei eindringliche Lesung hat eine innere Melodie, die man nur mit den Ohren wahrnehmen kann.

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