Wettbewerb für die Musik-Elite Österreichs

Gradus ad Parnassum 2006

Er ist die Plattform der Spitzenmusiker des Landes und feierte heuer sein zehnjähriges Jubiläum: der Gradus-ad-Parnassum-Wettbewerb. Am Dienstag fand das Preisträger-Konzert mit dem RSO Wien im Musikverein statt. Haupt-Sieger wurde das Acies Quartett.

Acies-Quartett: Aus Mozarts "Dissonanzen-Qartett"

"Ich bin sehr froh, dass der Gradus-ad-Parnassum-Bewerb heute als wichtigster nationaler Spitzenwettbewerb gesehen wird. Es hat viele Jahre gedauert, diesen Gedanken durchzusetzen. Wir haben Schritt für Schritt gelernt, den Bewerb ideal zu positionieren. Die Akzeptanz wurde schließlich durch Einführung von Kategorien - jeweils eine Solo- und eine Kammermusik-Kategorie - erhöht. Wichtig war auch die Öffnung zu den ausländischen Studenten hin, die ja heute an den Universitäten und Konservatorien die Mehrheit bilden. Und der letzte, entscheidende Schritt war das Patronanz-Modell, wonach jeweils eine andere Universität Gastgeberin ist. Mit 148 Wettbewerbs-Teilnehmern hatten wir heuer eine Verdoppelung im Vergleich zu den beiden Jahren davor", stellte Paul Roczek, Vorsitzender des Bundesfachbeirates von Musik der Jugend, zufrieden anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Wettbewerbs fest.

Am Dienstagabend fand das Preisträger-Konzert im Rahmen der Jeunesse mit dem RSO Wien unter Karen Kamensek im Großen Musikvereinsaal statt, bei dem Werke von Mozart aufgeführt wurden. Anschließend wurden die Preise in den Solosparten Klavier, Violine, Klarinette und im Bereich Kammermusik sowie auch der Österreichische Klassik-Preis 2006 und der aus Anlass des Jubiläumsjahres vom Mozartjahr 2006 gestiftete Mozart-Preis vergeben.

"Künftig soll der Wettbewerb in den großen Zentren wie Wien, Graz, Salzburg und Linz ausgerichtet werden, wo es die nötige Infrastruktur gibt. Ich wünsche mir noch mehr Konzertveranstalter und Persönlichkeiten aus dem Kulturleben, die nicht nur die Gala besuchen, sondern auch den jungen Musikern bei ihrer Karriere helfen. Denn sie haben es heute durch den globalisierten Markt viel schwerer", lauten Paul Roczeks Zukunftswünsche.

"Große Identifikation" bei Kons Wien Privat-Uni

"Es war ein Experiment, denn das Patronanz-Modell ist ja noch ganz neu - und letztlich gab es bei uns eine ganz große Identifikation mit dem Wettbewerb. Ganz wichtig ist, dass er nun weiter entwickelt wird, denn es ist die einzige wirklich kooperative Plattform der Unis und Konservatorien Österreichs für den Spitzen-Nachwuchs. Immerhin zählen ja auch drei Studenten unserer Institution zu den Preisträgern - wir sind sehr glücklich", resümiert Ranko Markovic, künstlerischer Leiter der Konservatorium Wien Privatuniversität.

"Die Preisträger haben höchstes Niveau, was bei diesem Konzert auch zu hören war. Aber im Vorfeld sind noch Verbesserungen notwendig, denn da habe ich bei manchen Studenten einen etwas lockeren Umgang festgestellt. Der Bewerb muss sich daher innerhalb der Institutionen noch klarer profilieren", ergänzt Markovic.

Preis-Regen für das Acies Quartett

"Es ist eine ganz große Ehre für uns, soviel Anerkennung von verschiedenen Jurys zu erhalten. Wir haben wirklich unser Bestes gegeben - und es hätte nicht besser kommen können", strahlt Benjamin Ziervogel, erster Geiger des aus Raphael Kasprian, Manfred Plessl und Thomas Wiesflecker bestehenden Kärntner Acies Quartetts. Die Musiker wurden nicht nur mit dem ersten Preis in der Kategorie Streichquartett sondern auch mit dem Klassik- und Mozart-Preis ausgezeichnet.

Bratschist Manfred Plessl und Cellist Thomas Wiesflecker studieren noch am Kärntner Landeskonservatorium, die beiden Geiger haben bereits abgeschlossen. "Wir haben am 9. November ein Konzert in Rom und es gibt auch Solo-Konzerte. Im Mittelpunkt steht aber unser Quartett. Ich denke, nach diesem Abend ist ein Riesenstein ins Rollen gekommen", so Ziervogel.

Geige-Preis an Sergey Malov - und spontane Hilfe

"Ich freue mich ganz riesig über diesen ersten Preis und dass ich hier mit dem RSO spielen durfte. Die Mozart-Konzerte sind ja Perlen des Repertoires. Als mich RSO-Konzertmeisterin Maighrèad McCrann bei den Proben hörte, hatte sie Mitleid mit mir - und lieh mir spontan ihre wunderbare Geige. Denn meine eigene ist zwar gut, aber nur zwei Jahre alt und nicht so stark", schildert Sergey Malov aus St. Petersburg, Jahrgang 1983, begeistert. Und während des Konzerts erhielt der Mozarteum-Student noch ein weiteres Geigen-Angebot von einem Arzt.

Der Ausnahmegeiger wird bereits von der Wiener Agentur Delage vertreten: "Durch einen Wettbewerb kam ich mit Herrn Delage in Kontakt - und es gab bereits interessante Engagements. So werde ich im Februar in Vilnius das Beethoven-Violinkonzert mit dem Litauischen Symphonie Orchester spielen. Und ganz wichtig ist, dass für mich Vorspiele bei Dirigenten organisiert werden", so der junge Geiger, der nun hofft, durch eine Stiftung eine Qualitätsgeige zu erhalten.

Klavier-Preis an Taiwanesen Yi-Chih Lu

"Es ist eine ganz große Auszeichnung für mich, denn der erste Preis ist natürlich etwas ganz Besonderes. Und nicht zuletzt ist er für mich so wichtig, weil ich ja lange in Österreich studiert habe", erklärt Yi-Chih Lu aus Taipeh, der bis vergangenen Juni an der Musik-Uni Wien bei Michael Krist Klavier studierte und nun an der Universität der Künste Berlin bei Klaus Hellwig ist.

Abschließen will er sein Klavier-Studium aber 2007 in Wien. "Solange ich hier lebe, widme ich mich vor allem Komponisten des deutschen Sprachraums", erzählt der vielfache Preisträger. Am 6. Dezember gibt er ein Konzert in der Wiener Gesellschaft für Musiktheater mit Werken von Beethoven, Schumann und Debussy geben.

Zwei zweite Preise für Solo-Klarinette

Im Bereich Solo-Klarinette wurde heuer kein erster Preis vergeben, sondern zwei zweite Preise an Thomas Fichtinger, Jahrgang 1981, Student der Privat-Uni Wien sowie an Daniel Ottensamer, Jahrgang 1986, der an der Wiener Musik-Uni studiert.

Mehr zu Daniel Ottensamer in der Ö1 Talentebörse

"Es war eine ganz große Ehre für mich, hier mit dem RSO Wien spielen zu dürfen. Ich hoffe nun, bald als Orchestermusiker eine fixe Stelle zu bekommen", so Thomas Fichtinger, der in zwei Jahren abschließen wird und als Substitut u.a. beim RSO Wien tätig ist.

Ausschnitte in Ö1

Die Ö1 Sendung "Intrada" berichtet am Freitag, 27. Oktober 2006, über den Gradus-ad-Parnassum-Wettbewerb und sendet Ausschnitte aus dem Preisträger-Konzert.

Mehr zum Musik-Nachwuchs Österreichs in der Ö1 Talentebörse und zu Mozart 06 in oe1.ORF.at

Hör-Tipp
Intrada, Freitag, 27. Oktober 2006, 10:05 Uhr

Veranstaltungs-Tipp
Klavier-Abend Yi-Chih Lu, in Zusammenarbeit mit der Cziffra-Stiftung, Beethoven "32 Variationen in c-Moll", Rimsky-Korsakow/Cziffra "Hummel-Flug", Schumann "Sonate 2 op. 22 g-Moll", Debussy "Estampes", Bach/Busoni "Chaconne" u. a., Mittwoch, 6. Dezember 2006, 19:00 Uhr, Gesellschaft für Musiktheater, 1090 Wien, Türkenstraße 19

Links
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