Diffizile Restaurierung
Sind alte Geigen wirklich besser?
Die Sammlung alter Musikinstrumente des Kunsthistorischen Museums Wien lässt sich bis vor das Jahr 1596 zurück verfolgen. Damals wurden die von Erzherzog Ferdinand gesammelten Instrumente erstmals inventarisiert. 30 Objekte stammen noch aus dieser Zeit.
8. April 2017, 21:58
Restaurator Alfons Huber spielt einen Spinettino-Nachbau
Eines der in der Sammlung alter Musikinstrumente des Kunsthistorischen Museums ausgestellten Instrumente ist ein Spinettino, ein Tasteninstrument, das, so nimmt man an, Mitte des 17. Jahrhunderts in Italien gebaut wurde. Das alte Instrument ist aber nur bedingt spielbar.
Zwei Umbauten haben es in vielen Bereichen völlig verändert. Bei jedem Umbau ging es darum, den Klang des Instrumentes den jeweiligen musikalischen Moden anzupassen.
Originalteile entfernt
Aus diesem Grund wurden schon vor Jahrhunderten viele Originalteile entfernt. Diese können heute zum Teil nicht mehr rekonstruiert werden. Für die Restauratoren des Museums ergibt sich daraus das Problem, dass sie viele Instrumente nicht mehr in den Erbauungszustand zurückführen können.
Aus diesem Grund baut man in der Instrumentensammlung zahlreiche Instrumente nach. Dadurch kann man sich an einen vermeintlichen Originalzustand zumindest annähern.
Materialien haben sich verändert
Ein Problem - sowohl im Rahmen der Nachbauten als auch bei der Renovierung von Instrumenten - ist, dass viele Materialien nicht mehr in ausreichender Qualität vorhanden sind. So werden moderne Leder durch andere Techniken gegerbt, als das früher der Fall war. Auch sind die Vogel-Kiele, die man zum Anreißen der Seiten verwendet, nicht mehr bei allen früher verwendeten Vögeln von guter Qualität. Vor allem die Federkiele überzüchteter Truthähne entsprechen heute nicht mehr den Anforderungen der Restauratoren.
Trotz dieser Schwierigkeiten sind die klanglichen Ergebnisse vieler Nachbauten durchaus zufrieden stellend. Weil es früher keine Tonaufzeichnungen gab, gibt es allerdings keine direkten Vergleiche.
Alte Geigen wirklich besser?
Zumindest bei den Geigen ist man sich aber sicher, dass diese, je älter sie sind, umso besser klingen. Doch auch hier warnen Experten zu pauschalisieren, denn viele dieser bis zu 300 Jahre alten Instrumente wurden ebenfalls bereits verändert, das allerdings so kunstvoll, dass man dies von Außen nicht sieht.
Ein weiteres Argument gegen die These, dass nur alte Geigen gut klingen, ist, dass diese ebenfalls einmal neu waren und niemand deren damaligen Klang kennt. Zudem, so nehmen Geigenbauer an, dürften nur die besten Geigen aus der damaligen Zeit "überlebt" haben.
Hör-Tipp
Radiokolleg, Montag, 23. Oktober bis MIttwoch, 25. Oktober 2006, 9:45 Uhr
Link
Kunsthistorisches Museum - Sammlung alter Musikinstrumente