Multimillionär Steve Wynn und sein "Le Reve"

Albtraum eines Kunstsammlers

So gut wie verkauft war das Picasso-Gemälde "Le Reve" des US-Multimillionärs Steve Wynn. Doch dann geschah der Albtraum eines jeden Kunstsammlers. Bei der letzten Präsentation stieß Wynn mit seinem Ellbogen aus Versehen durch die Leinwand des Bildes.

Vor ein paar Monaten war sie das Tagesgespräch: "Die goldene Adele“ von Gustav Klimt. Der amerikanische Multimillionär Ronald Lauder hatte sie gerade um 135 Millionen Dollar für sein Museum in New York erstanden. Es war der höchste Preis, der je für ein Kunstwerk bezahlt worden ist.

Jetzt hätte diese Summe überboten werden können - für einen Picasso. Für genau jenen Picasso, den einmal Wolfgang Flöttl besessen hatte, mittlerweile auch als BAWAG-Angeklagter bekannt. Dieser Picasso war bereits so gut wie verkauft. Ein Kunsthändler hatte sich das Werk genau angesehen und auch schon einen Sammler gefunden, der zahlen konnte, eben noch mehr als für die "Goldene Adele".

Wenn jemand nach Las Vegas fährt, dann kann er was erzählen. Aber es kommt natürlich darauf an: wer dieser "Jemand“ ist, in welchem Hotel er/sie absteigt, was er/sie dort genau macht - ein reiner Casinobesuch ist ja wahrscheinlich nur dann erwähnenswert, wenn man den Jackpot knackt ...

140 Millionen Dollar zum Beispiel: So viel hat jedenfalls Steve Wynn schon fast auf seinem Konto gehabt. Zusätzlich zu den Millionen, die er ohnehin schon besitzt. Aber die 140 Millionen hat er sich nicht erspielt - er ist nämlich Hotel- und Kasinobesitzer in Las Vegas - nein, er hätte sich das Geld durch einen Verkauf verdient, wenn nicht, ja, wenn es nicht diesen ungewöhnlichen Vorfall gegeben hätte (und jetzt kommen wir wieder zum Anfang zurück) und wenn davon nicht jemand erzählt hätte: Dieser Jemand ist in unserem Fall die amerikanische Schriftstellerin Nora Ephron.

Sie war nicht nur - so schreibt sie jetzt in einem Weblog - an einem Wochenende im September in Las Vegas, sie wurde auch von Steve Wynn, gemeinsam mit ein paar anderen Freunden aus New York, zum Abendessen eingeladen. Und so nebenbei erfährt sie dort, dass sich Wynn, der auch ein bekannter Kunstsammler ist, von seinem teuersten Schatz so gut wie getrennt hat - eben von "Le Reve“, einem der berühmtesten Bilder von Pablo Picasso. Ein großes Raunen geht über den Dinner-Tisch, nicht zuletzt als die Gruppe erfährt, dass der Käufer bereit ist, dafür 140 Millionen Dollar zu zahlen - den höchsten Preis, der je für ein Kunstwerk erzielt worden ist.

Natürlich wollen alle das Bild noch einmal sehen. Steve Wynn führt sie in sein Büro, zeigt es ihnen und erzählt dort lang und breit die Geschichte dieses Werks. Da mag durchaus auch der Name Wolfgang Flöttl gefallen sein, von dem Wynn das Bild ja erstanden hat. Und wie er so einigermaßen temperamentvoll alle Einzelheiten schildert, stößt er plötzlich mit dem Ellbogen an den Picasso, oder besser - nein, schlechter - durch den Picasso. Es macht ein schreckliches Geräusch und - tatsächlich! - da ist ein Riss im Bild - groß wie ein Zwei-Euro-Stück.

Das teuerste Kunstwerk der Welt ist beschädigt. Wynn entkommt ein Fluch; dann fügt er hinzu: "Schaut was ich da getan habe !“ Andere Quellen berichten, er soll noch gesagt haben: "So ein Glück, dass das niemand von Euch war!“ Noch vor den Gästen ruft er den Kunsthändler an, der ja schon einen Käufer für das Bild hatte und schildert ihm was vorgefallen ist: "Ich habe schlechte Nachrichten“, sagt Wynn ins Telefon. "Aus dem Verkauf wird wohl nichts.“

Das war es dann auch! Laut einem Bericht im Magazin "New Yorker" wird "Le Reve“ derzeit repariert. Man wird nichts mehr von dem Loch sehen, heißt es. Steve Wynn wird das Bild behalten - und ganz nebenbei: Klimts "Goldene Adele“ bleibt bis auf weiteres das teuerste Kunstwerk der Welt.