Günther Paals achtes Soloprogramm

"Wir - schwierig" mit Gunkl

"Ich-Statuierungen kann man entweder zu Fuß vornehmen, indem man sich selbst einfach zur Kenntnis nimmt, und das ist es dann, oder man findet übers Du zum Ich, wie es meistens geschieht." So leitet Gunkl seine aktuelle Standortbestimmung zur Person ein.

Das Gute und das Böse

Gunkl alias Günther Paal hat sich für sein achtes Soloprogramm wieder diverse Denkübungen vorgenommen, die kraft seiner pointierten Formulierkunst den Spagat zwischen Philosophie und Kabarett schaffen. Dem Gehirn und dessen sämtlichen Erzeugnissen, rationalen Argumenten und logischen Beweisführungen widmet Gunkl seinen Kabarett-Abend mit dem Titel "Wir - schwierig".

Bitte mitdenken!

Zunächst stellt Gunkl ein für alle akzeptables "wir" her und lädt das Publikum zum Mitdenken ein:

Das Wir ist etwas, das sich durch Denken ergibt. Das Wir muss man herstellen in einem abstrakten Raum. Bevor das nicht gedacht wird, gibt es nur Ichs. Erst wenn wir denken 'mir san mir' gibt es dann auch ein Wir.

Dann widmet er sich den vielfältigen Möglichkeiten, zu einem Weltbild zu gelangen. Von scheinbaren philosophischen Spitzfindigkeiten ist der Weg zu politischen Randbemerkungen nicht weit. Er scheut sich auch nicht davor, für einige Momente in die Rolle des kabarettistischen Psychotherapeuten zu schlüpfen, um seine Gedankengänge nachvollziehbar zu machen. Sein Rat an die Zuhörer: "Seien Sie enttäuscht, das schafft Klarheit!"

Wohlüberlegt gesetzte Worte

Gunkl bleibt auch in seinem achten Soloprogramm kompromisslos und denkt - stets in der Mitte der Bühne postiert - laut ins Publikum. Minimalistischer kann eine Bühnenperformance nicht sein. Der Kabarettist - zwar nicht im schwarzen Anzug, sondern im grauen T-Shirt und Jeans - steht im Lichtkegel dreier Scheinwerfer, er macht kaum eine Bewegung, außer manchmal mit den sich sonst konzentriert an den Fingerkuppen berührenden Händen und der rechten Augenbraue.

Keine großen Gesten sollen vom Eigentlichen, vom Denken und von den Argumentationsketten ablenken. Jedes Wort ist wohlüberlegt, jeder Einschub komponiert, jeder Beistrich ganz bewusst gesetzt. Die unterschiedlichsten Überlegungsstränge werden sorgsam ausgelegt und nach etlichen Abschweifungen mit heiterer Gelassenheit wieder aufgenommen und weitergesponnen.

Im Alltag tut sich ein Formulierkünstler dieser Kategorie allerdings manchmal schwer, besonders in der schönen, neuen Medienwelt:

Ich lese keine Zeitungen mehr. Allerdings einmal vor der Wahl habe ich was gelesen, das war ein semantisches Tiefdruckgebiet. In der "Kronenzeitung" stand als Schlagzeile: Wahlbeteiligung ist für vieles wichtig. Und dafür haben die auch nur einen Baum umgeschnitten! (....) Die Tagespolitik im Fernsehen verpasst mir ein dumpfes Schädeltrauma, daher schau ich mir fast nichts an, höchstens Dokumentationen.

Nur keine semantische Diät

Gunkl gibt durchaus zu, dass er sich auf der Bühne manche Dinge gewissermaßen von der Seele reden, respektive herauskotzen muss, um nach dieser "reversen semantischen Diät" ein Gefühl der Erleichterung zu spüren. Diese wird nötig, wenn er sich mit den leidigen Fragen nach dem göttlichen Plan, "intelligent design", Schöpfung oder Zufall beschäftigt.

Zur therapeutischen Sitzung darf - so der Kleinkunst-Logiker - ein Kabarett-Abend dennoch nicht werden. Wohin schließlich all die Gedanken zum Beispiel über das Wort "aber" führen? Natürlich zur Sinnfrage, und da ist Gunkl, wie so oft, für Klarheit; die ist zwar enttäuschend, aber das ist eben der Preis der Klarheit.

Eine Veranstaltung live aus dem Kabarett Niedermair mit Unterstützung von Wien Energie

Hör-Tipp
Kabarett direkt, Freitag, 21. Dezember 2007, 20:00 Uhr

Veranstaltungs-Tipps
Gunkl, "wir - schwierig", 21. Dezember 2007,
Ö1 Club-Mitglieder erhalten ermäßigten Eintritt (Vorverkaufspreis an der Abendkasse)

Links
Gunkl
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