Zum Beginn der Viennale

Der programmierte Erfolg

Mit dem englischen Monarchie-Drama "The Queen" hat am Freitagabend im Wiener Gartenbaukino die diesjährige Viennale begonnen. Auch die 44. Ausgabe des Festivals wird ein Erfolg werden - inklusive Besucherrekord. Was ist sein Geheimnis?

Ein Festivalprogramm, das stolz darauf ist, die Siegerfilme der großen Festivals von Berlin, Cannes und Venedig nicht zu zeigen, lässt auf ungetrübtes Selbstbewusstsein seiner Macher schließen. Viennale-Leiter Hans Hurch spricht gern von einer Art Vertrag, den er mit seinem Publikum schließe, wonach noch dem unbekanntesten und entlegensten Titel des Festivals etwas Sehenswertes und Einzigartiges innewohne. In der Tat scheinen die Menschen diesem Versprechen jedes Jahr mehr zu vertrauen: Der Kartenvorverkauf kam heuer besonders rasch in Schwung, und es würde niemanden überraschen, wenn auch die Viennale 06 wie viele ihrer Vorgängerinnen mit einem neuen Besucherrekord schlösse.

Wie subjektiv ist die Viennale-Auswahl?

Hans Hurch weist jeden Verdacht, er versammle jedes Jahr hier seine Lieblingsfilme, entschieden und auch glaubhaft zurück. Dennoch eignet der Auswahl naturgemäß etwas von der, sagen wir, Persönlichkeitsstruktur ihres Intendanten: Hurch ist ein sensibler Cineast, er schätzt all die nuancenreichen Kammerspiele aus den exotischsten Filmnationen, die er zeigt, auch wirklich. Platte, politisch korrekte Thesenfilme sind (nicht nur) ihm ein Gräuel, und vor allem in den gemeinsam mit dem Österreichischen Filmmuseum erstellten alljährlichen Retrospektiven verrät sich auch die Frankophilie des Festivalchefs.

Warum nicht auch Ken Loach?

Alles okay, nur hätte ich, ehrlich gesagt, nichts dagegen gehabt, bei der Viennale auch zum Beispiel den neuen Film von Ken Loach zu sehen, der heuer in Cannes die Goldene Palme gewonnen hat. Ich weiß selbst, dass "The Wind That Shakes the Barley" (so der Titel des Irland-Dramas) nicht Loachs bester Film ist, aber ein Festival wie das von Cannes hält seinen Stammregisseuren eben auch in weniger glücklichen Jahren die Treue, und das stünde der Viennale vielleicht auch nicht übel an.

Von Aki Kaurismäki zeigt man heuer schließlich auch seine jüngste Arbeit, die an seine besten von früher nicht heranreicht. Das soll niemandem den Spaß an den randvoll gefüllten Kinotagen verderben, zumal auch die Retrospektiven mit manchen Raritäten aufwarten (vor allem die Reihe mit den Dschungelfilmen und mit Beispielen des frühen Neuen Deutschen Films).

Schenken kann man sich, einmal mehr, die Ausflüge ins Horror-Genre, für das Hurch noch nie ein "Handerl" hatte: Die Serie "Masters of Horror", von der einige Beispiele zu mitternächtlicher Stunde auf die Leinwand projiziert werden, steht seit langem wohlsortiert im DVD-Geschäft Ihrer Wahl.

Mehr zur Viennale in oesterreich.ORF.at und Ö1 Inforadio

Mehr zur Viennale in oe1.ORF.at
Viennale '06
Sojawirtschaft versus Umweltverbrechen

Veranstaltungs-Tipp
Viennale, Freitag, 13. Oktober bis Mittwoch, 25. Oktober 2006, verschiedene Veranstaltungsorte,
Ö1 Club-Mitglieder erhalten ermäßigten Eintritt (10 Prozent).

Link
Viennale