Wenn die Angst krankhaft wird
Phobien
Angststörungen und Phobien sind weiter verbreitet als man vielleicht annehmen würde und sie schränken Alltag und Freiheiten drastisch ein. So ist es zum Beispiel Menschen mit einer ausgeprägten Phobie vor Fahrstühlen, nicht möglich diese zu benutzen.
8. April 2017, 21:58
Jeder Mensch kennt Angst. Sie ist ein nützliches Gefühl mit einer wichtigen Warnfunktion - Angst weist uns auf Gefahren hin und sichert das Überleben. Damit verbunden sind körperlichen Reaktionen (beschleunigte Herztätigkeit, Erhöhung des Blutdrucks), die durch eine erhöhte Ausschüttung von Adrenalin und Noradrenalin entstehen.
Die wichtigste Aufgabe der in einer Alarmsituation freigesetzten Hormone Adrenalin und Noradrenalin dienen der kurzfristigen Bereitstellung von Energie um eine schnelle Reaktion auf die Bedrohung (z. B. Flucht) zu ermöglichen.
Die Angst vor der Angst
Pathologische Ängste sind häufige Erkrankungen, die zu beträchtlichen Einschränkungen in der Lebensführung der Betroffenen führen können. Unter Phobie wird eine gerichtete Angst, eine krankhafte Furcht vor etwas ganz Bestimmtem verstanden. Zumeist handelt es sich um Ängste vor bestimmten Orten, Situationen, Menschen, Tieren und Objekten, die dann mangels Bewältigungsstrategien vermieden werden.
Phobien haben äußere Reize als Auslöser, während bei der anderen Gruppe der Angststörungen (Panikstörungen und generalisierten Angststörungen) innere Auslöser (Gedanken und Körpersymptome) vorhanden sind. Konfrontation mit dem Angst auslösenden Objekt löst unmittelbar Angst obwohl diese als unbegründet erkannt wird. Im Verlauf entsteht dann zunehmend "Angst vor der Angst", das in der Folge zu sozialem Rückzug führen kann.
Ursachen der Angst
Aus tiefenpsychologischer Sicht entsteht eine Phobie als Resultat eines Abwehrvorganges. Das bedeutet, dass Bewusstseinsinhalte, die Angst erzeugen, aus dem Bewusstsein verdrängt werden. Die Angst wird auf andere äußere Faktoren verschoben z. B. auf ein Tier oder eine Situation, die auf diese Art leichter vermieden werden kann.
Biologisch betracht entstehen diese Ängste im Mandelkern unterhalb der Hirnrinde, der für negative Gefühle zuständig ist. In den Mandelkernen laufen auch jene Prozesse ab, die Angst kontrollieren können.Schmerzhafte Erlebnisse scheinen in unserem Gedächtnis besonders schnell aber auch lange gespeichert zu werden - man spricht in diesem Zusammenhang auch von Furchtgedächtnis.
So ist es z. B. bekannt, dass Situationen, die schon einmal Angst ausgelöst haben auch wenn sie in geringerer Intensität wiederkehren, mit einer ebenso starken Angst wie in der Ursprungssituation einhergehen. Dies wird darauf zurückgeführt, dass die entsprechende Situation gleichzeitig mit dem dazugehörigen Gefühl gespeichert wird.
Behandlungsstrategien
Pathologische Angst ist gut behandelbar. Die gewählte Behandlungsmethode sollte auf die Bedürfnisse der Betroffenen abgestimmt sein. Es stehen sowohl psychotherapeutische als auch pharmakologische Methoden wie z.B. moderne Antidepressiva zur Verfügung.
Von den psychotherapeutischen Methoden bieten sich besonders die tiefenpsychologisch orientierten Verfahren und verhaltenstherapeutische Methoden an. Vorteil der tiefenpsychologisch orientierten Verfahren ist, dass es zu einer Bearbeitung und damit Bewusstmachung des unbewussten Konfliktes kommt, der der pathologische Angst zugrunde liegt.
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Radiodoktor - Medizin und Gesundheit, Montag, 9. Oktober 2006, 14:20 Uhr
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