Analyse von Stärken und Schwächen

"Die Kunst der Höchstleistung"

Sportliche Spitzenleistungen stellen sich dann ein, wenn Kopf, Bauch und konkretes Tun als "Einheit" erlebt werden, meint der Grazer Sportpsychologe Alois Kogler. Rüstzeug dafür bietet der von ihm für den Sport adaptierte Selbstmanagement-Ansatz.

Wenn ein sonst immer zielsicherer Fußballer auf einmal keinen Ball mehr ins Tor bringt, dann ist das ein klassischer Fall für die Sportpsychologie. Hilfestellung bei Motivations- oder Konzentrationsproblemen, Unterstützung beim Stressmanagement oder bei der Teamentwicklung - das sind jene Angebote, die Sportler, Trainer und Manager am häufigsten bei Sportpsychologen nachfragen.

Die Sportpsychologie kann jedoch mehr, betont Alois Kogler in seinem neuen Buch "Die Kunst der Höchstleistung". Mit ihren Diagnosemöglichkeiten hilft sie, die individuellen Stärken und Schwächen des Sportlers und der Sportlerin zu analysieren. Maßgeschneiderte Trainingsprogramme dienen nicht nur der Leistungsoptimierung, sondern auch der Persönlichkeitsentwicklung.

Sportpsychologie noch junge Disziplin

Als eigene Wissenschaftsdisziplin existiert die Sportpsychologie erst seit den 70er Jahren. Damals adaptierten bekannte kognitive Psychologen wie Michael Mahoney, der auch als Gewichtheber aktiv war, kognitive Methoden für den Sport und umgekehrt.

Herzstück des Ansatzes von Alois Kogler ist das Selbstmanagement-Konzept des austro-amerikanischen Psychologen Frederic Kanfer - ein verhaltenstherapeutischer Ansatz, der ein strukturiertes und schrittweises Vorgehen für menschliche Veränderungsprozesse anbietet. Forschungsergebnisse aus der Gedächtnis- und Emotionspsychologie fließen hier ebenso ein wie Erkenntnisse aus der Sozialpsychologie, Systemtheorie und Diagnostik.

Theorie und Praxis des Selbstmanagements

Kogler hat dieses Konzept, das ursprünglich für den klinischen Bereich entwickelt wurde, für den Sportbereich adaptiert. Kern des Selbstmanagements im Sport ist, dass der Sportler immer besser mit seinen Gedanken, Gefühlen und Erwartungen vertraut wird und dieses Wissen rasch im Training und im Wettkampf anwenden kann.

Selbstmanagement ist allerdings kein Alleinmanagement, betont Kogler, der Spitzensportler und Trainer unterschiedlichster Disziplinen betreut. Im mehrstufigen Selbstmanagement-Prozess arbeiten Sportler und Psychologe eng zusammen; der Psychologe fungiert gleichsam als Katalysator.

Konkrete Methoden und Techniken

Je nach Person und Situation kommen dabei unterschiedliche Methoden zum Einsatz. Wichtig ist es, starke Bilder zu erzeugen, erklärt Alois Kogler: "Bilder fassen emotionale Situationen zusammen. Wir brauchen automatisierte Bilder, die automatisierte Bewegungen ermöglichen, denn wenn wir beim Wettkampf darüber nachdenken, wie wir eine Bewegung machen, ist es schon vorbei."

Eine effektive Methode zur Erzeugung solcher Bilder ist die Hypnose. Daneben gibt es eine breite Palette von Konzentrations- und Entspannungstechniken sowie von kognitiven Verfahren. Bei der "kognitiven Umstrukturierung" etwa versucht der Sportler, wiederkehrende Negativgedanken neu zu besetzen. Hat eine Tennisspielerin immer ungute Gefühle, wenn sie eine bestimmte Halle betritt, so versucht sie, sich Wettkämpfe in Erinnerung zu rufen, bei denen sie trotz Unbehagens über die Hallensituation gut gespielt hat - und das damit verbundene positive Gefühl beim nächsten Mal zu reaktivieren.

Jeder kann Höchstleistungen erbringen

Die "Kunst der Höchstleistung" ist erlernbar, ist Alois Kogler überzeugt, und zwar für jeden, nicht nur für Sportler. Dass das Streben nach Höchstleistung auch negative Formen annehmen kann - Stichwort Doping - ist Kogler bewusst. Höchstleistung ist daher für ihn auch eine Frage der Reflexion, des Hinterfragens. Nicht umsonst sind weite Teile seines Buches der Kunst der Fragetechnik gewidmet.

Hör-Tipp
Dimensionen, Freitag, 6. Oktober 2006, 19:05 Uhr

Download-Tipp
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Buch-Tipp
Alois Kogler, Die Kunst der Höchstleistung. Sportpsychologie, Coaching, Selbstmanagement, Springer, ISBN 103211291296

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