Und anders Geblümtes

Freundin Aháha

Mit einer Fünfjährigen könnte man schöne Bücher füllen. Stattdessen werden Bücher mit Dingen gefüllt, die dann doch nichts bringen. Auch dem Internet ist dieses Schicksal beschieden. Kann man das so sagen überhaupt, dass einem ein Schicksal beschieden ist?

Man kann sich nichts erschreiben, sagt Peter Zimmermann, außer der Gewissheit, ein guter oder ein schlechter Autor zu sein. Dem muss widersprochen werden, weil eigentlich allem widersprochen werden muss, was jemand schreibt, um es denn angreifbar zu machen, und Text, der nicht angreifbar ist, der nicht wenigstens auf das widerständige Gehirn eines Einzigen gestoßen ist und im Widerstand sein Form angedeutet hat, ein Text, der gepflanzt wurde und nie Sonne und Wasser, Geist und Blut abbekommen hat, ist ein Ding von unendlicher Traurigkeit, und Hoffnungsloses hat in einem Gute-Laune-Medium wie dem Internet genauso wenig verloren wie schütter camouflierte politische Kommentare von Menschen, die als Sprecher beim Lesen eines Radiobeitrages über Schizophrenie den verschluckten Ruf ihres untreuen Amselherzens vernehmen, es aber niemandem sagen, sondern es schreiben, auf dass es gegen Widerstand stoße.

Ich stand kürzlich in meiner kleinen Dusche und verspürte das skurrile Bedürfnis, hart angefasst zu werden, namentlich an Händen und Armen, vielleicht weil sie es sonst sind, die angreifen, was sie vielleicht schon dekadent finden, jedenfalls müßig, nach all den Jahren, und so machte ich Herrenpranken und fasste mit der einen Hand den anderen Arm an, dass es ihn würgte, was er wiederum von meinem Rückenmark und auch von meinem Hirn der Herrenpranke ausrichten ließ, worauf diese ihn an einer anderen Stelle anfasste, rauf und runter ging das im fröhlichen Galopp, abwechselnd die Linke den Rechten und der Rechte von der Linken, ein Durcheinander von tapferen Kampfhähnen, die sich so lange an der Grenze zwischen Wellness-Waldluft und Entsetzen balgten, als ich, der wahre Gewinner dieses Spiels, ihnen freie Hand ließ. Würgt es Sie auch bei so miesen Kalauern? Mich würgt es.

Meine Tochter hat mir heute verraten, ihre Freundin heißt Aháha. Heute, man darf es sagen, ist Sonntag, die Hoffnung, dass diese Zeilen am Mittwoch noch gelten, ist groß, es wäre eine herbe Enttäuschung, käme es anders. Wenn es anders kommt, gibt es immer jemanden, für den das eine herbe Enttäuschung ist. Wann ist eine Enttäuschung eigentlich herb? Sind manche Enttäuschen süß? Oder blumig? Ich wünsche mir meine Enttäuschungen immer blumig, aber sie sind immer was sie sind. War das Popeye oder Poe mit dem Wahlspruch "I am what I am"? Ich bin dafür, dass die politischen Parteien alle paar Jahre die Farben tauschen, aus Schwarz wird Grün, aus Blau wird Rot, aus Orange wird Weiß, dann wird aus Grün Orange, aus Rot wird Schwarz, aus Orange wieder Blau, das wäre interessant. "Meine Freundin", sagt meine Tochter, "ist weiß". Ich frage: "Die Haare oder die Haut?" Sie sagt: "Ganz weiß. Und sie lebt am Himmel." Ich gehe die Liste der erhältlichen Medikamente gegen Halluzinationen gedanklich durch.

"Der Mond!" sagt meine Tochter, "Aháha!"

Man kann sich nichts erschreiben, sagt Peter Zimmermann. Er ist fast doppelt so alt wie ich, und ich fürchte, seine Erfahrung zählt hier mehr als mein infantiler Widerspruchsgeist. Schließlich hat es noch nie geschadet, auf einen weisen alten Mann zu hören - Peter, wenn Du einst nach langen Jahren dieses Brieflein nimmst zur Hand, dann werden Deine Lippen sagen: Den hab ich auch gekannt! Kennen Sie den: Mann kommt zum Praktischen Arzt und sagt, er glaubt, ein Nachtfalter zu sein …? Bleiben Sie dran, in zwei Wochen geht es weiter, da folgt die Pointe zu diesem Witz - in unserem frechen Gute-Laune-Internet!