Jung-Tenorstar im Interview
Joseph Calleja
Mit 19 Jahren gewann er den Belvedere-Wettbewerb in Wien, mit 20 den Premio Caruso in Mailand und mit 21 Placido Domingos Operalia in Paris. Der 1978 in Malta geborene Sänger Joseph Calleja wird bereits als neuer Star im Tenorhimmel gehandelt.
8. April 2017, 21:58
Walter Gellert im Gespräch mit Joseph Calleja
Joseph Calleja wurde 1978 auf Malta geboren, wo er mit 16 Jahren sein Gesangsstudium bei Paul Asciak begann, der ihn auch heute noch begleitet. Er gewann zahlreiche Preise, unter anderem den Belvedere-Gesangswettbewerb 1997 in Wien den Premio Caruso 1998 in Mailand und den Operalia 1999 in Puerto Rico. Sein Operndebüt gab Joseph Calleja als Macduff in Verdis "Macbeth" 1997 in Malta, wo er auch als Nemorino in "L'elisir d'amore" auftrat.
"Ich hatte keinerlei musikalische Vorbildung"
Walter Gellert sprach im Rahmen einer Veranstaltung der Freunde der Wiener Staatsoper im Gustav-Mahler-Saal mit dem jungen Sänger.
Walter Gellert: Sie sind ein Sänger, der quasi schon im Kindesalter zu singen begonnen hat. Wie kommt das, dass man mit 15 beginnt, Oper zu lernen?
Joseph Calleja: Ich war sehr jung, als ich mich begonnen habe, für Musik zu interessieren. Ich habe selbst sehr früh zu Singen angefangen, Pop-Songs und Volkslieder. Mich hat das immer sehr interessiert. Im Alter von 13 oder 14 Jahren hat ein Onkel von mir eine Aufnahme von Mario Lanza mitgebracht. Ich habe mir das angehört, und das klingt wie eine Geschichte, die man erzählt, um Public Relations zu machen - aber es ist wirklich so gewesen: Ich habe dieses Video gesehen, da sitzt Mario Lanza und beginnt Vokalisen zu singen. Und irgendwie kratzt ihn etwas im Hals und er trinkt ein Glas Wein, um die Stimme wieder klar zu bekommen. Das hat mich so begeistert, dass ich dieses Video x-mal angeschaut habe - und ich muss noch hinzufügen, ich hatte keinerlei musikalische Vorbildung. Dann habe ich Musik von Bocelli gehört und das hat mich wiederum begeistert.
Mit 14 oder 15 bin ich nach England gekommen, zu einer Familie, Verwandten von uns, wo ein Cousin meiner Tante festgestellt hat: Dieser Junge hat eigentlich eine gute Stimme. Daraufhin habe ich begonnen, in einem Chor zu singen und Klavierstunden zu nehmen. Mein Klavierlehrer hat mich dann mit einem Stimmbildner in Verbindung gebracht. So hat das Ganze angefangen.
Sie haben beim Wiener Belvedere-Wettbewerb einen Preis gewonnen - welchen Sinn haben Wettbewerbe für junge Sänger?
Das Wichtigste an diesen Wettbewerben ist, dass man einmal auffällt. Es gibt viele Leute, die sagen, es sei nicht wichtig, zu gewinnen - natürlich ist es wichtig, bei so einem Wettbewerb zu gewinnen. Aber das Wesentliche ist, dass man auffällt, dass der Name und die Stimme bekannt werden. Ich habe nicht an sehr vielen Wettbewerben teilgenommen. Viele junge Sänger nehmen an jedem möglichen Wettbewerb teil. Bei mir waren es nur drei: Bellvedere, Carus und Operalia. Ich habe bei jedem dieser Wettbewerbe einen Preis gewonnen.
Wenn ich das Rad der Zeit zurückdrehen könnte, würde ich nicht ganz so jung mit diesen Wettbeweben anfangen. Es wäre besser gewesen, wenn ich ein bisschen älter gewesen wäre. Trotzdem: Man setzt sich einer Situation aus, die fast schwieriger ist, als auf der Bühne zu singen. Man hat nur drei Minuten zu zeigen, was man drauf hat.
Hör-Tipp
Opernwerkstatt, Sonntag, 1. Oktober 2006, 15:06 Uhr
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