Mit der Kraft der Sonne

Energie gratis

Österreich hat rund drei Millionen Quadratmeter Sonnen-Kollektoren für Heizung und Warmwasser installiert, vorwiegend zur Versorgung von Einfamilienhäusern. Nun soll die Sonnenenergie auch für Wohnbau, Industrie und Klimaanlagen erschlossen werden.

Mit Sonnenkollektoren wird einerseits das Warmwasser aufgeheizt, andererseits trägt die Sonnenenergie auch zur Raumheizung bei, selbst bei niedrigen Wintertemperaturen. Dass diese erneuerbare Energieform immer populärer wird, zeigen die jährlichen Zuwachsraten bei der Kollektor-Installation - sie liegen in den letzten Jahren zwischen 20 und 30 Prozent, allerdings großteils im Bereich von Einfamilienhäusern.

In Österreich gibt es 1,9 Millionen Hauptwohnsitze im Geschoß-Wohnbau, aber nur etwa 1.500 Solar-Anlagen, die bei größeren Wohnbauten installiert sind. Ein riesiges Potenzial für die Solarthermie.

Solarenergie in Wohnanlagen

Christian Fink vom AEE - Institut für nachhaltige Technologien (INTEC) in Gleisdorf hat in den letzten vier Jahren Solarprojekte für Wohnanlagen zwischen vier und 65 Wohnungen evaluiert. Die Prognosen für die Energie-Ausbeute wurden in jedem Fall erreicht bzw. übertroffen, ein Beweis, dass die Wohnbauträger auf Planungssicherheit setzen können.

Am günstigsten im Sinne einer Kosten-Nutzen-Maximierung ist derzeit ein solarer Energieanteil von 15 bis 20 Prozent. Denn "im Geschoß-Wohnbau dominieren nicht emotionale Aspekte wie im Einfamilienhausbereich. Im Geschoß-Wohnbau dominiert die Wirtschaftlichkeit", so Christian Fink. Die Großanlagen amortisieren sich in rund acht Jahren.

Sich ein Vorbild an den Solaranlagen auf den Dächern von Einfamilienhäusern zu nehmen, das hat für den Geschoß-Wohnbau nicht funktioniert. Zwar benutzt man aus Kostengründen auch hier sehr einfache Flachkollektoren, aber sie wurden sowohl technisch als auch ästhetisch weiterentwickelt und angepasst. Die Anlagen können sowohl in Dächer als auch in Fassaden integriert und damit für Architekten zum Gestaltungsmittel werden.

Auch in der Industrie wird Sonnenenergie genutzt

Eine Zukunft hat die solare Wärme auch in der Industrie, vor allem dort, wo der Energieanteil nur einen geringen Prozentsatz der Ausgaben ausmacht, aber in absoluten Beträgen hoch ist. Werner Weiss von AEE-Intec nennt als Beispiel die Getränke- und die Lebensmittelindustrie.

Entscheidend ist, dass die benötigten Temperaturen in der Industrie meist zwischen 80 und rund 200 Grad liegen. Dafür braucht es so genannte Mitteltemperaturkollektoren. Die einfachen Flachkollektoren liefern nur etwa 80 bis 85 Grad.

Willkommene Alternative zu Erdöl

Zuletzt hat Werner Weiss eine Brauerei mit einer solaren Energieversorgung ausgestattet. "Für den Brauprozess braucht man 95 Grad. So wie in der letzten Woche mit herrlichem Sonnenschein wurde zu 100 Prozent solar gebraut."

Der Wärmebedarf in der Industrie ist vielfach an Zeiten angepasst, als Energiepreise kaum ins Gewicht gefallen sind. Deshalb baut Weiss bei seinen Pilotprojekten nicht nur Solaranlagen ein, sondern optimiert auch die Prozesse selber.
"Inzwischen glaubt wirklich niemand mehr, dass der Ölpreis fallen wird. Das heißt, die Industrie beginnt in diesem Bereich umzudenken."

Kühlen mit Sonnenenergie

So paradox es klingt: Wärme kann man nicht nur zum Heizen verwenden, sondern auch zum Kühlen. Das Potenzial ist riesig: Europa verbraucht für seine Klimaanlagen jährlich 75.000 Gigawatt Stunden Strom. Das ist ein Viertel mehr, als Österreich jährlich insgesamt an Strom benötigt.

Solares Kühlen gehört in der Solartechnik momentan zu den ganz großen Themen. Verlässlich funktioniert es vorläufig nur bei größeren Anlagen, also bei Kühlsystemen, die zum Beispiel ein tausend Quadratmeter großes Bürogebäude temperieren.

Keine solare Kühlanlagen für Einfamilienhäuser

Einem Einsatz solarer Kühlanlagen daheim im Einfamilienhaus steht unter anderem die Temperatur entgegen, die ein Flachkollektor liefert - sie liegt wie erwähnt um die 80 Grad. Zum Kühlen braucht man höhere Temperaturen, das heißt Mitteltemperatur-Kollektoren.

In fünf bis zehn Jahren, glaubt Hans Martin Henning vom Fraunhofer-Institut für solare Energiesysteme, wird die solare Kühlung auch in Einfamilienhäuser einziehen. Dann nämlich werden die Solar-Ausstatter Gesamtsysteme liefern, die nicht nur für die Heizung und die Warmwasserbereitung sorgen, sondern auch die Energie für Kühlanlagen bereitstellen können.

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