Von Berg zu Berg: der Popo

Some Girls

Reinhold Bilgeri ist sympathisch. Der Berg ist der Scheidungsgrund zwischen Paranoiden und Humanoiden. Some girls are ladies. Ungarischer Kräuterschnaps trinkt sich wie Holundersaft. Reinhold Bilgeri hat ein Buch geschrieben. Und wir machen uns was aus.

Vielleicht liegt es daran, dass der eine stadtgeboren, der andere landgeboren ist, wenn zwei vom selben reden, aber verschiedenes meinen. Vielleicht hat der eine Zellulitis gesehen an den unwahrscheinlichsten Stellen, der andere stramme Holme ausgemacht im Weiten der anständigen Sonnenbestrahlung.

Wenn ich sage: "Berg", so meine ich die unbequemste Form von Landschaft, den Gipfel des Niederen, den Buckel der Einfalt, ich sehe präfaschistoide Prozessionen von Übermenschen auf der steinigen Flucht vor sich selbst, den Panoramahandspiegel griffbereit. Ich sehe Runen und Kreuze, getrieben aus Milchstraßen von Blattgold, doch wenn Freund K., mit dem ich sonst aus einem Munde spreche, vom "Berg" redet, wird er ganz hitzig, feucht und duftend, weil ihm auf dem Berg zu wandern Freude bereitet, wobei er, wie alle seinesgleichen, immer "in die Berge" wandern geht, was ich extrem finde.

K. behauptet, aus psychohygienischen Gründen zu wandern, ich denke immer: Wenn jemand behauptet, er tue etwas aus psychohygienischen Gründen, tut er es aus Besessenheit. Es gibt sie noch, die totgesagte Besessenheit. Reinhold Bilgeri zum Beispiel ist ein bisschen besessen von Pöpschen. Ich treffe den Reinhold im Hotel Ambassador, wir sprechen mit den Mundwinkeln und machen uns was aus. Und reden über Pöpsche.

Gestern Nacht habe ich diese Kolumne schon einmal geschrieben. "Diese" ist eine freche Lüge, O Philip, vergib mir, Ja, ich vergebe Dir, O danke. Und heute Früh habe ich auf jede Kolumne vergessen und den Computer aus Gründen der Notwendigkeit neu "aufgesetzt", was eine Übersetzung von "set up" ist, und dafür ist es gut, ihn zuerst total zu löschen, weshalb ich den ganzen Mist jetzt noch einmal schreiben kann.

Nichts ist mehr sicher. Papier verbrennt, Festplatten werden gelöscht. Steintafeln sind lächerlich, Höhlen sind ausgestorben oder in den Süden geflogen, Auswendiglernen ist noch faschistischer als Wandern, es der Nachbarin zu erzählen würde sie noch misstrauischer machen, es der Internetredaktion durchtelefonieren kann ich nicht, weil ich so bin, dass es länger dauern würde, als es auf Ungarisch zu schreiben und davor Ungarisch zu lernen, ich bin untröstlich, und Sicherungskopien, dafür bin ich auch zu bescheuert.

Reinhold Bilgeri hat ein Buch geschrieben, und ich erklärte gestern Nacht, warum ich positiv überrascht war von einem Buch, dessen Autor - diese Pointe wiederholte ich mehrmals - einst der Welt mitteilte, dass "some girls ladies" sind. Dann erzählte ich von meinem ersten Treffen mit Reinhold und davon, dass er mich mit einer CD, einer DVD und einem Buch samt Widmung beschenkte, obwohl ich schon ein Buch hatte. Auf der CD ist ein Lied, in welchem er gesteht, dass er ein Hinternfetischist ist. Ich sage: "Ich kann es nachvollziehen", und lege ihm zum Beweis sein Buch vor die Nase, auf dessen Cover eine Frau abgebildet ist, die einen schönen Popo hat.

Dann schrieb ich, dass er es mir gar nicht übel genommen hatte. "Das ist meine Frau", deren Popo man auf dem Cover anschauen kann, zwar edel verhüllt, aber trotzdem. - Es ist so gut fürs Produkt, wenn man sich mit einem Interviewpartner schnell einig ist in wesentlichen Fragen. Dann verlor ich noch ein paar lobende Worte über das Buch und über Reinhold Bilgeri, weil er das Buch ganz allein und ganz gut geschrieben hat. Was ich dann noch schrieb, weiß ich nicht mehr, ich habe keine Lust, das zu rekonstruieren, ach ja, ich schrieb noch, dass ich vom ungarischen Kräuterschnaps besoffen war.

Service

Buch Reinhold Bilgeri, "Der Atem des Himmels. Geschichte einer Liebe", Molden Verlag