Der Systemik-Pionier Fredmund Malik

Bionik im Management

Bionik nennt sich jener Zweig, der den Erfindungsreichtum der Natur als Vorbild für neue Entwicklungen nimmt. Dass die Natur weitaus mehr zu bieten hat als materielle Konzepte, versucht der Schweizer Management-Berater Fredmund Malik zu vermitteln.

Reibungsarme Folien nach Vorbild der Haifischhaut für Flugzeuge und Schiffe oder Fensterscheiben, an denen wie beim Lotusblatt Schmutz und Wasser abperlen. Bionik nennt sich jener Zweig, der den Erfindungsreichtumg der Natur als Vorbild für neue Entwicklungen nimmt. Dass die Natur weitaus mehr zu bieten hat als nur materielle Konzepte, das versucht der Schweizer Management-Berater und Systemdenker Fredmund Malik zu vermitteln.

Für viele Probleme der Gegenwart hat die Natur schon Lösungen entwickelt - Lösungen, die sie Millionen Jahre lang testen konnte. Sie ist auch eine Meisterin der komplexen Systeme, wie wir sie in der modernen Welt immer mehr finden, man denke nur an das globale Finanzwesen.

Bionik ist kein simples Kopieren

Wirtschaften nach Vorbild der Natur heißt für Fredmund Malik nicht, die Struktur von Superorganismen wie einem Ameisenhaufen oder Bienenstöcken zu kopieren. Die Evolution ist von ihren subtilen Strategien her ein Vorbild - sie optimiert sich langsam aber stetig. Sie nutzt so manche Erfindung mehrfach - ein Insektenbein kann Bein, Grabschaufel, Kiefer oder Saugrüssel sein. Genauso billig lassen sich auch in der Wirtschaft Mehrfachnutzen finden, und sei es nur, wenn eine Grenzschutztruppe durch den Wegfall von Grenzen ohne großen Aufwand zur Polizeitruppe wird.

Beispiel Bill Gates
Einer, der nach Meinung von Fredmund Malik das systemische Denken in der Wirtschaft sehr gut verkörpert, ist Bill Gates mit Microsoft. Er hat, ohne Non-Plus-Ultra-Produkte zu entwickeln, ein Unternehmen geschaffen, das anpassungs-, lern- und entwicklungsfähig ist, reaktionsschnell und das einen enormen Wirkungsgrad hat - alles Eigenschaften, die komplexe Systeme auszeichnen.

Probleme beginnen in der Ausbildung
Betriebswirtschaft habe nicht das Unternehmen als Ganzes zum Gegenstand, sondern nur ein Detail - die wirtschaftliche Seite des Betriebes. Mit Zielgrößen zu arbeiten, die ständig als erdrückendes Plan-Soll vor den Mitarbeitern stehen und vierteljährlich abgeprüft werden - das widerspreche einem nachhaltigen Wirtschaften. Einer der Pioniere im "biologischen Management" war Stafford Beer, ein Systemdenker, der sich unter anderem vom Kybernetiker Norbert Wiener inspirieren ließ.

Notwendiges Krisenmanagement
Die Bio-Logik in die Unternehmensführung einzubringen, kommt nicht zuletzt aus der Erkenntnis, dass viele Betriebe, die nach allen wirtschaftlichen Kennzahlen blendend aufgestellt schienen, todkrank waren und sehr plötzlich in kaum mehr beherrschbare Krisen stürzten. Fredmund Malik sieht eine große Gemeinsamkeit bei vielen Krisenunternehmen: sie waren unfähig, ein selbstorganisierendes System zu schaffen.

Europa sei für diese demokratischere Form des Wirtschaftens ein guter Platz, weil sie auch unserer Geisteskultur entspreche - ganz im Gegensatz zum großen Vorbild Amerika.

Download-Tipp
Ö1 Club-DownloadabonnentInnen können die Sendung "Dimensionen - Magazin" vom Freitag, dem 8. September 2006, 19:05 Uhr, u.a. zum Thema Bionik im Management, nach der Ausstrahlung 30 Tage lang im Download-Bereich herunterladen.

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Management Zentrum St. Gallen