Regisseur der "Wirtin" und des "Bockerer"
Franz Antel gestorben
Zuletzt war er fast zur Institution geworden, bis vor kurzem aktiv und optimistisch, noch mit 90 ein umtriebiger Publikumsliebling, der Kritik schon längst enthoben: Franz Antel. In der Nacht zum 12. August 2007 starb Franz Antel im Alter von 94 Jahren.
8. April 2017, 21:58
Franz Antel: Was von meinen Filmen bleiben wird
Über 100 Filme hat Franz Antel gedreht, für politische Zeitdokumente war er allerdings nicht berühmt. Antels Domäne, das war jenes ungeniert kommerzielle Lustspielkino, in dem der neue österreichische Film sein geradezu idealtypisches Gegenbild sehen musste: prononciert österreichische Komödien wie "Hallo Dienstmann" oder "Der alte Sünder" im besten Fall, seichte Sex-Klamotten wie die "Wirtin"-Serie im schlechtesten. Und unzählige Heimatfilme und Schlagerrevuen, die Antel selbst historisch so erklärt hat:
"In den 1950er und 1960er Jahren wollten die Menschen nach den Kriegswirren die heile Welt sehen, blaue Donau, schöne Mädchen; sie wollten lachen, und das habe ich verwirklicht."
Erfolg im Österreich der Nachkriegszeit
Hinter der Kamera gestanden war der Beamtensohn aus Wien seit den 1930er Jahren praktisch ohne Unterbrechung. Von der 1. Wiener Tonfilmakademie führte Antels Karriere nach Berlin, wo er als Produktionsleiter tätig war, bevor er im Österreich der Nachkriegszeit rasch und durchaus erfolgreich Fuß als Regisseur fassen konnte. Sein Berufsziel stand schon in Kindertagen fest: "Ich hab' schon als kleiner Bub gesagt, ich werd' einmal Filmreschischör."
Francois Legrand nannte sich Antel nicht ohne Selbstironie in jenen seiner Filme, die auf den internationalen Markt zugeschnitten waren, aber gerade die, wie etwa "Casanova & Co." Mit Tony Curtis oder der teure Johann-Strauß-Film - erwiesen sich oft als Fehlschläge. In den 1980er Jahren gelang Antel mit der Verfilmung des Bühnenstücks vom "Bockerer" ein Erfolg, der sich zur Filmserie ausbauen ließ.
Reges Gesellschaftsleben
Ungebrochen aktiv blieb Antel bis zu seinem Sturz und der dadurch notwendig gewordenen Übersiedlung in ein Pflegeheim auch im Gesellschaftsleben: Mit streitlustigen Attacken und prominent besetzten Festen hielt er sich im Gespräch und sein viel gepriesenes Krautfleisch wird sogar in Konserven vermarktet.
Jetzt ist ein Kapitel österreichischer Filmgeschichte abgeschlossen. Jetzt ist ein Mann verstummt, der sein Lebenswerk selbst so beschrieben hat: "Ich hab immer Filme gemacht, die mir Freude gemacht haben, und die wohl damit auch dem Publikum Freude machen."
ORF-Programmänderungen
In memoriam Franz Antel ändert der ORF sein Programm und zeigt auf ORF 2 zwischen 14. und 19. August 2007 insgesamt neun Filme des Regisseurs und (am 15. August 2007 um 13:05 Uhr) ein Porträt des Altmeisters.
Von 14. bis 17. August 2007 sind alle vier "Bockerer"-Filme zu sehen. Außerdem wird der legendäre Streifen "Hallo Dienstmann!" am 15. August um 13:50 Uhr gezeigt, sowie "Johann Strauß - Der König ohne Krone" ebenfalls am 15. August, um 11:00 Uhr. In memoriam Franz Antel werden weiters "Ooh... diese Ferien" (18.August, 13:10 Uhr), "Liebesgrüße aus Tirol" (18. August, 14:35 Uhr) und "Kaiserball" (19. August, 14:25 Uhr) gezeigt.