Uta Grüner vom Kindernotruf im Gespräch

Kindern zuhören und helfen

Kinder sind oft mit ihren Sorgen und Nöten allein. Entweder haben die Eltern keine Zeit oder nehmen die Hilferufe ihrer Kinder nicht ernst. Uta Grüner berichtet, wie die Mitarbeiter des Kindernotrufs mit den Problemen von Kindern und Jugendlichen umgehen.

Was verstehen Kinder unter zuhören? Wann brauchen sie Hilfe wirklich? Wann muss man sie sich selbst überlassen? Diese und weitere Fragen stellen sich die Mitarbeiter des Kindernotrufs täglich.

Uta Grüner, Soziologin, Lebensberaterin und Sexualtherapeutin leitet den vor knapp zehn Jahren gegründeten Verein Lichtblick, welcher den Kindernotruf in ganz Österreich betreut. Für sie und ihre Mitarbeiter stehen der Grundsatz der Anonymität, Empathie und Zeit zum Zuhören im Mittelpunkt.

Ziel des Kindernotrufs ist es, das Kind so weit zu stärken, dass es den Mut hat, sich an andere Organisationen oder Personen in seinem Umfeld zu wenden, die es stützen können. In schweren Fällen geben sie aber auch anonyme Hinweise ans Jugendamt.

"Ernst nehmen bedeutet, egal welches Problem von dem Kind geschildert wird, es so zu nehmen, wie es für das Kind wirkt." Auf die Frage, wann Eltern nicht bereit seien, ihre Kinder ernst zu nehmen, sagt Uta Grüner: "Einer der Hauptgründe ist, dass unsere Zeit sehr stressig geworden ist, dass sie andere Sachen im Kopf haben, dass sie andere Probleme lösen müssen."

Unterstützung in allen Lebenslagen
So nichtig Probleme den Eltern erscheinen mögen, für das Kind können es existenzielle sein. Viele Kinder und Jugendlichen rufen beim Kindernotruf an, weil sie unter Prüfungsangst leiden und Probleme in der Schule oder innerhalb der Familie haben. Während sich viele nur ein oder zwei Mal melden, rufen einige Kinder und Jugendliche über Jahre hinweg immer wieder an und bitten um Unterstützung.

Mit Abstand das häufigste Thema ist die Pubertät. Das ist ein so intimes Feld, dass die meisten Jugendlichen weder mit den Eltern, noch mit Freunden darüber sprechen wollen. Viele Kinder und Jugendliche haben die Nummer des Kindernotrufs aus dem Internet. Uta Grüner und ihre Mitarbeiter gehen aber auch an Schulen, viele der anrufenden Kinder erfahren durch Mundpropaganda vom Kindernotruf.

"Mit dem Grad des Problems steigt die Angst sich zu outen", sagt Uta Grüner. Oft rufen die Kinder an und spielen den Mitarbeitern einen Streich, indem sie sich zu einem fiktiven Problem beraten lassen. Somit testen sie aus, wie mit ihnen umgegangen wird und ob die Kindernothilfe wirklich anonym ist. Dann rufen sie kurz darauf wieder an und schildern ihr wirkliches Leid. Den Kindernotruf frequentieren nicht nur Kinder, manchmal melden sich auch Freunde, Lehrer oder aufmerksame Erwachsene.

Download-Tipp
Ö1 Club-DownloadabonenntInnen können die Sendung "Von Tag zu Tag" vom Freitag, 8. September 2006, 14:05 Uhr, zum Thema Kindernotruf nach der Ausstrahlung 30 Tage lang im Download-Bereich herunterladen.

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