Phaser, Beamer & Co.

Technische Visionen

Die Crew der "Enterprise" verfügte in den unendlichen Weiten des Weltraums - im Jahr 2200 - über etliche technische Gerätschaften, die 1966, als die Serie produziert wurde, noch Zukunftsmusik waren. Manche davon sind heute bereits Realität.

Der so genannte Sputnik-Schock - die Sowjets hatten 1961 mit Juri Gagarin den ersten Menschen ins All geschickt - führte in den 1960er Jahren in den USA zur totalen Fortschrittsgläubigkeit. Technischen Lösungen würden in Zukunft alle Probleme - auch soziale und gesellschaftliche Probleme wie Armut und Ausgrenzung - lösen können. Die erste Mondlandung 1967 bestärkte diesen Glauben.

200 Jahre nach der Mondlandung ist die "USS Enterprise" unterwegs im Weltraum. Das Space Shuttle ist Geschichte, wer das Raumschiffe verlassen möchte oder auf einen Planeten gelangen möchte, wird gebeamt.

Beam me up, Scotty!

Das Beamen - die Beförderung belebter und unbelebter Materie von einem Ort zum anderen in Sekundenschnelle - resultierte aus finanzieller Not: Gene Roddenberry wusste mit dem knappen Drehbudget keine Alternative, wie die Crew auf Planeten befördert werden könnte. Zum Beamen betraten die Crewmitglieder ein Podest und nahmen auf kreisrunden Flecken am Boden Position ein. Der Techniker bediente den Hebel und schon waren die Menschen verschwunden.

"Das Beamen auf der 'Enterprise' hat ganz einfach funktioniert", erzählt der Experimentalphysiker Werner Gruber. "Man hat die Schauspieler auf die runden Flecken gestellt, 10 Sekunden still stehen lassen, dann sind die Schauspieler weggegangen. Die Kamera aber filmte 10 Sekunden weiter. Dann hat man ein Glas Wasser genommen, vor einen neutralen Hintergrund gestellt und Glitter in dem Glas verrührt und genau das hat man dann gesehen." Die beiden Szenen übereinanderkopiert ergaben dann das Beamen.

Werner Gruber bietet auch eine wissenschaftliche Erklärung: "Beamen bedeutet, dass ein Körper an einer Stelle verschwindet und an einer anderen Stelle wieder entsteht. Dieses Experiment wurde 1962 in einem amerikanischen Teilchenbeschleuniger durchgeführt, wo ein Teilchen und ein Antiteilchen miteinander verschmolzen sind, daraus entstand ein Lichtstrahl, ein Beam, und das Lichtteilchen wurde einen Meter weiter wieder in Materie zurückverwandelt."

Wenn man einen Menschen beamen möchte, muss der Körper Atom für Atom erfasst werden. Das ist zwar möglich, der Mensch würde es aber nicht überleben, denn es würde 250 Jahre dauern, bis die Daten analysieren wären, und dann erst steht das Muster zur Verfügung, aus dem der Mensch geschaffen wird.

Phaser auf Betäubung!

Auf der "Enterprise" verließ die Crew, wenn sie sich in unbekanntes Terrain beamen ließ, das Schiff nie ohne ihre Phaser. Der Name Phaser leitete sich vom Wort Laser ab. "Man darf nicht vergessen, der erste Laser wurde 1962 vom Maybach konstruiert und hat auch funktioniert", so Werner Gruber. "Gene Roddenberry wollte nicht den Begriff Laser verwenden, sondern etwas Neues und hat den Begriff Phaser geschaffen."

Anfangs stand die Forschung etwas ratlos vor dem Energiebündel Laser. Was tun mit den hübschen Strahlen? Inzwischen hat der Laser die Wohnzimmer erobert, eingebaut in CD-Player sorgt er für Unterhaltung. In der Medizin ist der Laser heute allgegenwärtig.

Was sagt der Tricorder?

Der so genannte Tricorder lieferte auf der "Enterprise" die Analysen. Optisch ähnelte er einem tragbaren Kassettenrecorder. Sekundenschnell lieferte er Informationen über belebte und unbelebte Materie. Heute ist diese Utopie des schmerzfreien Einblicks ins Körperinnere Alltag: Der Kernspintomograf - in der Alltagssprache auch CT genannt - arbeitet wie der Tricorder auf der "Enterprise".

Volle Kraft voraus, WARP 1

Der prominenteste Beweis der theoretischen Machbarkeit war Mitte der 1990er Jahre der Beweis des WARP-Antriebs. Dieser Antrieb ermöglicht dem Raumschiff, mit vielfacher Lichtgeschwindigkeit durch das Weltall zu reisen. Der Begriff WARP stammt von "Star Trek" und wird heute in der Wissenschaft verwendet. Theoretisch funktioniert er, nur kein Mensch weiß, wie man ihn baut.

Werner Gruber erklärt die Funktionsweise sehr anschaulich: "Stellen Sie sich ein Blatt Papier vor mit vier Ecken. Was ist der kürzeste Abstand zwischen den Ecken? Jeder würde sagen: eine Linie. Nehmen Sie jetzt das Blatt Papier und falten Sie es, sodass eine Ecke auf der anderen liegt, dann ist der Abstand null, aber Sie haben Energie investieren müssen um den Raum, respektive das Papier zu krümmen."

Diese Energie kam auf der "Enterprise" von der Antimaterie. Antimaterie existiert bereits heute. Das Problem ist allerdings die Herstellung.

"Im Moment wird sie in so genannten Teilchenbeschleunigern mit zig Kilometern Durchmessern hergestellt", so Gruber. "Ganze Kraftwerke arbeiten daran, einzelne Teilchen herzustellen. Das Experiment gibt es seit 1967, weltweit wurde noch kein Mikrogramm hergestellt." Für einen WARP-Antrieb wären einige tausend Tonnen Antimaterie nötig.

Kirk an Enterprise

An Stelle der Fortbewegung hat sich ein alternativer neuer Kanal erschlossen: die mobile Kommunikation. Funktionell wie auch optisch arbeitet das erste Modell von Kirk wie Mobiltelefone von heute: aufklappbares Display, handlich klein, Spracherkennung statt Tasten-drücken. Die Spracherkennung ist allerdings noch nicht so weit, um Dialekte oder Gemütszustände berücksichtigen zu können.

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Diagonal, Samstag, 11. August 2007, 17:05 Uhr

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