Der Kampf ums nationale Lager in Österreich

Liste FPÖ im Wahlkampf '06

Der Wahlkampf der Freiheitlichen für die letzten Wiener Wahlen wurde wegen Ausländer feindlicher Tendenzen stark kritisiert. Aber auch diesmal dürfte das Ausländerthema das wichtigste Anliegen von Strache und seinen Leuten sein.

HC Strache rapt sich durch sein Wahlprogramm

Inmitten von Bier, Grillhenderln und zünftiger Musik fand vor etwa 2.000 Menschen auf der Welser Messe der Wahlkampfauftakt der FPÖ für die Nationalratswahlen am 1. Oktober statt. Und Bundesparteiobmann H. C. Strache begann gleich mit einem Seitenhieb gegen seinen derzeitigen Erzfeind, dem BZÖ, indem er betonte: "Nur dort, wo FPÖ draufsteht, ist auch FPÖ drinnen!"

Deftige Worte fand der FPÖ-Chef aber auch für die übrigen Konkurrenten. Stark präsent bei seiner Auftaktsrede waren natürlich wieder die freiheitlichen Stammthemen EU-Kritik und Ausländerproblematik.

Österreich zuerst

"Wir sind die österreichische Heimatpartei“, stellte Heinz-Christian Strache unter dem tosenden Applaus des anwesenden Publikums auf der Welser Messe klar: "Wir sagen: Österreich zuerst." Die ÖVP hingegen sei die "parteigewordene Scheinheiligkeit und eine Ansammlung von Heuchlern". "Dort, wo Schüssel draufsteht, ist Brüssel drinnen!“, rief er in die Menge. Die ÖVP sei nur für die Steinreichen im Land da. Aber auch die übrigen Parteien bekamen ihr Fett ab: Alfred Gusenbauer sei unglaubwürdig. Messner habe im Himalaya mehr Yetis getroffen als Gusenbauer bei seiner Wandertour Wähler. Und die Grünen würden - so Strache - die Staatsbürgerschaft am liebsten verschenken.

Nach den Worten des FPÖ-Chefs würde bereits die eigene Bevölkerung als Menschen zweiter und dritter Klasse behandelt, wenn es etwa um die Verteilung sozialer Wohnungen gehe: "Da wird jedem Zuwanderer die Staatsbürgerschaft nachgeworfen, und die Wohnung bekommt er gleich mit auf den Weg. Was ist denn das für ein Modell, wo jedem Asylwerber unsere Steuergelder nachgeworfen werden?" Strache wies in diesem Zusammenhang auch darauf hin, dass jeder Zuwanderer durchschnittlich im Jahr EUR 2.350 mehr koste, als er in den Sozialtopf einzahle. Er ortete Handlungsbedarf und forderte: "Familienbeihilfe, Kindergeld, soziale Wohnungen und auch die medizinische Versorgung über die Grundversorgung hinaus nur noch für österreichische Staatsbürger!"

Die Reaktionen der anwesenden Menge waren durchwegs positiv. Die überbordende Überfremdung sei ein Wahnsinn, sagte der eine; ein anderer wiederum: "Ich denke dabei auch an meine Kinder. Wenn ich in die Schule gehe, sitzen dort 20 ausländische Kinder, die nicht Deutsch sprechen können, und fünf österreichische. So kann's doch nicht weitergehen!" Nur wenige äußerten sich kritisch über Strache, darunter auch ein Mann, dessen Frau Ausländerin ist.

Der HC-Raper-Man

Genauso allgegenwärtig wie das Ausländerthema beim Wahlauftakt in Wels ist auch der "HC-Rap" - die inoffizielle Wahlkampfhymne der FPÖ, in der H. C. Strache höchstpersönlich seine Stimme erklingen lässt und versucht, seine Botschaft auch den Jugendlichen peppig näherzubringen (siehe Audio).

Bereits mehr als 65.000 Mal sei dieser Rap von der FPÖ-Homepage heruntergeladen worden, berichten stolz die Freiheitlichen. Strache selbst meinte bei der Präsentation des Rap in der Wiener Discothek Nachtschicht: " In dem Lied versuche ich, die Probleme unserer Zeit offen anzusprechen, übe aber auch Selbstkritik und Zynismus; das ist durchaus Absicht! Ich bin ein Mensch, der sich noch sehr jung fühlt und daher gern unter Jugendlichen ist. Ich glaube, das ist eine Frage des Herzens und der Einstellung, ob man auch als etwas älterer Jugendlicher darauf schaut, sich seine Jugend zu bewahren."

Der populistische Burschenschafter

H. C. Strache ist gelernter Zahntechniker und war getreuer Gefolgsmann von Jörg Haider, wurde auch oft als dessen Kopie bezeichnet. Wie Haider beherrscht er alle Register des Populismus. Zudem kann er auf die Unterstützung der deutsch-nationalen Kreise in der FPÖ zählen. Der gebürtige Wiener ist auch Mitglied der schlagenden Burschenschaft "Vandalia". In dieser Eigenschaft hat er sogar vor zwei Jahren einen Salzburger Arzt zu einem Duell mit dem Säbel herausgefordert. Ob er sich dabei "hell- oder dunkelblaue Flecken" geholt hat, ist allerdings nicht bekannt.

Seine erste Bewährungsprobe hat der FPÖ-Obmann im Vorjahr bestanden, als er bei den Wiener Gemeinderatswahlen 15 Prozent der Stimmen eingefahren hat. Noch in lebhafter Erinnerung sind die umstrittenen Wahlslogans von damals wie "Pummerin statt Muezzin", "Wien darf nicht Istanbul werden" oder "Deutsch statt nix verstehen".

Diese Botschaften werden auch diesmal wieder - wenn auch nicht wörtlich - eingesetzt und kommen nach wie vor auch bei seiner Gefolgschaft gut an. Am stärksten im 15. Wiener Gemeindebezirk, jenem Bezirk mit dem höchsten Ausländeranteil in Wien. Seinen Wiener Wahlauftakt hat er daher nicht zufällig am Wiener Meiselmarkt gewählt.

Die wahren Gründe eines türkischen EU-Beitritts

"Ich bin der H. C. Strache", begann er dort seine Rede. Und einmal mehr kamen die klassischen FPÖ-Themen zum Einsatz. Strache wetterte gegen Zuwanderung, gegen das BZÖ, gegen "Die da oben", gegen einen EU-Beitritt der Türkei und gegen die EU überhaupt: "80 Prozent der Österreicher wollen aus gutem Grund, dass die Türkei kein EU-Mitglied wird; zu Recht! Weil die Türkei weder historisch, noch geografisch, noch kulturell ein europäisches Land ist." Der FPÖ-Chef weiß auch genau, wer daran schuld ist: "Die Amerikaner! Die haben vor, ihr NATO-Mitglied Türkei in die EU zu bringen, damit sie selbst nicht mehr Milliarden Dollar Unterstützungshilfe zahlen müssen. Das sollen nämlich wir übernehmen. Gleichzeitig soll die Türkei uns noch stärker an die NATO binden."

Die Türkei soll aber auch nach Straches Meinung nicht als einziges nicht-europäisches Land EU-Mitglied werden, auch Marokko und Algerien sollen folgen, und zu guter Letzt Israel: "Das ist der wahre Hintergrund: der Plan einer euro-asiatisch-afrikanischen Union, wo man uns in den Nahost-Konflikt militärisch hineinziehen will, wo wir dann mit Soldaten Seite an Seite dieser Mitgliedsländer und der Amerikaner im Nahen Osten Krieg führen sollen, um amerikanische Interessen zu unterstützen. Österreich ist aber neutral, und wir müssen diese Neutralität auch sicherstellen."

Im Mutterland der Freiheitlichen

Schwierigeres Terrain fand die FPÖ bei ihrem Wahlkampfauftakt in Kärnten vor. In einem Klagenfurter Gasthaus wähnte sich H. C. Strache aber dennoch unter Gleichgesinnten: "Gerade in Kärnten ist die FPÖ beheimatet, gerade hier ist das Mutterland der Freiheitlichen in Österreich. Hier haben wir die treuen Wähler - Menschen, die zu ihrer Heimat stehen und wissen, dass Heimatrecht auch Menschenrecht ist", betonte er zu Beginn. Was folgte, war eine Breitseite gegen den Landeshauptmann Jörg Haider. Er sei ein Mann gewesen, der vor langer, langer Zeit einen richtigen Weg gegangen sei, seinen eigenen Weg aber verlassen habe:

"Er hat den freiheitlichen Weg verlassen. Als damals Heide Schmidt mit fünf Mandaten gegangen ist, hat Haider von Diebsgesindel gesprochen. Ich kann nur sagen, dass das, was er damals der Heide Schmidt nachgerufen hat, heute besser auf seine Person passt".

Der Rosenkrieg zwischen FPÖ und BZÖ

Es scheint ein erbitterter Krieg zu sein, den sich die "ehemaligen Brüder" derzeit liefern. Seit der Spaltung der Partei und der Gründung des BZÖ im April 2005 gibt es einen wahren Rosenkrieg um Mandate, Finanzen, Lokalitäten. Und im derzeitigen Wahlkampf streitet man um die Zusammensetzung der Bundeswahlbehörde, um die Reihung auf dem Stimmzettel, um Listenbezeichnungen und darum, wer nun die "echten", die "wirklichen" Freiheitlichen sind. Strache betont dabei bei jeder Gelegenheit, dass das BZÖ die "Verräter" seien, die "wahren Freiheitlichen" aber bei der FPÖ angesiedelt seien.

Ein Sieg über den derzeitigen Erzfeind ist aber bei weitem nicht das einzige Ziel, das Strache erreichen will, wie er bei der Kärntner Veranstaltung abschließend akklamierte: "Der 1. Oktober wird die starke blaue Wiedergeburt. Das blaue Wunder wird die anderen Mitbewerber ereilen. Glück auf, liebe Freunde, Ärmel aufkrempeln! Wir werden dieses Land nicht im Stich lassen: Für unsere Heimat, für Rot-Weiß-Rot, für Österreich!"

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Journal-Panorama, Mittwoch, 6. September 2006, 18:25 Uhr

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Heinz-Christian Strache