Bereits vom Theater St. Gallen engagiert

Hannes Perkmann, Schauspieler

Über die Literatur zur Bühne: Hannes Perkmann, Jahrgang 1979, Schauspiel-Absolvent der Konservatorium Wien Privat-Uni. Der ambitionierte Südtiroler, bereits nach St. Gallen engagiert, zeigt am Freitag sein erstes eigenes Stück "Cecchini-Scharfschützen".

H. Perkmann liest: "Köchin eines Pfarrers" (Kaser)

"Ich bin erst relativ spät zum Schauspiel gekommen. Ursache dafür war, die Lust am Spiel wieder neu zu entdecken. Ich vermute, dass dieser Drang aus der Kindheit kommt. Als ich das erste Mal auf der Bühne stand wusste ich, dass mich das Spiel fasziniert. Es hat mit der Unmittelbarkeit, die keine Grenzen kennt zu tun.

Auch mit der Auseinandersetzung mit mir selber und der Frage: wer bin ich? Denn durch das Spielen bin ich gezwungen, mich ständig mit mir zu beschäftigen - denn man ist dabei ja immer auf sich selbst zurück geworfen. Und natürlich das Interesse, mit einem Publikum in Kontakt zu treten", erzählt Hannes Perkmann, der aus Bozen in Südtirol stammt, Jahrgang 1979, seit 2002 am damaligen Konservatorium Wien, der heutigen Privatuniversität, Schauspiel studierte und im Sommersemester 2006 abgeschlossen hat.

Der Jungschauspieler, der zweisprachig aufgewachsen ist und perfekt italienisch spricht, studierte zunächst in Innsbruck zwei Semester vergleichende Literaturwissenschaften, war ein Jahr lang als Lehrer tätig und besuchte die Schauspielschule in Bruneck.

Wien wählte er schließlich, weil ihm das Konservatorium empfohlen wurde. Seine Ausbildung an der Privatuniversität erhielt er bei Dorothee Hartinger, Peter Hofer, Michael Dorak und Bettina Ostheim. "Es waren genau die richtigen Lehrer zum jeweils richtigen Zeitpunkt für mich", resümiert Perkmann.

Eine unaufhörliche Suche

"Nicht an der Oberfläche hängen zu bleiben, sondern nach dem Tiefgründigeren zu suchen. Eine gefundene Antwort sofort wieder fallen zu lassen - und auf neue Suche zu gehen. Das ist schwierig, weil wir Menschen dazu neigen, an etwas festzuhalten. Vor allem wenn man glaubt, etwas gefunden zu haben. Aber die Sicherheit ist ja das Uninteressanteste - vor allem in der Kunst", beschreibt der nachdenkliche Schauspieler seinen Zugang.

Hingezogen zu Charakteren, die an der Kippe stehen

"Mich interessieren vor allem jene Figuren, die immer an der Kippe sind, jeden Moment abstürzen können. Die glauben, Sicherheit gefunden zu haben und sich darin wohl fühlen - aber letztlich durch die Reibung mit der Außenwelt dann vor der Entscheidung stehen, das was war, fallen lassen zu müssen", so Perkmann.

Von Goldoni bis Strauß, ...

Das Vorsprech-Repertoire des Nachwuchsschauspielers umfasste Richard aus Botho Strauß' "Trilogie des Wiedersehens", Fuchs und Wolf aus Goethes "Reinecke Fuchs", den Marquis Posa aus Schillers "Don Karlos", die "Ballade vom Wasserrad" von Brecht/Eisler sowie den Truffaldino aus Goldonis "Diener zweier Herren", den er mit Robert Meyer erarbeitet hat.

... von Kurt Held bis Erwin Riess

Im Laufe seiner Ausbildung konnte Perkmann auch Theater-Praxis sammeln:

So spielte er am Theater der Jugend in Kurt Helds "Die rote Zora und ihre Bande" (Regie: Thomas Birkmeier, 2003), in der zweisprachigen Inszenierung von "La scommessa/Die Wette" nach Goldoni an den Vereinigten Bühnen Bozen (Regie: F. Cainero, 2004) sowie in der Uraufführung von "Floridsdorf, August oder Sieben Leben" von Erwin Riess im Forum U3 des Volkstheaters Wien (2005). Weiters wirkte er in der Schauspielhaus-Produktion von Brechts "Kaukasischem Kreidekreis" (2005/06) mit, mit der er im November und Dezember 2006 in Luxemburg gastierte.

Uraufführung von "Cecchini-Scharfschützen BZ"

"Die positive Erfahrung bei dieser Arbeit war, dass man kaum Kompromisse machen muss. Aber es war natürlich sehr viel Arbeit, da ich auch für die Organisation zuständig war. Im Laufe der Proben haben wir versucht, die Essenz unseres Stücks noch stärker herauszuholen. Und ich denke, das ist uns gelungen - tocca ferro, ich klopfe auf Holz", berichtete Hannes Perkmann vor der Uraufführung seines ersten Stücks "Cecchini-Scharfschützen BZ:

Ein Porträt - Un ritratto", das er zusammen mit seinem Schulfreund Benno Steinegger verfasst hat. Die Premiere dieses Südtirol-Porträts fand am 27. Oktober 2006 auf der Gompm Alm im Passeiertal statt.

"Dieses Projekt reicht in unsere Schulzeit zurück und hat sich jetzt ergeben, weil wir beide das Studium beendet haben und nun wieder in der Heimat zusammentreffen. Wir wollen zeigen, dass es nicht nur diese oberflächliche Südtiroler Kultur gibt, die ihre Traditionen dem Tourismus unterordnet, sondern dass diese Traditionen viel tiefer liegen. Pflegt man sie aber nur oberflächlich, verkommen sie zur Folklore", so Perkmann über das Stück, das von der Südtiroler HochschülerInnenschaft unterstützt wird. Derzeit ist er auch mit Festivals in Gesprächen, in deren Rahmen die Produktion ebenfalls gezeigt werden soll.

Seit Herbst 2007 in St. Gallen engagiert

Und im Herbst 2006 erfuhr Hannes Perkmann erfahren, dass er ab Herbst 2007 am Theater St. Gallen in der Schweiz ein fixes Engagement hat:

"Tim Kramer, der ab Herbst 2007 seine Intendanz in St. Gallen antrat, bot mir einen Zwei-Jahresvertrag an", erzählte der glückliche Jungschauspieler damals.

In "Letzten Tagen der Menschheit" in Reichenau

Davor wirkte er im Sommer 2006 in mehreren kleinen Rollen bei den renommierten Festspielen Reichenau in Karl Kraus' "Letzten Tagen der Menschheit" in der Inszenierung von Christopher Widauer mit.

"Das war für mich der Übergang vom Studium in die freischaffende Arbeit. Ich hatte hier die Möglichkeit, mit bedeutenden Schauspielern zu arbeiten, Geld zu verdienen - und durfte beobachten, wie die Großen auf der Bühne agieren", erzählt Perkmann.

Bei Münchner ZBF-Agentur

Inzwischen wird der ambitionierte Südtiroler, der auch Interesse am Film hat, von der Zentralen Bühnen-, Fernseh- und Filmvermittlung (ZBF) in München vertreten.

"Das ist ein ganz großes Verdienst von Tim Kramer, dem Leiter der Schauspielabteilung an der Privat-Uni. Denn er hat für den Nachwuchs die Tür zu dieser großen deutschen Agentur aufgestoßen."

Die Naivität nicht verlieren

Und wie lautet der größte berufliche Wunsch des Nachwuchsschauspielers? "Diese Naivität zu behalten und auch im Zuschauer zu wecken, dass er keine Angst hat, zu lachen und zu weinen. Ich möchte in den Menschen das Gefühl wecken, dass sie Kind sein und Gefühle zeigen dürfen", so Hannes Perkmann.