25 Stunden Arbeit und Taschengeld
Au-pairs in Österreich
Laut Gesetz dürfen Au-pairs ein Jahr lang in Österreich leben. Vorausgesetzt sie sind beim hiesigen Arbeitsmarktservice gemeldet und verfügen damit über ein Visum. Ihre Aufgaben: Haushalt und Kinderbetreuung. Über das Familienleben mit Au-pairs.
8. April 2017, 21:58
Judith Huainnig-Marte über ihre Au-pairs
Auf Besuch bei Familie Huainnig-Marte im vierzehnten Bezirk in Wien. Rund um den Esstisch haben es sich die vier Familienmitglieder bequem gemacht: Judith Huainnig-Marte mit ihrer vierjährigen Tochter Katharina, ihr Mann Franz-Josef und die 25-jährige Tatjana Petreniuk, das neue ukrainische Au-pair-Mädchen der Familie.
Tatjana ist das fünfte Au-pair der Familie Huainnig-Marte. Vor viereinhalb Jahren nahmen sie das erste zu sich - es hieß wie ihre Tochter Katharina und kam aus der Slowakei.
Beruf vorerst aufgegeben
Tatjana Petreniuk hat in ihrem Heimatland, der Ukraine, Ukrainisch und Englisch studiert und hat in den letzten Jahren als Ukrainischlehrerin unterrichtet. Diesen Beruf hat sie vorerst einmal aufgegeben.
"Ich hab' die Universität im Fach Philologie abgeschlossen", erzählt sie, "ich habe schon etwas, aber das nicht genug für mich. Ich brauche immer etwas zum Lernen."
Die Gesetzeslage
Laut Gesetz darf Tatjana Petreniuk ein Jahr als Au-pair in Österreich leben. Vorausgesetzt, sie ist beim hiesigen Arbeitsmarktservice gemeldet und verfügt damit über ein Visum.
Gesetzlich festgeschrieben ist auch, dass Tatjana sich während ihres Aufenthalts in Österreich verpflichtet, ihre Gastfamilie 25 Stunden pro Woche bei der Kinderbetreuung und im Haushalt zu unterstützen. Im Gegenzug dafür erhält sie von dieser Verpflegung, ein eigenes Zimmer und monatlich 320 Euro Taschengeld.
Umstellung auf neues "Familienmitglied"
Bis vor einem Monat ist wochentags immer Svetlana, ihr Au-pair aus Russland, zu ihnen gekommen. Jetzt heißt es für Judith, Franz-Josef und Katharina Huainigg-Marte, sich auf einen neuen Menschen in ihrem Leben einzustellen.
"Das ist gar nicht so leicht", so Judith Huainnig-Marte. "Weil wir mögen das andere Au-pair schon richtig, da ist schon eine freundschaftliche Beziehung da, fast wie eine Tochter." Für ihr Kind sei der Wechsel auch nicht ganz einfach. "Wobei wir sie wirklich drauf vorbereitet haben. Sie hat das bisher immer sehr gut akzeptiert."
Arbeit mit dem Kind
Mit allen ihren bisherigen Au-pairs haben sie und ihre Familie eine sehr gute Beziehung gehabt, erinnert sich Judith Huainnig-Marte. Probleme seien so gut wie nie aufgetaucht. Nur mit einem Au-pair-Mädchen habe sie einmal ein ernsteres Gespräch führen müssen, weil sich dieses ihrer Meinung nach zu wenig mit Katharina beschäftigte. Ihre Tochter einfach vor den Fernseher setzte, anstatt mit ihr zu spielen. Dass Au-pair und Katharina gut miteinander können, das sei ihr das Allerwichtigste.
Ihre Au-pairs bieten ihr die Möglichkeit, ihre Russischkenntnisse wieder ein wenig aufzufrischen, freut sich Judith Huainnig-Marte. Und außerdem kämen durch die Mädchen immer wieder die ein oder andere osteuropäische Köstlichkeit auf den Mittagstisch. Was bedeutet, dass auch sie im Gegenzug die Schürze umbinden muss, um ihren Gästen einen Kaiserschmarren oder das legendäre Wienerschnitzel kredenzen zu können.
Deutschkenntnisse verbessern
Tatjana Petreniuk, das Au-pair-Mädchen aus der Ukraine, hat nicht vor, Österreich so schnell wieder zu verlassen. Am liebsten würde sie in ein paar Jahren hier Deutsch studieren.
"Nach dem Au-pair-Jahr möchte ich eine große Karriere machen", so Petreniuk. "Ich möchte versuchen, hier meine Deutschkenntnisse weiter zu verbessern. Ich möchte deshalb die Universität besuchen. Wenn das nicht geht, versuche ich das in meiner Heimat."
Au-pairs aus dem Osten
Alle vier Au-pair-Mädchen, die bisher ein Jahr bei der Familie Huainnig-Marte zu Gast waren, waren Deutsch- oder Englischstudentinnen aus dem Osten Europas. Zwei von ihnen kamen aus Russland, eine aus der Slowakei und eine aus Weißrussland.
Dafür ausschlaggebend, dass sie sich damals dafür entschieden haben, ein Au-pair in ihre Familie aufzunehmen, seien zwei Dinge gewesen, sagt Judith Huainigg-Marte. Zum einen sei gerade ihre Tochter Katharina geboren worden. Und zum anderen sei es ihrem Mann, der seit seiner Kindheit an den Folgen einer Impfung leidet und deswegen im Rollstuhl sitzt, gesundheitlich sehr schlecht gegangen. Rund um die Uhr hat sie für ihn da sein müssen, erinnert sich die 40-jährige. Bei der Betreuung der kleinen Katharina benötigte sie demnach dringend Unterstützung.
Vermittlungsagentur
Mit ihren Au-pairs in Kontakt getreten sind sie über eine Wiener Au-pair-Vermittlungsagentur, erzählt Judith Huainigg-Marte. Gesucht hätten sie ein Mädchen, dass einerseits aus Russland kommt oder zumindest russisch spricht und das andererseits Erfahrung hat im Umgang Kindern und behinderten Menschen.
"Ich denke auch, dass man diesen Mädchen am meisten Chancen gibt", meint Huainigg-Marte. "Weil aus den umliegenden Nachbarländer können die jungen Leute schon sehr gut reisen."
Mehr dazu in Ö1 Inforadio
Download-Tipp
Ö1 Club-DownloadabonnentInnen können die Sendung "Moment" vom Donnerstag, 24. August 2006, 17:09 Uhr zum Thema Au-pair nach Ende der Ausstrahlung 30 Tage lang im Download-Bereich herunterladen.
Links
AMS - In Österreich zur Vermittlung von Au-Pair-Kräften berechtigte private ArbeitsvermittlerInnen
help.gv.at - Adressen und Links zur Kinderbetreuung