Kofi Annan, Hüter des Weltfriedens
Für eine friedlichere Welt
Er ist kein Mann feuriger Parolen, kämpferischer Töne oder wahnwitzigen Pläne. Viel mehr wirkt er versöhnlich, sanftmütig und charismatisch: UNO-Generalsekretär Kofi Annan. Bereits mehr als 40 Jahre dient er, meist unauffällig und still, der Weltengemeinschaft.
8. April 2017, 21:58
Mehr als vierzig Jahre dient Kofi Annan bereits der Weltengemeinschaft - meist unauffällig und still Er durchschritt dabei sämtliche Ränge, bis er 1997 den höchsten von allen erreichte: Generalsekretär der Vereinten Nationen. Dort verhält er sich für manche zu still, für andere nicht still genug.
Für sein Wirken zugunsten des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit, für die Achtung der Menschenrechte und den Ausgleich zwischen Nord und Süd wurde er im Dezember 2001 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Dennoch waren seine Vermittlertätigkeiten nicht immer von Erfolg gekrönt.
Kraft seiner Worte
"Statt die Dunkelheit zu verfluchen, zünde lieber ein Licht an, pflegt Kofi Annan zu sagen, wenn die Weltpolitik wieder einmal vor unlösbaren Problemen steht. Und an unlösbaren weltpolitischen Problemen herrscht ja bekanntlich zur Zeit kein Mangel.
Kofi Annan liebt Zitate, Anekdoten und einfache, schlagkräftige Aussagen. Er glaubt an die Kraft der Worte, übte sich schon als Jugendlicher in der Kunst der Rhetorik, absolvierte - und gewann - Redewettbewerbe. Letztlich war es auch seine verbale Gewandtheit, die ihm im Alter von 21 Jahren ein Stipendium am College von Macalester in Saint Paul, Minnesota, einbrachte.
Ein Vertreter der Ford-Stiftung wurde bei einem länderüber- greifenden Kongress in Sierra Leone auf den jungen Annan aufmerksam. So kam es, dass er in jungen Jahren seine Heimat Ghana verließ, um als Krönung seines beruflichen Lebenswerkes Generalsekretär der Vereinten Nationen zu werden.
Zwischen zwei Welten
Das Leben zwischen afrikanischer Tradition und europäischer Verwaltung zwang Kofi Annan, sich auf zwei Welten einzustellen, beide zu akzeptieren, in beiden zu funktionieren. Ghana - zu Kofis Schulabschluss noch britische Kolonie - ist ein Land, das weder landschaftlich, noch wirtschaftlich, noch kulturell übermäßig viel zu bieten hat. In seiner Heimatstadt Kumasi kamen verschiedenste Ethnien zusammen. Angehörige unterschiedlicher Stämme, Sprachen und Religionen lebten nebeneinander und miteinander.
Dieses kulturelle Konglomerat lehrte ihn Weltoffenheit, Toleranz und Flexibilität. Das Leben in der Großfamilie, in der verschiedene Charaktere und Generationen aufeinander trafen, schulte seine Kommunikations- und Beziehungsfähigkeit. Dazu kam, dass in Ghana der Frieden seit jeher einen hohen Stellenwert hatte.
Der Weg in die Unabhängigkeit verlief friedlich, politische Umstürze führten nicht zu Bürgerkriegen wie in Ghanas Nachbarländern, Militärdiktaturen wurden stillschweigend ertragen, bis endlich - vor wenigen Jahren erst - die Demokratie offiziell Einzug hielt. Bis heute gilt Frieden als teuerstes Gut. Und die ghanaische Bevölkerung ist stolz, dass ihr prominentester Export, den sie "President of the whole world nennen, unermüdlich zu Frieden mahnt.
Kofis Vater
Kofi Annan wurde am 8. April 1938 in eine gut situierte Familie hineingeboren. Sein Vater war ein erfolgreicher Geschäftsmann in einem niederländisch-britischen Unternehmen. Er engagierte sich, als die ersten Parteien gegründet wurden, in der Politik, unterhielt engste Beziehungen - sowohl zur anglikanischen Kirche, als auch zu den traditionellen afrikanischen Oberhäuptern.
Der Vater war es auch, der Kofi (was etwa soviel heißt wie "der am Freitag Geborene) und seine Geschwister zu rhetorischen Fähigkeiten erzog. So inszenierte er Gerichtsverhandlungen, in denen er über die Taten seiner Kinder richtete. Es ging dabei weniger um das Delikt an sich, sondern um die Art der Verteidigung. Man pflegte die hohe Schule des Argumentierens und beurteilte, ob eine Geschichte stimmig und logisch war, ob sie selbstbewusst dargebracht wurde oder ob der Angeklagte zögerte oder stotterte.
Der Vater war streng, aber liebend. Er erzog seine Kinder zu Würde, Zielstrebigkeit und Standfestigkeit. Und er ermöglichte allen eine fundierte Ausbildung.
Enthusiastischer Demokrat
Kofi Annan besuchte gute Schulen, verbrachte die letzten drei Jahre vor seinem Abschluss in einem renommierten Internat. Schon in der Schule zeichnete er sich durch eine ausgeprägte Lust an politischen Debatten aus. Und er war schon damals enthusiastischer Demokrat. Die großen Themen seines Lebens standen für ihn bereits in jungen Jahren fest: Gerechtigkeit, Ausgleich zwischen Arm und Reich, Völkerverständigung. Diese Probleme beschäftigen ihn bis heute.
Nach Studienzeiten in Kumasi, Minnesota und Genf bewarb sich Annan - mehr zufällig als geplant - bei der WHO, der Weltgesundheitsorganisation. Es war das Jahr 1962. Fast 45 Jahre später, am 31. Dezember 2006, wird er nun nach zwei Amtsperioden als Generalsekretär die Vereinten Nationen verlassen.
Seine Erfolge und Misserfolge
Kofi Annan durchlebte die UNO von unten nach oben, diente ihr in Genf, New York, Addis Abeba und Kairo, arbeitete in Verwaltung und Personalmanagement, war Untergeneralsekretär für Friedensoperationen und schließlich Generalsekretär.
Er erzielte Erfolge in den Bereichen Aids, Entwicklung und Frauenrechte, entwickelte ein Reformpaket für die UNO, formulierte die "Millennium Development Goals, musste aber auch grobe Niederlagen in Somalia, Ruanda, Bosnien, dem Kosovo und dem Irak einstecken.
Warum nicht?
Vielfach, so sagt er, würden die Möglichkeiten des Generalsekretärs überschätzt: "Der Unterschied zwischen Gott und mir ist: Er konnte die Welt allein erschaffen. Ich habe bei allem, was ich tue, 191 Herren.
Was nach dem Ende seiner zweiten Amtszeit als UNO-Generalsekretär kommen wird, ist unbekannt. Das mache aber nichts. Er sei stets offen für Neues, sagt er, denn schließlich laute sein Lebensmotto: "Warum nicht?
Hör-Tipp
Hörbilder, Samstag, 30. Dezember 2006, 9:05 Uhr
Download-Tipp
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Buch-Tipp
Friederike Bauer, "Kofi Annan. Ein Leben", S. Fischer Verlag, ISBN 3100096479
Mehr dazu in oe1.ORF.at
Links
Wikipedia - Kofi Annan
United Nations - Biografie