Salzburg-Debüt in Handkes Kapitalismus-Parodie
Markus Meyer im Gespräch
Seit 2004 gehört er dem Burg-Ensemble an: Markus Meyer, der kürzlich in Handkes "Die Unvernünftigen sterben aus" sein Salzburg-Debüt hatte. Im September ist der gebürtige Deutsche in Handkes Kapitalismus-Parodie auch am Wiener Akademietheater zu sehen.
8. April 2017, 21:58
Über die Salzburg-Proben zum Handke-Stück
Zuletzt war er in Peter Handkes "Die Unvernünftigen sterben aus", das jüngst als Teil 3 der Reihe "Young Directors Project" bei den diesjährigen Salzburger Festspielen zu sehen war: der deutsche Schauspieler Markus Meyer, der seit 2004 dem Ensemble des Burgtheaters angehört.
In der Rolle des Karl-Heinz Lutz in Handkes Kapitalismus-Parodie aus dem Jahr 1973 in der Inszenierung von Friederike Heller hatte Markus Meyer nun sein Debüt bei den Salzburger Festspielen.
Eine sehr vielschichtige Rolle
"Diese Rolle ist sehr vielschichtig. Der Unternehmer Lutz tritt als vitaler, junger Unternehmer auf, der aber im Laufe der Kartellbildung seine Position verliert. Und wenn dann sein Freund Quitt aus dem Kartell ausschert und die anderen dann betrügt, geht es Lutz richtig schlecht. Dann kann man auch etwas in seine Seele blicken - wovon man am Anfang des Stücks nicht viel sieht. Denn da ist Lutz ein Selfmademan, der sich selbst darstellt. Aber wenn es ihm an die Wäsche geht, sieht man, dass er ein zart besaiteter Mann ist. In dieser Inszenierung bin ich ein geschniegelter Designer-Typ, der dann aber zusammenbricht, bzw. seine scheinbar heile Welt", erklärt Markus Meyer zu seiner Rolle in dem Handke-Stück.
Adaptierte Kapitalismus-Parodie
"Wir haben ganz verschiedene Sachen ausprobiert. Es wurden Ausdrücke aus den 1970er Jahren wurden eliminiert, um den Text so heutig wie möglich darzustellen. Und jeder hat sich bemüht, einen Menschen aus Fleisch und Blut darzustellen, was zunächst beim Lesen des Textes gar nicht so einfach ist, weil es so comic-hafte Figuren sind, die etwas überzeichnet scheinen", erzählt Meyer über die Probenarbeit in Salzburg.
Über politisches Engagement
Zum politischen Engagements eines Künstlers - Handke ist zurzeit ein umstrittener Autor wegen seiner pro-serbischen Haltung, nicht zuletzt auch wegen seiner Teilnahme am Begräbnis von Slobodan Milosevic und hat vor kurzem auf den Heine-Preis verzichtet - meint der Schauspieler u. a.:
"Ich finde es generell immer schwierig, wenn Künstler sich politisch äußern. Es sei denn, man ist sehr gut informiert, hat eine Ahnung von der Materie und kann sich gut artikulieren. Wenn sich der Künstler in diesem Metier nicht besonders gut auskennt, sollte er sich heraushalten, weil sonst vielleicht viel, was seine Kunst betrifft - in diesem Fall eben schauspielerisches Können - damit vermischt wird. Und das finde ich nicht gut", so Markus Meyer.
Von der Biochemie zum Schauspiel
Markus Meyer, Jahrgang 1971, stammt aus Norddeutschland. Er studierte zunächst Biochemie und absolvierte dann die Ausbildung zum Schauspieler an der Schauspielschule "Ernst Busch" in Berlin.
Erste Engagements hatte er in Berlin an der Deutschen Oper, der Volksbühne sowie am Hans-Otto-Theater in Potsdam. Im Jahr 2000 wurde er ans Berliner Ensemble engagiert. Seit 2004 ist er Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters.
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Download-Tipp
Ö1 Club-DownloadabonnentInnen können die Sendung "Im Künstlerzimmer" vom Sonntag, 13. August 2006, 11:46 Uhr mit Markus Meyer im Interview nach Ende der Ausstrahlung 30 Tage lang im Download-Bereich herunterladen.
Veranstaltungs-Tipp
Peter Handke, "Die Unvernünftigen sterben aus", Premiere Dienstag, 5. September 2006, 19:30 Uhr, Akademietheater, Wien
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