Inszenierung ohne Esprit

Breite Ablehnung für Brandauers "Dreigroschenoper"

Die Neuinszenierung der "Dreigroschenoper" im wieder eröffneten Berliner Admiralspalast stieß bei ihrer Premiere Freitagabend auf einhellige Ablehnung. Für seine öffentlichkeitswirksam vorbereitete Inszenierung erntete Regisseur Brandauer lautstarke Buh-Rufe.

Sie war in Berlin mit großem Pomp angekündigt und beworben worden - die Neuinszenierung der "Dreigroschenoper" von Bertolt Brecht und Kurt Weill. Am 11. August 2006 hatte das Stück unter der Regie von Klaus Maria Brandauer im Admiralspalast Premiere. Doch das reichlich prominent besetzte Publikum buhte Brandauer heftig aus.

Der noch immer nicht fertige Admiralspalast war bis auf den letzten Platz gefüllt, auch weil das Ensemble neugierig gemacht hat, vor allem wegen des Punk Veteranen Campino, Frontmann der "Toten Hosen", in der Rolle des Mackie Messer.

Der Beifall nach der zweieinhalbstündigen Aufführung war lange, heftig und dem Ensemble gewidmet. allen voran Katrin Sass als Mrs. Peachum, aber auch Birgit Minichmayr als deren Tochter Polly. Bravorufe gab es zudem für Jenny Deimling als Lucy und den Debütanten des Abends, Campino.

Die Buhrufe erntete Regisseur Klaus Maria Brandauer. Er hat es - jedenfalls auf der Bühne - locker genommen, und seine Kritiker animiert, noch intensiver ihre Unzufriedenheit zu artikulieren. Daraus wurde nichts, und auf Brandauers Zeichen ist das Licht angegangen. Die Stimmen sind so schnell verhallt, wie sie erklungen waren.

Mit Kritik hat sich das Premierenpublikum dennoch nicht zurück gehalten. In ersten Stellungnahmen für das Ö1 Morgenjournal wurde etwa bemängelt, dass Brechts Humor verloren gegangen war, dass Brecht lauter sein müsste und dass die Aufführung schlicht langweilig gewesen war.

"Mit den 'Toten Hosen ist es härter'
Klaus Maria Brandauer wollte zur Kritik unmittelbar nach der Premiere nicht Stellung nehmen. Die Schauspieler waren gesprächiger. Campino war froh, dass die Premiere auf dem, für ihn fremden Terrain geschafft ist, aber: "Wenn ich mit den 'Toten Hosen' spiele, ist es härter".

Birgit Minichmayr nahm die Kritik gelassen: "Das beschädigt mich nicht, und auch nicht meine Liebe zu dieser Produktion sagte sie gegenüber dem Ö1 Morgenjournal.

Die umjubelte Katrin Sass hingegen, sah ihre bereits früher geäußerte Skepsis gegenüber der Regie von Klaus Maria Brandauer bestätigt: "Sein Konzept ist, keine Konzeption zu sagen, das hat er ja öffentlich gesagt." So könne man zwar auch arbeiten, gesteht Sass zu, macht aber kein Hehl daraus, dass ihr ein konzeptiver Zugang zum Stück lieber gewesen wäre.

Klaus Maria Brandauer wollte, wie er vor der Premiere sagt, im Brechtschen Sinne erst unterhalten und dann belehren - doch die Verhältnisse, die waren nicht so.

Wieder eröffnetes Haus
Nach fast zehnjährigem Leerstand hat die einstige Amüsiermeile Friedrichstraße mit dem Admiralspalast ihr legendäres Theater zurückbekommen.

Die Freigabe des Gebäudes war bis zuletzt wegen sicherheitstechnischer Mängel ungewiss. Die Bauaufsicht des Bezirks Mitte hatte erst nach einer zweiten Begehung am Donnerstag grünes Licht für die Eröffnung gegeben.