Tote Teenager zur Kino-Wiederbelebung

Blut- und Erfolgsräusche

Der in Ebensee gedrehte Teenie-Slasher "In 3 Tagen bist du tot" galt schon als Kassenschlager bevor er in die Kinos kam. Ob sich aus "gut gelungen" und "bestens platziert" bereits ein Erfolgsrezept basteln lässt?

Endlich! Österreich wird wieder Kinoweltmacht. Und das ganz ohne Almrausch und Heurigendusel, Lederhosensexappeal und Kaiserkuschelzoo. Nein, die kommende Erfolgsgeschichte des österreichischen Films wird mit Blut geschrieben - dem Blut von Teenagern, deren Serienschlachtung in den 1990ern zum filmischen Pophit wurde. Was einschlägige Teenie-Slasher-Movies wie "I know What You Did Last Summer" oder "Urban Legends" konnten, kann der heimische Blut- und Beuschl-Film "In 3 Tagen bist du tot" nämlich locker - wenn nicht gar, Hand aufs (mit Verlaub: wild pumpernde!) Herz, besser.

Morden für die Massen

Bevor Österreich Kinoweltmacht wird, muss sein Schlachtschiff allerdings erst einmal richtig auslaufen. Einige Medien freilich haben sich bereits so sehr in den Traum vom Kinoweltmachtsdasein reingetigert, dass sie den Stapellauf gar nicht erst abgewartet und bereits eine Woche vor dem Starttermin die gelungene Welteroberung ausgerufen haben. Es hatte ihnen bereits die Nachricht genügt, dass der Film in zwei Dutzend Länder verkauft werden solle.

Aber egal - nur weil medienwirksam agierende Meinungsmacher einen Erfolg herbeijubeln, indem sie ihn als bereits gegeben hinstellen, heißt das noch lange nicht, dass "In 3 Tagen bist du tot" nicht seine Qualitäten und tatsächlich das Zeug zu einem veritablen Erfolgsfilm hätte.

Wiederum nicht so egal: Wenn ein Film von Michael Haneke in ähnlich viele Länder verkauft wird, stellen sich die heimischen Medien zwar nicht tot, aber weitgehend taub. Dabei hatte Haneke doch gerade mit "Caché" die besten Voraussetzungen für das geliefert, was man einem durchschnittlich verdorbenen Massenpublikum als Erfolgsfilm unterjubeln könnte: dunkle Geheimnisse, atemberaubende Spannung und Blut spritzende Körper.

Aber so etwas geht selbst bei einem Publikum, das man der marktstrategischen Einfachheit halber erfahrungsgemäß en masse für dumm erklärt, nicht durch - weil so dumm ist nicht einmal das Massenpublikum, dass es nicht merken würde, dass auf dem Haneke so ein "Autorenfilmer"-Etikett klebt und der Autorenfilm quasi der natürliche Feind von guter und bei seines-, des Massenpublikums gleichen erfolgreiche Unterhaltung ist.

Das Rezept zum Erfolg
Angesichts des erwartbaren, eigentlich geradezu vorgezeichneten, im Grunde praktisch garantierten Welterfolgs von "In 3 Tagen bist du tot" fragt man sich freilich: Wieso erst jetzt? Da macht das österreichische Kino seit Jahren einen auf Autorenfilm, wo doch jeder weiß, dass so ein auteur bestenfalls in Frankreich einen Stand hat - aber auch nur, wenn er ein Franzose ist (weshalb der Haneke immer mehr Franzose zu werden droht). Da probt man seit dem überraschenden Gelingen eines possierlichen Regionalcharakter-Schwanks vor mehr als zehn Jahren den Leinwandauftrieb von heimischen Kabarettisten, die sich zwar geduldig melken lassen, dabei aber nicht genug hergeben, um auch ausländische Märkte zu versorgen. Da ist man jahrelang so naiv zu glauben, man müsste Hollywood mit der Marke Eigenbau kontern und kommt drauf, dass der Eigenbau höchstens die heimischen Eigenbauern interessiert.

Spät genug, aber doch, kommen wir jetzt endlich drauf, dass das österreichische Kino, um wirklich erfolgreich zu sein, nichts - und schon gar nicht sich selbst - neu zu erfinden braucht, sondern am besten in Hollywood bewährte Genres vor heimatlich bewährten Kulissen recycelt. Man weiß doch aus der Filmgeschichte, dass das ein sicheres Erfolgsrezept ist: "Sissi" - ein Historien-Kostümschinken im Habsburger-Look; "Der Förster vom Silberwald" - ein Western in Jägersleut- und Bauern-Tracht.

Wechselwirkungen
Wir warten also auf die brandneue heimische Romantic Comedy mit dem Titel "Schlaflos in Ebensee" oder den österreichischen Agententhriller "Fischen im Mostkübel". Und während wir uns dranmachen, Hollywood mit den eigenen Waffen schlagen, lässt man sich dort von einem österreichischen Autorenfilmer, der wiederum Haneke heißt (und gerade ein Hollywood-Remake von "Funny Games" vorbereitet), zeigen, was ein richtiger Thriller ist.

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