"Glück gehabt!"
Wolf Suschitzky, Kameramann und Fotograf
Die Ausstellung "Wolf Suschitzky. Ein Fotograf aus Wien" im Wiener Literaturhaus bietet erstmals in Österreich einen repräsentativen Überblick über Suschitzkys fotografisches Werk aus 70 Jahren. Suschitzky machte als Kameramann und Fotograf Karriere.
8. April 2017, 21:58
Suschitzkys Film-Erfolge
An die 25 Kinofilme, diverse Fernsehserien, zahlreiche Dokumentar- und Werbefilme, mehrere Buch-Publikationen und Ausstellungen in namhaften Museen und Galerien. Wolfgang Suschitzky, in Film-Lexika als Wolf Suschitzky geführt, kann auf eine beachtliche Karriere zurückblicken - und auf ein arbeitsreiches Leben zwischen Wien, Amsterdam und London.
Er hat mit Hollywoodstars wie Michael Caine gedreht, er hat berühmte Leute wie H.G.Wells oder Alexander Fleming fotografiert, er wurde als Dokumentarfilmer und Tierfotograf bekannt; er, der gebürtige Österreicher, der in England eine neue Heimat finden sollte, ist als "Director of Photography" viel in der Welt herumgekommen.
Breites Werk
August dieses Jahres feiert Wolf Suschitzky seinen 94. Geburtstag. Seit 1936 lebt er in London. Beim Interview in seiner gemütlichen, stilvoll eingerichten Wohnung legt Wolf Suschitzky einige Bücher und Mappen auf den Tisch, neben die Teetasse und den servierten Kuchen.
Es sind Publikationen von Wolf Suschitzky, Fotobücher aus den 1940er und 1950er Jahren, auch Bücher, die 1961 oder 1988 erschienen sind. Schwarz-Weiß-Porträts von Kindern, eindrucksvolle Tieraufnahmen, Stimmungsbilder aus einem London von einst. Dann gibt es Porträts, die sofort in den Bann ziehen. Die Gesichter kommen einem bekannt vor. Die Aufnahmen zeigen berühmte Künstler, wie etwa den Schriftsteller Aldous Huxley, sie zeigen prominente Politiker.
Nachdenklich und zurückhaltend
Die Fotos seien so nebenbei entstanden, sagt Wolf Suschitzky beinahe entschuldigend, "neben der Filmarbeit". Wolf Suschitzky ist ein diskreter Mensch, einer, der zurückhaltend bleibt im Erzählen, keiner, der zu jedem prominenten Namen eine Anekdote anzubieten hat.
Nachdenklich betrachtet er die alten makellosen Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Heute seien sie wieder gefragt, sagt er.
Ausbildung und Emigration
Im August 1912 wird Wolfgang Suschitzky in Wien geboren, als Sohn einer sozialdemokratisch-jüdischen Familie. Sein Vater, Wilhelm Suschitzky, war in Wien ein bekannter Mann, er war mit dem Schulreformer Otto Glöckel befreundet.
Suschitzky wird an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt zum Fotografen ausgebildet. Nach dem Februar 1934 muss er emigrieren, das Familienunternehmen, eine sozialistische Buchhandlung in Wien, wird 1938 "arisiert". 1936 geht Suschitzky nach London, wo seine Schwester Edith Tudor-Hart, ebenfalls Fotografin, lebt, und beginnt professionell zu arbeiten.
Londoner Milieustudien
Er macht sich einen Namen als Fotoreporter und arbeitet als Kameraassistent, später "Director of Photography" für den renommierten Dokumentarfilmer Paul Rotha. Heute kann Suschitzky auf ein Werk von rund 200 Kino-, Dokumentar- und Fernsehfilmen zurückblicken. Parallel dazu nimmt ein fotografisches Oeuvre Kontur an, das weltweit in Galerien und Museen gezeigt wird.
Seine Milieustudien der Londoner Charing Cross Road der 1930er Jahre etwa sind längst in das "ikonografische Gedächtnis" des 20. Jahrhunderts eingegangen.
Hör-Tipp
Menschenbilder, 6. August 2006, 14:05 Uhr
Download-Tipp
Ö1 Club-DownloadabonnentInnen können die Sendung nach der Ausstrahlung 30 Tage lang im Download-Bereich herunterladen.
Veranstaltungs-Tipp
Ausstellung "Wolf Suschitzky. Ein Fotograf aus Wien", Donnerstag, 8. Juni bis Mittwoch, 13. September 2006, Literaturhaus Wien
Buch-Tipps
Michael Omasta, Brigitte Mayr und Ursula Seeber (Hrsg.), "wolf suschitzky photos", Synema-Publikationen 2006, ISBN 3901644180
Christian Cargnelli und Michael Omasta (Hrsg), "Aufbruch ins Ungewisse. Österreichische Filmschaffende in der Emigration vor 1945", Verlag Wespennest, ISBN 3854585039
Links
Literaturhaus - Wolf Suschitzky. Ein Fotograf aus Wien
Synema