Eine Reise in die Gedankenwelt Freuds

Wege zum Unbewussten

Orte in Wien, zu denen der Vater der Psychoanalyse eine besondere Beziehung hatte, werden im Rahmen der Open Air-Schau "Wege zum Unbewussten", mit Zitaten Freuds und Kommentaren von Künstlern affichiert. Die Reise führt zu 17 Orten rund um die Berggasse.

Sigmund Freud war eine der sprachgewaltigsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, sein Stil hat zahlreiche Bewunderer gefunden, die Freud teilweise weniger als Wissenschaftler denn als Literaten schätzten. Die Open Air-Schau "Wege zum Unbewussten" will mit Hilfe von kommentierten Freud Zitaten einen Einblick in die Gedankenwelt Freuds geben.

Das Instrument der Psychoanalyse ist die Sprache

Das erste Sigmund Freud-Zitat der Open Air-Schau findet sich auf einer Litfasssäule Ecke Berggasse/Porzellangasse: "Ich verlange darum, dass man sich von der ganzen Skala der Sicherheitseinschätzung frei mache".

Weiters zu Wort kommen auf jenem Plakat Ludwig Wittgenstein: "Ich bin ... Freuds Traumdeutung durchgegangen, und ich habe gespürt, wie sehr diese Denkweise zum Kampf auffordert" und schließlich Felix Guattari: "Die Traumdeutung kann als außerordentlicher moderner Roman verstanden werden".

Eine Einladung zum Nachdenken

Die Ausstellung hat nicht den Anspruch, Freuds Werk und Leben in Wien widerzuspiegeln und Begriffe der Psychoanalyse zu erklären, sie ist vielmehr eine Einladung zum Nachdenken und als Auseinandersetzung mit Freud im öffentlichen Raum gedacht.

17 Standorte können ausgehend von der Berggasse erwandert werden. Es sind Orte, die einen Bezug zu Freuds Leben und Werk darstellen: Das Café Landtmann, in dem Freud gerne verkehrte, die Reichsratsstraße, wo Freud seine erste Ordination hatte, der Schottenring, ein bevorzugter Spazierweg von Sigmund Freud, die Universität und natürlich der Freud-Park unmittelbar neben der Votivkirche.

Kontroversiell und polemisch

Auf den, an diesen Stellen platzierten, Litfasssäulen finden sich Texte Freuds, wie zum Beispiel ein Zitat aus "Warum Krieg?" "... die Stimme des Intellekts ist leise, aber sie ruht nicht, ehe sie sich Gehör geschafft hat." Kombiniert werden die Texte Freuds mit Kommentaren von Elfriede Jelinek, Italo Svevo, Gerhard Roth, Margarete Mitscherlich, Herbert Marcuse oder Germaine Greer und anderen Künstlern.

Diese Kommentare von Zeitgenossen Freuds, Freud-Kennern, Psychoanalytikern, Schriftstellern, bildenden Künstlern und deklarierten Freud-Kritikern dienen als Kontrast und Erklärung der Freud Zitate. Die einzelnen Kommentare und Sätze sind teilweise kontroversiell und bisweilen auch polemisch, sie lassen den Betrachtern Raum für die eigene Auseinandersetzung mit Freud.

Das Museum kommt zu den Menschen

"Wir glauben, dass das Leben und Werk Freuds in Wien über viele Jahre hindurch geleugnet wurde", sagt die Vorstandsvorsitzende der Sigmund Freud Privatstiftung Inge Scholz-Strasser weiters. "Erst im Zuge der Restitutionsdebatte wird auch öffentlich über ihn diskutiert". Das sei eine "große Chance für unser Haus".

Daher hat sich das Sigmund Freud Museum dazu entschlossen einen neuen Weg zu bestreiten. "Die Menschen müssen nicht mehr ins Museum kommen, um Freud kennen zu lernen, sondern wir kommen dorthin, wo sie sich aufhalten und wo zu seinen Lebzeiten auch Freud anzutreffen war - auf die Straßen und Plätze der Wiener Innenstadt", meint Scholz-Strasser.

So könne die Essenz die in den kulturtheoretischen, soziologischen, und religionskritischen Arbeiten Freuds liege am Besten einem breiten Publikum näher gebracht werden. Vor allem den Wienern wolle man dies demonstrieren. Die Touristen "sind ohnehin ein Großteil unserer Besucher", meinte Scholz-Strasser. Im Freud Museum liegt auch ein "Pocket-Guide" zur Ausstellung auf.

Veranstaltungs-Tipp
Open Air-Schau, "Wege zum Unbewussten", Juli und August 2006, 8., 9. und 1. Bezirk in Wien, verschiedene Ausstellungsorte.
Ein "Pocket-Guide" zu "Wege zum Unbewussten" ist im Sigmund Freud Museum, 1090 Wien, Berggasse 19, erhältlich; auf der Homepage des Museums findet sich ein Audio-Guide.

Links
Sigmund Freud Museum Wien - Wege zum Unbewussten
Freud-Institut
Wiener Psychoanalytische Vereinigung