Ein genauer Arbeiter

Mark Morris

Mark Morris, Choreograf aus den USA, bereitet derzeit mit seiner Truppe in New York ein Stück für das Wiener Mozart-Festival New Crowned Hope vor. "Mozart Dances" heißt das Werk, das zu Klavierkompositionen Mozarts getanzt wird.

Der Choreograf über Mozarts Musik

Der Choreograf Mark Morris ist einer der wenigen Künstler, die sich für Peter Sellars New Crowned Hope Festival direkt mit Mozarts Werk beschäftigen. Selbst erfolgreicher Tänzer, gründete der Amerikaner vor 25 Jahren seine Kompanie, und seither ist die Mark Morris Dance Group auf den großen Bühnen in aller Welt zu Gast.

Mit Regisseur Peter Sellars hat Morris bereits an mehreren Produktionen zusammengearbeitet, so etwa an der Inszenierung der John Adams Oper "Nixon in China". Im Dezember, so frohlockt Peter Sellars, wenn alle Mozarts Requiem rauf und runter spielen werden, wird sich das Publikum an Mark Morris’ Choreografien erfreuen können.

Melancholischer Unterton

Doch Freude und Kummer, wirft Mark Morris ein, liegen oft nahe bei einander. Gerade bei Mozarts Kompositionen fasziniert ihn ein zuweilen schwermütiger, melancholischer Unterton.

"Mozart Dances" ist der simple Titel der dreiteiligen Tanzproduktion, die Mark Morris derzeit mit seiner Truppe in New York erarbeitet. Ausgewählt hat er dafür zwei Klavierkonzerte und eine Sonate. Louis Langrée wird dirigieren.

Genaues Tanzkonzept

Er arbeite kaum mit Improvisation, sondern lege jede Bewegung sehr genau fest, erklärt Morris seinen Arbeitsprozess. Der Vertiefung in die Musik und dem Studium der Partitur folgen grundlegende Entscheidungen über Bewegungsabläufe, um die Arbeit ins Rollen zu bringen. Die Freiheit, diese Entscheidungen später zu verwerfen, behält sich Mark Morris jedoch bei.

Dass in Wien der erste Teil nur von Frauen getanzt wird, der zweite nur von Männern, und der dritte von allen gemeinsam - das steht hingegen fest. In den Studios der Mark Morris Dance Group im New Yorker Stadtteil Brooklyn wird derzeit intensiv geprobt.

Keine Nachwuchssorgen

Als Tanzkompanie von Weltruf braucht sich die Mark Morris Dance Group um Nachwuchs keine Sorgen machen. Erst letzte Woche wurden Auditions gehalten - über 400 Tänzer haben sich beworben.

Beim Vortanzen zeige sich, wie lernfähig die Bewerber sind, wie präzise sie arbeiten oder ob sie überhaupt einen Sinn für Musik haben. Wer engagiert wird, muss eine sechsmonatige Probezeit absolvieren. Mit rund 20 Mitgliedern ist die Truppe klein genug, um gut zu harmonieren - von seinen Tänzern verlangt Mark Morris daher auch verantwortungsvollen Umgang miteinander.

Kompanie mit eigenem Haus

Als einer der weltweit wenigen Modern Dance Kompanien verfügt die Mark Morris Dance Group über ein eigenes Gebäude. Im Stadtteil Fort Greene, gleich gegenüber der Brooklyn Academy of Music, hat Morris Ende der Neunziger Jahre ein mehrstöckiges Gebäude erworben und seinen Ansprüchen entsprechend adaptieren lassen.

Kaputte Klimaanlagen, keine Duschen und dreckige Tanzböden - die Mühseligkeiten des Probens in angemieteten Studios werden den Tänzern also erspart. Doch nicht nur Profis benützen die Räume des Gebäudes in Brooklyn. Auch Tanzkurse für Laien und Kinder werden angeboten. Besonders für Kinder mittelloser Familien aus der Nachbarschaft wolle man sich engagieren, erklärt Nancy Umanoff, die seit 20 Jahren die Funktion des Executive Director inne hat.

Eine weitere Besonderheit der Mark Morris Dance Group ist, dass ausschließlich zu Live gespielter Musik getanzt wird. Ob bei Proben oder bei Aufführungen, Mark Morris fühlt sich der Unmittelbarkeit der darstellenden Künste verpflichtet.

Mehr zu Mozart 06 in oe1.ORF.at

Veranstaltungs-Tipp
New Crowned Hope, 14. November bis 13. Dezember 2006,
Ö1 Club-Mitglieder erhalten ermäßigten Eintritt (15 Prozent).

Links
Calling Mozart - Station 44: Neugekrönte Hoffnung
Wiener Mozartjahr 2006 - New Crowned Hope
salon.com - Interview mit Mark Morris
Mark Morris Dance Group
New Crowned Hope