Mehr als eine Hose

Die Blue Jeans

"Jeans sind eine Einstellung und keine Hosen!" lässt der Autor Ulrich Plenzdorf seine Hauptfigur im Buch "Die neuen Leiden des jungen W" sagen. Wie kein anderes Kleidungsstück standen Jeans einst für Rebellion, Freiheit und Individualität.

Elsa Kaisner vom Modelabel Cafe Popular

Einst trug man sie braun, hüfthoch und mit Hosenträgern: Als die ersten Jeans vor über 130 Jahren das Licht der Welt erblickten, ahnte wohl niemand vom Siegeszug des robusten Beinkleides. Jeans sind heute das meistgekaufte Kleidungsstück der Welt.

Anders als in der Firmengeschichte des Jeansherstellers Levi Strauss nachzulesen, waren die ersten Jeans eine kollektive Erfindung amerikanischer Minenarbeiter. Jeansschneider Levi Strauss ließ sich aber 1873 die Erfindung patentieren und nannte die noch aus brauner Zeltplane gefertigten Hosen "Waist overall".

Ein Renner bei Goldgräbern

Mit Hilfe der Metallnieten, die Nähte und Taschen verstärkten, wurden die Jeans ein Renner bei Goldgräbern, Holzfällern, Farmern, Gleisarbeitern und Cowboys.

Von der Zeltplane stieg man bald auf einen robusten Baumwollstoff um, der als "Denim" weltbekannt wurde. Die Bezeichnung Blue Jeans soll sich von dem aus Genua stammenden Farbmittel "Bleu de Genes" herleiten.

Beinkleid für Rebellen

Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen die Blue Jeans mit den GIs nach Europa. Neben Kaugummi und Coca Cola standen sie für ein neues - befreites - Lebensgefühl. In den 1950er Jahren prägten James Dean und Marlon Brando das Bild des Jeans tragenden Rebellen auf der Kinoleinwand.

In den 1960er und 1970er Jahren wurden die Jeans endgültig zur Uniform für Nonkonformisten. Wie kein anderes Kleidungsstück ließ das blaue Beinkleid Grenzen zwischen den sozialen Schichten und Geschlechtern verschwinden. Jeans hatten das Flair des Lebens abseits bürgerlicher Konventionen und signalisierten Unangepasstheit und Rebellion - eine Provokation gegen die Elterngeneration in ihren biederen Anzughosen und Faltenröcken.

Kleinbürgerkluft und Designerware

In den 1980er Jahren wurden die Blue Jeans gesellschaftsfähig. Das blaue Beinkleid entwickelte sich zur Freizeitkleidung für alle Bevölkerungsschichten unabhängig von Geschlecht, Schicht und Alter. Erstmals nahmen sich auch renommierte Couturiers der Blue Jeans an: Aus der Arbeiterhose wurde ein salonfähiges Bekleidungsstück. Damit aus einem alten Hut eine neue Hose wird, unterziehen Designer die Denim-Hosen jede Saison einem Re-Design.

Der Markt teilt sich in billige, maschinell hergestellte Massenware und in Premium-Jeans. Neben dem Schnitt kommt auch der Stoff-"Veredelung" mehr Bedeutung zu: Säure, Bimsstein und Sandpapier sorgen für den zur Zeit begehrten Vintage- oder Destroyed-Look.

Hör-Tipp
Ganz Ich, Donnerstag, 6. Juli 2006, 14:45 Uhr

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Links
Wikipedia - Jeans
Levi Strauss Museum
Levi's Jeans
Cafe Popular