Der Filmemacher debütiert als Opernregisseur

Julian Pölsler im Künstlerzimmer

Er zählt zu den erfolgreichsten Filmemachern Österreichs: Julian Pölsler, dessen "Polt"-Verfilmungen zu den ORF-Hits zählen. Am 9. Juli gibt der Musikfan mit Offenbachs "Hoffmann Erzählungen" nun sein Debüt als Opernregisseur in Klosterneuburg.

Die erste Oper, die Julian Pölsler gehört hat

Dem ORF-TV-Publikum ist er nicht zuletzt als Regisseur der Filme über den schrulligen Inspektor Simon Polt aus dem Weinviertel, für die er auch die Drehbücher nach Alfred Komareks Romanen verfasste, bekannt: Julian Pölsler.

Nun erfüllt er sich einen lang gehegten Wunsch: mit Jacques Offenbachs "Hoffmanns Erzählungen" gibt der musikbegeisterte Filmemacher sein Debüt als Opernregisseur bei der operklosterneuburg. Aus diesem Anlass hat Maria Rennhofer mit Julian Pölsler über sein Debüt als Opernregisseur, über seine Liebe zur Oper und seine bisherige Filmarbeit, wie u. a. die "Polt"-Verfilmungen nach Alfred Komarek, gesprochen.

Hoffmann, Inbegriff des Künstlers

"Glück ist eine Frage des Bewusstseins, wie Plutarch sagt - so würde ich meine Inszenierung, die eine Mischung aus traditioneller und neuer Sichtweise ist, beschreiben. Hoffmann ist ein Künstler, der mit sich ringt - und sich auf dem Weg zu seiner Befreiung verschiedener Hilfsmittel wie Alkohol und Frauen bedient. Die operklosterneuburg hat eine Besetzung der Oberliga und es ist faszinierend für mich, erstmals mit Sängern - von denen ich manche auch als Schauspieler für einen Film engagieren würde - zu arbeiten", berichtet Pölsler begeistert über seine erste Opernregie, die am Sonntag Premiere hat.

Und noch eine neue Erfahrung hat der Regisseur im Rahmen seiner neuen Arbeit gemacht: "Ich bin von Andres Orozco-Estrada begeistert und habe durch ihn erkannt, welchen körperlichen Einsatz ein Dirigent erbringt - ohne dass es zuletzt das Publikum merkt."

Leidenschaftlicher Opern-Fan

"Die Oper ist eine große Leidenschaft von mir, denn sie zeigt die großen Gefühle. Ich wollte schon immer Oper inszenieren - 'Hoffmann' sowie möglichst alle Mozart-Opern", erklärt Pölsler, der sich selbst als "modernen Hoffmann" sieht.

"Frauen und Oper gehören immer zu unseren großen Themen", erzählt der erfolgreiche Filmemacher über die Gespräche mit seinem Freund Hubert von Goisern, der auch die Filmmusik zu Pölslers "Fernsehsaga" schrieb.

Entscheidung für operklosterneuburg

Nachdem er sich in der Sommerfestival-Szene eingehend umgehört hatte, entschied sich Julian Pölsler schließlich für die operklosterneuburg:

"Hier wird sehr ambitioniert und professionell gearbeitet. Michael Garschall ist ein mutiger und rühriger Intendant. Er ist ein Scout und entdeckt immer neue, hervorragende Talente", begründet Pölsler.

Ein gebürtiger Steirer

Julian Pölsler wurde am Kreuzberg im Paltental in der Steiermark geboren. Er studierte an der Wiener Filmakademie und war Regieassistent bei Axel Corti und Xaver Schwarzenberger.

Selbst Regie führte er dann u. a. bei der letzten Staffel der BR-Serie "Die Hausmeisterin" (1991/92) sowie bei den BR-Produktionen "Tschau Tscharlie" (1992), "Die Fernsehsage - eine steirische Fernsehgeschichte" (1995), für die er mit dem Erich-Neuberg-Preis ausgezeichnet wurde, "München ruft" (1997) sowie "Zärtliche Sterne" (1999).

"Schandfleck", "Polt" und "Daniel Käfer"

Mit seiner Verfilmung des Anzengruber-Romans "Der Schandfleck" (1998) mit Bernadette Heerwagen und Hans-Michael Rehberg in den Hauptrollen begeisterte er Publikum wie Kritiker und erhielt dafür 2000 den Bayerischen Fernsehpreis.

Seit dem Jahr 2000 verfilmte Julian Pölsler Alfred Komareks "Polt"-Tetralogie über den schrulligen Inspektor Simon Polt aus dem Weinviertel und schrieb dazu auch die Drehbücher. Im März 2003 schloss er die Polt-Reihe ab. Zuletzt stellte er den Film "Daniel Käfer und die Schattenuhr", ebenfalls nach einem Komarek-Buch, fertig, der heuer im ORF zu sehen sein wird. Julian Pölsler lebt und arbeitet in Wien und München.

Hör-Tipp
Im Künstlerzimmer, Sonntag, 9. Juli 2006, 12:41 Uhr

Download-Tipp
Ö1 Club-Mitglieder können die Sendung nach der Ausstrahlung 30 Tage lang im Download-Bereich herunterladen.

Veranstaltungs-Tipp
operklosterneuburg, Jacques Offenbach, "Hoffmanns Erzählungen", Premiere am 9. Juli 2006, Beginn: 20:00 Uhr, weitere Vorstellungen am 12., 14., 15., 19., 22., 26., 28 und 29. Juli, 2. und 4. August 2006, Beginn jeweils 20:00 Uhr,
Ö1 Club-Mitglieder erhalten ermäßigten Eintritt (10 Prozent).

Links
operklosterneuburg
tv.ORF.at