Grazer Hilfe für Nigeria

Ein Beispiel, das Schule macht

Vor ein paar Tagen hat für 123 Kinder in Uromi, im Osten Nigerias, das zweite Schuljahr begonnen. "Holy Trinity" nennt sich die kleine Privatschule. Ihr Direktor hat mehr als zehn Jahre Flüchtlingserfahrung in Österreich hinter sich.

In der Druckerei Winkler im Grazer Vorort Laßnitzhöhe werden keine normalen Schulhefte gedruckt. Chlorfreies Papier und die Einbände dürfen die Schulklassen inklusive ausgesuchter Werbung selbst gestalten. Eine Serie davon ist auch von den Kindern von "Holy Trinity"in Uromi, Nigeria, gestaltet.

Reden hilft

Den Anstoß zum Projekt gab die Neurologin und Psychiaterin Barbara Rupp. Als regelmäßige Afrika-Touristin dachte sie schon lange daran, Kindern vor Ort gezielt zu helfen. In Graz kam sie beim Kauf der Straßenzeitung "Megapohon" mit den afrikanischen Kolporteuren ins Gespräch kam und erfuhr, welche Gründe diese Menschen nach Europa gezwungen hatten und welche Träume ihnen hier ihr Flüchtlings- und Asylantenschicksal erträglich machen. Frederik Akhelumele aus Nigeria war jahrelang einer dieser Zeitungsverkäufer.

Mehr als 40 Prozent aller Menschen in Nigeria können weder schreiben noch lesen. Schulen sind nur für Reiche leistbar, es gibt keine allgemeine Schulpflicht. Nichts funktioniere in diesem Land, auf nichts könne man sich verlassen, sagt Frederik Akhelumele. Das sei ihm erst so richtig bewusst geworden, als er in Österreich ankam und hier zunächst in Traiskirchen untergebracht war.

Gemeinsame Anstrengung
Der Wunsch der Grazer Ärztin und der Traum des zeitungsverkaufenden Lehrers passten wunderbar zusammen und man begann gemeinsam über die Finanzierung nachzudenken. Barbara Rupp hatte durch Forschungsaufträge auf dem Gebiet der Schlaganfall- Prävention viele Kontakte im Bereich der Pharmaindustrie, kannte viele Menschen mit sozialem Verständnis und weiten Herzen.

Hinter Frederik Akhelumele wieder stand bald die stolze Redaktion der Grazer Straßenzeitung "Megaphon". Der Blatterhalter, die Caritas der Erzdiözese Seckau, gab die erste große Spende. Mit 26.000 Euro fuhr der nigerianische Lehrer schon ein paar Monate nach dem ersten Schritt in seine Heimat. Schon 20.000 davon reichten aus, um ein großes Stück Land von der Gemeinde dafür zu erhalten und ein Schulgebäude darauf zu errichten.

Reger Austausch
Zwischen Graz und Umgebung und dem kleinen Ort Uromi im Herzen Afrikas herrscht seitdem reger Kontakt. Eine Landwirtschaftsschule interessiert sich für eine Austausch- Partnerschaft, man möchte den begonnen Brunnenbau unterstützen und den Gemüse- und Obstbau beobachten. Kleinere Firmen und viele Privatpersonen unterstützen mit kleinen, monatlichen Spenden, einige auch mit sinnvollen Sachspenden. Diesen Herbst waren es zehn Computer, die die Kinder mit ihren steirischen Schulkolleginnen für gemeinsame Internet- Projekte verbinden sollen.

Die Schulheftedruckerei Winkler legt für jedes verkaufte Schulheft einen Cent auf das Spendenkonto für Uromi - allein bei Saisonstart heuer waren so 4.000 Euro zusammengekommen. Am 4. Oktober werden zwei junge, ausgebildete Projektmanager ins Flugzeug steigen, um zunächst einmal für ein Jahr als Volontäre nach Uromi zu kommen. Sie möchten zuerst die Menschen vor Ort und ihre Kultur kennenlernen und die Schulküche nach gesunden und nachhaltigen Aspekten organisieren.

Neue Perspektiven schaffen

Oberstes Ziel ist allen Beteiligten, dass sich das Schulprojekt ganz schnell selbst organisieren und finanziell auch auf Dauer erhalten kann. Frederik Akhelumele, Schuldirektor, Lehrer und österreichischer Kontaktmann, möchte durch dieses Beispiel auf die chaotischen Umstände in Nigeria aufmerksam machen. Er wünscht sich für die Zukunft, dass sein Schulprojekt noch um eine Mittelstufe und ein College erweitert wird und damit jungen Menschen Mut machen, ihren Ehrgeiz im eigenen Land auf die Probe zu stellen und nicht nach Europa zu flüchten, wo sie ein entwürdigendes Dasein als Flüchtlinge erwarte.

Hör-Tipp
Moment - Leben heute, Montag, 25. September 2006, 17:09 Uhr

Download-Tipp
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Links
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