Monsun

8. April 2017, 21:58

Lied aus dem indischen Film "Lagaan"

"In diesem Monat sollte es heftig regnen. Mein Körper und mein Geist sollten vom Wasser erfüllt werden, meiner Seele sollte es nicht an Wasser mangeln. Möge es doch heftig regnen", heißt es in einem Lied von Shubha Mudgal.

Sehnsüchtig wird nach dem glühend heißen indischen Sommer in den Monaten April und Mai, in denen die Temperaturen auf 45 Grad und noch höher steigen können, die Ankunft des Regens erwartet. Der Südwestmonsun beginnt im Juni in Kerala an der Südspitze von Indien, dann wandert er die Küste entlang und landeinwärts immer weiter nach Norden.

Der Duft des Regens

Anita Nair, aus Kerala gebürtige Schriftstellerin, gerät schnell ins Schwärmen, wenn sie vom Monsun erzählt: "Das Geräusch des Regens verändert sich und auch der Duft des Regens. Wenn der Südwestmonsun im Juni kommt, ist der Boden ganz ausgetrocknet, ja ausgedörrt. Wenn dann die ersten Tropfen fallen, dann steigt ein solch wunderbarer Duft auf, dass ich mir wünsche, man könnte ihn in Flaschen einfangen, diesen wunderbaren Duft von feuchter Erde nach einem langen Sommer. Und dann die vielen Geräusche des Regens..."

Jahresniederschlag in wenigen Monaten

Der Regen spielt eine wichtige Rolle in der Kultur und Kunst, Religion und Philosophie des Subkontinents. Das verwundert nicht angesichts der Tatsache, dass es rund drei Viertel des Jahres trocken und in vielen Landesteilen auch sehr heiß ist. Fast der gesamte Jahresniederschlag fällt in den wenigen Monaten des Monsuns, von dem bis heute 70 Prozent der Landwirtschaft abhängig sind.

Göttlicher Regen

In Literatur und Musik sind zahlreiche Werke dem Regen gewidmet. Die Regenragas - Rag Megh und Rag Malhar - sollen der Legende nach die Kraft besitzen, mit den Regengöttern direkt zu kommunizieren. Die passende Melodie kann den Himmel dazu bewegen, sich zu öffnen, schildert eine Legende:

"Die Erde war hart und braun gebrannt. Durstige Augen suchten den Himmel nach Anzeichen von Wolken ab. Ausgetrocknete Lippen beteten um Regen. Regen! Millionen kleiner Juwelen, die vom Himmel fallen würden, um Mutter Erde in ein üppiges Grün zu kleiden. Und dann begann die Kurtisane zu singen, eine so eindringliche Melodie, dass der Himmel aufbrach und Regen, göttlicher, Leben spendender Regen heraus floss."

Auch für den internationalen Handel hatte der Monsun schon im römischen Reich große Bedeutung. Die Entdeckung der Monsunwinde und die genaue Kenntnis davon, wann sich die Winde drehen, war der entscheidende Durchbruch für den Seehandel mit Indien. Händler aus dem Persischen Golf und von der arabischen Welt reisten nach Westindien. Indische Produkte kamen in großer Menge nach Rom - Seide, Gewürze, Luxusgüter.

Dürre und Überschwemmung

Doch der Regen bringt nicht nur Freude. In jedem Klima können die jährlichen Niederschläge starken Schwankungen unterliegen.

Im Monsunklima ziehen solche Unregelmäßigkeiten extreme Folgen nach sich. Jahr für Jahr drohen Dürre und Überschwemmung.

Die Regenszenen Bollywoods

Von solchen Sorgen ist in den Liedern der Bollywood-Filme natürlich nicht die Rede. Dort tanzt die Protagonistin im Regen, wenn sie von ihrem Traummann singt. Bollywood wäre nicht Bollywood ohne Regenszenen. Im Regen wird getanzt, Wasser wird besungen.

Doch im alltäglichen Umgang mit Wasser ist von der Hochachtung vor dem Leben spendenden Nass wenig zu spüren, sagt Professor V. Subramanian von der Jawaharlal Nehru Universität in Neu Delhi. "Wir verschwenden unglaublich viel Wasser." Will Indien seine Wasserprobleme lösen, dann muss es nachhaltige Managementmethoden finden. Mit dem Besingen des Regens ist es nicht getan.