Brücken bauen mit Musik

Sounding Jerusalem

Im geschichtsträchtigen Rahmen der Altstadt von Jerusalem treffen einander Musiker und Musikerinnen aus Österreich und den palästinensischen Autonomiegebieten noch bis zum 1. Juli zu einem Kammermusikfestival mit angeschlossenem Meisterkurs.

Erich Oskar Hütter verbringt seit zwei Jahren viel Zeit in Ramallah im Westjordanland. Der Grazer Cellist unterrichtet dort für Daniel Barenboims Jugendorchesterprojekt. Völkerverständigung durch Musik, im konkreten Fall zwischen Israel und Palästina ist das Anliegen. Vom 15. Juni bis zum 1. Juli findet zum nämlichen Zweck das erste klassische Kammermusikfestival Sounding Jerusalem statt

Im geschichtsträchtigen Rahmen der Altstadt von Jerusalem treffen einander 15 renommierte österreichische Musiker und Musikerinnen aus Österreich und den palästinensischen Autonomiegebieten zu einem Meisterkurs und zum ersten Kammermusikfestival. Unter anderem Christian Altenburger, Paul Gulda und das Artis Quartett weihen die kulturelle Begegnungsplattform "Sounding Jerusalem" ein.

Schubert zwischen Minaretten und Synagogen

14 Konzerte wurden und werden in Ost-Jerusalem, in Bethlehem, Ramallah und Nablus in verschiedenen Besetzungen bestritten. An ganz besonderen Orten, die alle Bevölkerungsgruppen ansprechen sollen und die mit Leidenschaft und Kreativität ausgesucht wurden.

Das armenische Patriarchat, das österreichische Hospiz mit dem Kaisersalon, die Franziskanerkirche, die Lutheranerkirche oder die Terrasse eines privaten Musikfreundes werden kurzerhand zu Konzertsälen. Vor dem Hintergrund von Minaretten, Kirchtürmen, Moscheen, Synagogen, alten Arkaden oft unter freiem Sternenhimmel werden Schubert, Mendelssohn Bartholdy, Schönberg oder Mozart Anlass für Begegnungen.

Musik-Workshop

Neugierig machen will Sounding-Jerusalem-Erfinder Erich Oskar Hütter und erreichen, dass die Menschen überhaupt dorthin kommen, wo sie den politisch Andersdenkenden treffen könnten. Der gleichzeitig stattfindende Workshop für junge Musiker und Musikerinnen aus Österreich und Palästina soll ebenfalls dafür Sorge tragen, dass Berührungsängste abgebaut werden.

Der israelische Komponist Menachem Wiesenberg etwa referiert über arabische und jüdische Musik. Kann sein, dass einer der Palästinenser, die zum Workshop geladen wurden, sich dafür interessiert, was er zu sagen hat. Israeli oder nicht. Vieles ist möglich. Nichts ein Muss.

Politik bleibt ausgeklammert

Weitreichende Diskussionen sollen hier gar nicht erst aufkommen, die Politik gänzlich ausgeklammert bleiben. Musik ist Hauptthema und hoffentlich Auslöser von Emotionen und Entwicklungen. Gerade die Kammermusik sei dafür geeignet glaubt der Musiker, denn "einerseits muss man sich als Spieler klar positionieren aber auch sensibel sein für das Gegenüber. Kammermusik funktioniert nur gemeinsam. Das ist genau das, was die Menschen in der Region brauchen."

Daneben geht es für die jungen Menschen im Alter von sieben bis siebenundzwanzig Jahren aber auch ganz einfach darum, den Bogen richtig zu halten und sich Fertigkeiten wie Genauigkeit und Disziplin anzueignen, mit international renommierten Musikern professionell zu arbeiten und Perspektiven auf eine musikalische Karriere erschließen.

Interesse an kulturellen Ereignissen

Die Altstadt Jerusalems ist wohl der ideale Boden für das ambitionierte Projekt: Kaum anderswo ist auf engem Raum und in einer derartigen Intensität muslimische, jüdische und christliche Kultur nebeneinander erlebbar. Und nicht überall hungern die Menschen ob der angespannten Lage derart nach kulturellen Ereignissen.