50. Todestag von Hermann Abendroth

Ein großer, vergessener Dirigent

Er zählt zu den wichtigsten deutschen Dirigenten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts: Hermann Abendroth, dessen 50. Todestag sich nun jährt. Leider ist das akustische Vermächtnis des "Furtwänglers der DDR", eines Schülers Felix Mottls, nur sehr klein.

H. Abendroth über Voraussetzungen für Dirigenten

1883 in Frankfurt am Main geboren, zählt Hermann Abendroth zu den bedeutendsten deutschen Dirigenten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Als Sohn eines Buchhändlers sollte er zunächst in die Fußstapfen seines Vaters treten. Er nahm eine einschlägige Lehrstelle in München an, kam allerdings bald in Kontakt mit der dortigen Kunstszene, die ihn in der Folge nicht mehr los ließ.

Mit 17 wurde er Schüler des Komponisten Ludwig Thuille, des Dirigenten Felix Mottl und der Pianistin Anna Hirzel-Langenhan. Nebenbei schrieb er Musikkritiken für eine Linzer Zeitung. 1902 übertrug man ihm die Leitung eines Chores, ein Jahr später finden wir ihn bereits in der Nachfolge von Franz Strauss (dem Vater von Richard) als Kapellmeister des Münchner Orchestervereines (eines Dilettantenorchesters aus Angehörigen der Münchner Gesellschaft).

Von Köln zum Gewandhausorchester

1905 wird Abendroth auf Empfehlung von Max von Schillings nach Lübeck engagiert, wo er bald auch als Operndirigent reüssieren kann. 1911 ist er Musikdirektor in Essen und 1915 kommt die erste wirklich bedeutende Position auf ihn zu: Städtischer Kapellmeister des Gürzenich-Orchesters in Köln und Direktor des Kölner Musikkonservatoriums.

Abendroth bleibt fast zwei Jahrzehnte lang in Köln, gerät dann kurz in Konflikt mit den Nazis, wird aber schließlich von Leipzig aufgefangen, wo man ihn als Nachfolger des vertriebenen Bruno Walter an das dortige Gewandhausorchester bindet. Auch seine pädagogische Tätigkeit geht in Leipzig weiter, bis zum Ende des Krieges.

"Furtwängler der DDR" stirbt 1956

Danach folgt Abendroth einer Berufung in die Goethe- und Schillerstadt Weimar, übernimmt aber in der Folge zusätzlich auch die Leitung der Radio-Orchester von Leipzig und Ost-Berlin.

Als er am 29. Mai 1956 schließlich unerwartet in Jena stirbt, trauert die Musikwelt über alle politischen Grenzen hinweg um den "Furtwängler der DDR".

Nur wenige Aufnahmen

Abendroths akustisches Vermächtnis ist leider nur sehr dürftig. Die wenigen offiziellen Schallplatten werden zwar von Insidern bis heute hoch geschätzt, Breitenwirkung haben sie jedoch nie erzielt.

Als umso interessanter sind daher die heute vorgestellten Ausgrabungen des Deutschen Rundfunkarchivs einzustufen, das bekanntlich sowohl die Bestände des ehemaligen Reichsrundfunks, wie auch jene der untergegangenen DDR verwaltet.

Hör-Tipp
Apropos Oper, Dienstag, 30. Mai 2006, 15:06 Uhr

Links
Deutsches Rundfunkarchiv
Gewandhausorchester Leipzig