Dusku Goykovic und sein Credo

Jazz ist Freiheit

Des Jazz-Musikers Freiheit beginnt mit Selbstkontrolle, Präzision und Perfektionierung. Diese Freiheit spürt man in seinen über 100 Kompositionen, auf seinen über 140 Schallplatten und in zahlreichen Rundfunkmitschnitten. Ist Dusku Goykovic also ein Star? Eigentlich ja!

Festival-Ausschnitt mit dem Startrompeter

"Dusko Gojkovic is a hell of a trumpet player!" Diese Worte stammen von keinem geringeren als Weltklasse-Trompeter und Bepop Mitbegründer Dizzy Gillespie. Gojkovic's hinlänglich bekannte Mischung von Balkaneinflüssen und Jazzklängen findet ihren Ursprung in den Belgrader Nachkriegsjahren. Damals gab es Volksmusik mit Gesang - so genannte Stadtlieder, Musik zum Tanzen und Ausgelassensein sowie Balladen, in denen inbrünstige Trauer, klagender Schmerz, und stille Wehmut artikuliert wurden.

Vom Gitarristen zum Trompeter

Dusan Gojkovic - Rufname Dusko - wurde am 14. Oktober 1931 in Jajce in Bosnien geboren. Trotz der damaligen schwierigen Situation in Jugoslawien verliefen seine ersten Lebensjahre relativ unbeschwert. Die Liebe zur Musik lernte er von einem italienischen Kriegsgefangenen kennen, der ihm die ersten Griffe auf der Gitarre beibrachte.

Durch selbst gebastelte Radiogeräte machte er Bekanntschaft mit der westlichen Sendung "The Choice of America" - eine Inspirationsquelle für nahezu alle Jazzmusiker aus dem Ostblock. Im Jahr 1947 hörte er dabei u. a. Roy Eldrige und Louis Amstrong und hatte eine neue Faszination gefunden - die Trompete. Seit damals steckte er sich ein Ziel: den Mythos Trompete in allen Einzelheiten zu erkunden. Sein Übungsfleiß und Durchhaltevermögen halfen ihm dabei.

Einmal Deutschland und zurück

Schon 1948 hatte der junge Trompeter mit Victor Klebansky und dem Schlagzeuger Spasa Milutinovic sein eigenes Sextett. Da es jedoch damals in seiner Heimat als lebensgefährlich galt, Jazz zu spielen, hatte es Dusko zu Beginn seiner Karriere nicht leicht. Nach und nach wurde ihm bewusst, dass es nur einen Weg gab, der staatlichen Willkür entgegenzutreten: möglichst schnell möglichst gut zu werden. Sein Ziel war es nach Deutschland zu gehen, um sich weiter zu bilden.

Im August 1954 war es dann so weit. Dusko trat mit dem Posaunisten Milan Kotlic vom Belgrader Radioorchester per Bahn die Reise ins Ungewisse an. Leider waren es nur zwei Wochen in Freiheit, denn danach gestaltete sich eine erneute Ausreise als ziemlich schwierig. Etwa ein Jahr später ging Dusko zum Belgrader Bahnhof, in der Hand nur das Nötigste. Seine Entscheidung für ein Musikerleben war gefallen.

Seine Begegnung mit Jazzgrößen

Bereits kurze Zeit später - im Oktober und November 1955 - begegnete er den ganz Großen: Louis Amstrong, Zoot Sims, Hans Koller oder Lionel Hampton und spielte mit diesen bei zwanglosen Sessions. Am 22.Mai 1956 nahm er dann erstmals in Frankfurt eine Jazz-Platte auf: Die Single "Vier Temperamente“ bot dem Trompeter bereits Platz für ein Solo.

Ein besonderes Ereignis stellte auch die Einladung von Horst Lippmann zum Frankfurter Jazzfestival 1956 dar. Als er schließlich am 15. November 1956 Miles Davis kennen lernte, lud ihn dieser nach New York ein, um dort für seinen endgültigen Durchbruch zu sorgen. Bis 1961 steigerte sich sein Bekanntheitsgrad dem eines heutigen Medienstars.

Der amerikanische Traum

In Berklee hatte er 1961 auch die Möglichkeit, die noch vorhandenen musikalischen Lücken zu schließen. Er wurde in die Berklee School aufgenommen, plus Stipendium von Dave Brubeck. Nach Abschluss seines Studiums war er mit Maynard Ferguson’s Big Band "On the road“. Danach wechselte der damals 33-Jährige zu Woody Herman und gastierte u. a. beim "Monterey Festival“.

Die Eindrücke jener Periode waren mannigfaltig. Dusko hatte wahrscheinlich während seines vierjährigen Aufenthalts in der amerikanischen Jazzszene mehr erlebt als das Gros der europäischen Kollegen in einer ganzen Musikerlaufbahn.

Seine Rückkehr nach Europa

Der grundlegende Tapetenwechsel sollte in Köln beginnen, wo Dusko einen Club mit dem Namen "Duskos Jazzstudio“ betrieb. Dieses Studio entwickelte sich zu einer Drehscheibe des Bepop im rheinischen Raum.

Die Geschichte des Schwabinger "Domicile“ ist auch eine Geschichte des Dusko Gojkovic. Er stand und steht im Zentrum für eine permanente Aufbauinitiative der Münchner Jazz-Szene - bis zum heutigen Tag: als Solist in zahllosen Formationen oder mit seinem großen Orchester, das er 1971 gegründet und nach der Isar-Metropole benannt hat - die "Munich Big Band“ - und als Leiter des LandesJugendjazzorchesters Bayern.

Mit einem Fuß immer auf dem Balkan

Seit Ende der 1960er Jahre gastierte Gojkovic gerne und oft in Jugoslawien. Dort wurde er von allen verehrt. Ein überaus ergiebiges Resultat später jugoslawischer Zusammenarbeit stellte die "Trumpet & Rhythm Unit“ dar, die Dusko und Lala Kovacev 1979 ins Leben gerufen hatten. Seit 1993 ist dem Jazzmusiker Gojkovic allerdings wegen seiner serbischen Staatsbürgerschaft der Zugang in dieses Gebiet verwehrt.

Hör-Tipp
On stage, Montag, 22. Mai 2006, 19:30 Uhr

Mehr dazu in Ö1 Programm

Links
jazzzeitung.de - Porträt Dusko Goykovic
Swingin' Kitzbühel