Wo Pablo Neruda im Exil war

Spurensuche auf Salina

Salina ist eine der sieben Liparischen Inseln im Thyrennischen Meer. Zwei grüne Vulkangipfel ragen aus dem Wasser. "Didyme", Zwilling, nannten sie die Griechen, die Römer waren pragmatischer und benannten sie nach ihrem Salzsee schlicht Salina.

Musik zu "Il Postino"

Einen Tag nach Fertigstellung des Filmes "Il Postino" ist er im Alter von 41 Jahren gestorben: der wunderbare Massimo Troisi, der Darsteller des Mario Ruoppolo. Der Film erzählt die Geschichte der ungewöhnlichen Freundschaft zwischen dem großen chilenischen Dichter Pablo Neruda, dargestellt von Philippe Noiret, und dem naiven Postboten Mario Ruoppolo. Viele Gespräche in dem Film zwischen dem Poesie-begeisterten Mario, dargestellt von Massimo Troisi, und dem chilenischen Dichter finden auf der Insel Salina vor der Kulisse eines rosa Hauses an einem beinahe verlassenen Küstenstück in der Nähe von Paola statt.

Hoch über dem Meer in einem etwas verwilderten Olivenhain, versteckt hinter Stauden und übermannshohen Kakteen, steht von Weinranken überwachsen dieses kleine rosa Haus. Hier wurden 1994 die Szenen vom Rückzugspunkt des Dichters Pablo Neruda gedreht. Hierher musste ihm der frischgebackenen Briefträger Mario Ruoppulo mit seinem klapprigen Fahrrad die Fanpost aus aller Welt bringen. Hier entwickelten sich ihre Gespräche über die Poesie und über die Kunst, Metaphern zu entwickeln.

Verlassene Insel

Das Haus wirkt etwas verwahrlost. Die Wassertanks sind verrostet, die rosa Farbe blättert ab, hinter dem Haus hat sich allerlei Gerümpel angesammelt. Dennoch: Die außergewöhnliche Lage und die traditionelle Architektur des Gebäudes haben ihren Reiz.

Der Besitzer des Hauses, ein etwas verrückter Künstler, sei im Ausland, in der Schweiz, wolle aber das Haus um keine Preis der Welt verkaufen, meint Franco Taranto. Der Tankstellenbesitzer und Betreiber eines kleinen Taxiunternehmens in Malfa hat von der Bekanntheit, die Salina durch den Film zuteil wurde, durchaus profitiert. Denn vor 1990 verließen viele Salinaros die Insel, um Arbeit im Ausland zu suchen.

Insel der Feste

Malfa ist der größte Ort der Insel. Einst hatte er mehr als 3.000 Einwohner, heute sind es nur mehr 950. Einst hatte Malfa rege Handelbeziehungen zu Amalfi, der kleine Hafen war eine richtige Drehscheibe. Heute liegt er ruhig da, das Leben spielt sich oben auf der Piazza ab. Dort auf dem großen Platz flimmert mindestens einmal im Jahr der Film "Il Postino" über die Leinwand.

Das Kino unter Sternen ist nur eines der vielen Volksfeste, die auf Salina stattfinden: Am 10. August wird das Fest des San Lorenzo gefeiert, am 19. März ehrt man der Heiligen Josef, San Giuseppe, und am ersten Sonntag im Juni findest die Sagra del Cappero statt, das Fest der Kapern.

"Orchideen der Äolen" werden die hellvioletten, manchmal auch rosafarbenen Blüten des dornigen Kapernstrauches genannt. Gegessen werden allerdings die Blütenknospen, die von Ende Mai bis Ende August geerntet werden. Die Capperis Spinosa ist die am meisten verbreitetet Art. Sie ist sehr genügsam, braucht relativ wenig Wasser und ist höchst widerstandsfähig. Diese Pflanze stellte lange Zeit eine Haupteinnahmequelle der Salinaros dar.

Signum - ein Zeichen setzen
Clara Rametta, Psychologin aus Boston mit Wurzeln auf Salina, kehrte vor mehr als 20 Jahren auf die Insel ihrer Vorfahren zurück und baute gemeinsam mit ihrem Ehemann Michele Caruso das alte Familienhaus zu einem kleinen, aber feinen Hotel um. "Signum" nannten die beiden das Haus und setzten damit auch ein Zeichen, nämlich dass in strukturschwache Regionen mit Qualitätstourismus durchaus Erfolge zu erzielen sind.

Michele Caruso erinnert sich gerne an den Sommer 1994. Immerhin hat ein Teil der Filmcrew in seinem, damals noch sehr kleinen Hotel gewohnt. Einen Monat lang sind der Regisseur Michael Radford und der Hauptdarsteller Massimo Troisi im Signum ein- und ausgegangen, haben den idyllischen Garten genossen und die exquisite Küche von Michele Caruso. Der ehemalige Gemeindeangestellte hat seine Passion zum Beruf gemacht und sich mit den Rezepten seine Mutter zum Chef de la Cuisine hinaufgearbeitet.

Die Filmcrew fand zweifelsohne auch Gefallen an den typischen Inselgerichten, und das, obwohl die Inselküche aufgrund der Kargheit von Salina sehr einfach ist: Da wachsen bloß Zucchini, Auberginen und die süßen Kirschtomaten. So hat Michele Caruso aus dem Mangel eine Kunst gemacht und zaubert allabendlich dennoch vielfältige Köstlichkeiten auf den Tisch. "Pollini di carne in brodo di pollo" - Hühnerbällchen in Hühnersuppe, "Insalata di Capperi" - Kapernsalat mit Knoblauch und frischer Minze, sowie ein herrliches Tintenfischrisotto.

Hör-Tipp
Ambiente, Sonntag, 21. Mai 2006, 10:06 Uhr

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