Österreicher in der Königsklasse omnipräsent

Die rot-weiß-rote Formel 1

Klien, Wurz, Lauda, Berger, Mateschitz - das sind derzeit die berühmtesten heimischen Namen in der Formel 1. Außer ihnen gibt es aber noch viele andere Österreicher, die dort ihr Geld verdienen, etwa in den Bereichen High-Tech, Ticket-Verkauf oder Catering.

Attila Dogudan im Gespräch mit Ernst Weinisch

Niki Lauda, Gerhard Berger oder Jochen Rindt das sind die Formel 1-Ikonen aus Österreich. Sie haben dazu beigetragen, dass Österreich international als Motorsportland anerkannt ist. Lauda und Berger sind auch heute noch im Formel-1-Zirkus dabei, doch längst nicht nur sie.

Über 1.000 Österreicher - und das sind deutlich mehr als aus vielen anderen Ländern - arbeiten aktuell für das Unternehmen Formel 1 - sei es in den Bereichen Technik, Ticket-Verkauf oder Catering. Sie sind ebenso professionell wie die Teams, die bis zu 1.000 Leute beschäftigen, und denen - wie etwa Toyota oder Ferrari - pro Saison bis zu 400 Millionen Euro zur Verfügung stehen.

Österreichs Boliden-Dominanz

Internationales Aushängeschild in der Königsklasse des Motorsports ist derzeit natürlich das Engagement von Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz. Durch ihn bestreiten gleich zwei österreichische Formel-1-Teams - Red Bull Racing und Toro Rosso - die aktuelle Formel-1-Weltmeisterschaft.

Mit Spitzenteams wie Ferrari oder Renault können diese beiden Teams zwar nicht mithalten, sie bieten aber jungen, engagierten Fahrern wie Christian Klien eine Chance in der Formel 1 Fuß zu fassen. Durch die enge Zusammenarbeit mit Ferrari möchte man aber auch in absehbarer Zukunft zu den Top-Teams gehören.

Security und Ticket-Verkauf

Weit weniger spektakulär, dafür aber bereits seit 20 Jahren arbeitet der Steirer Christoph Ammann in der Königsklasse des Motorsports. Er sorgt mit seiner Security Firma für Ordnung am Ring und ist auch weltweit für den Grand-Prix-Ticket-Verkauf verantwortlich. Über den Grund, warum es gerade so viele Österreicher in die Formel 1 zieht, meint Ammann: "Österreicher sind besonders flexibel; sie können improvisieren, behalten aber dennoch den Überblick".

Angefangen hat Ammann mit der Stromversorgung für den Grand Prix in Budapest, wo schnelles Eingreifen gefragt war. Mittlerweile sorgt der Steirer mit seiner Firma bei 80 Prozent der Teams für die Sicherheit in den Boxen. Die Teams vertrauen dem Österreicher, dass es nicht zu Werksspionage kommt.

High Tech made in Austria

Die Firma Pankl Racing Systems wiederum ist ein Formel-1-Zulieferunternehmen, das mehr als die Hälfte der Teams mit High Tech beliefert. Mehr als 600 Mitarbeiter in der Steiermark bauen dort hoch spezialisierte Teile wie Motoren oder Getriebe: "Der gesamte Antriebsstrang bis zum Rad - alles, was sich bewegt am Formel-1-Auto wird von uns geliefert", erklärt Pankl-Vorstand Ernst Wustinger. Auf die Frage, ob es nicht zu Problemen komme, wenn in einem Werk für Konkurrenz-Teams gearbeitet wird, meint er: "Eigentlich nicht; denn die Motoren der einzelnen Formel-1-Teams unterscheiden sich voneinander so stark, dass der eine mit dem Wissen vom anderen kaum etwas anfangen kann".

Ernst Wustinger lässt auch einen Blick in die technische Hexenküche der Formel 1 mit folgendem Vergleich zu: "In der Flugzeugindustrie wird mit einer Sicherheitsreserve von 200 bis 300 Prozent gearbeitet. Wenn also ein Flugzeug mit 300 Tonnen auf der Landebahn aufsetzt, ist das Fahrwerk auf mindestens 600 Tonnen ausgelegt. Diese Sicherheitsreserve beträgt in der Formel 1 gerade mal zehn Prozent". Die gelieferten Teile werden in der Königsklasse auch viel öfter bis zu ihrer Belastungsgrenze beansprucht. Funktioniert ein Teil nicht mehr wie gewünscht, muss er innerhalb von wenigen Tagen neu konstruiert, gebaut und geliefert werden.

Do & Co in aller Munde

Die Formel 1 ist also auch außerhalb der Rennstrecken ein schnelles Geschäft. Das weiß auch der Caterer Attila Dogudan, der im exklusiven Paddock-Club für das leibliche Wohl der Gäste sorgt: "Entweder man ist der Beste, was Präzision und Qualität betrifft oder man bekommt keinen Vertrag. Und vor allem müssen die Leistungen von gleich bleibender Qualität sein - egal, wo auf der Welt der Formel-1-Zirkus gerade ist".

Do & Co versorgt in der Königsklasse bereits 17 von 19 Grand-Prix-Veranstaltungen, obwohl es sicher auch andere Unternehmer vor Ort gibt, die das könnten. Formel-1-Boss Bernie Ecclestone, der die Formel 1 zu jenem Spektakel gemacht hat, das es heute ist, schwärmt jedenfalls über die österreichische Catering-Firma. Über Zukunftsszenarien wird aber schon gestritten. Die Teams großer Automobilhersteller wollen mehr Mitsprache. Attila Dogudan hofft hingegen, dass auch nach Ecclestone - der umtriebige Engländer ist bereits weit über 70 - die Formel 1 in ihrer aktuellen Struktur erhalten bleibt. Sein Engagement und Know How in der Formel 1 nützt er natürlich auch bei anderen Veranstaltungen als Aushängeschild für sein Unternehmen.

Hoffnung auf "Spielberg neu"

Nicht nur Motorsportler, auch österreichische Unternehmen haben also in der Formel 1 eine lange Tradition. Diese hatte auch der Formel-1-Grand-Prix in Zeltweg oder der A1-Ring in Spielberg. Und daher ist es kein Wunder, wenn sich viele eine Rückkehr der Königsklasse des Motorsports nach Österreich wünschen. Das bereits in Planung befindliche Projekt "Spielberg neu" mit Dietrich Mateschitz, KTM, VW und Magna soll zwar vorerst nur als Teststrecke dienen, und die erforderlichen Grundstücke dazu wurden bereits angekauft. Optimisten sagen aber, bereits im nächsten Jahr könnte mit dem Bau einer neuen Strecke begonnen werden.

Es gibt sie also bereits wieder - die ersten Versuche, die Formel 1 nach Österreich zurückzuholen. Abwechselnd mit Budapest könnte man dann wieder in der Obersteiermark starten, wenn sich Big Boss Bernie Ecclestone überzeugen lässt. Immerhin hält der Brite noch bis 2012 das Steuer im Milliardenzirkus der Formel 1 in der Hand.

Hör-Tipp
Saldo, Freitag, 19. Mai 2006, 9:45 Uhr

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