Staatsoper-Aufführung mit Netrebko und Villazon
"Romeo et Juliette" mit Opern-Traumpaar
Sie gelten als das Traumpaar der Oper: Anna Netrebko und Rolando Villazon. Kürzlich waren beide in einer umjubelten "Romeo et Juliette"-Serie, die bereits lange zuvor ausverkauft war, in Wien zu erleben. In Ö1 war die Aufzeichnung aus der Staatsoper am 27. Mai zu hören.
8. April 2017, 21:58
Derart viel Küssen, Knutschen und Liebesgeturtel wie bei Jürgen Flimms "Romeo et Juliette"-Inszenierung sieht man auf der Bühne der Wiener Staatsoper selten. Doch am Schluss gab es bei Vorstellung am 10. Mai im tosenden Applaus auch noch ein "echtes", sprich außerhalb der Rolle spontanes Bussi von Anna Netrebko für Rolando Villazon.
Das derzeitige Opern-Traumpaar hatte zuvor den überzeugenden Grund dafür nachgeliefert, warum diese Gounod-Vorstellung schon lange ausverkauft war. Es gab heftigen Applaus jener Glücklichen, die Karten bekommen hatten. In Ö1 war die Aufzeichnung aus der Staatsoper am 27. Mai zu hören.
Berührendes Rollen-Debüt Netrebkos
Es gibt ja diejenigen, die jeden auch noch so sehr durch Konvention gerechtfertigten Zwischen-Applaus in der Oper als störend empfinden. Und die dann besonders an traurigen Stellen zusammenzucken, wenn plötzlich Applaus einsetzt. Doch nach der fulminanten, herausragenden Gefühlsmacht, mit der die ganz auf jugendliche Julia getrimmte Netrebko das Einnehmen des scheintot machenden Trankes besang, herrschte keineswegs gebannte Stille - sondern entlud sich minutenlanger Applaus.
Zu recht: Netrebko wusste bei ihrem Rollen-Debüt an der Staatsoper, trotz des Rummels um ihre Person, auf ganz unmittelbare, Distanz verringernde Art zu berühren. Die "heilige Anna", wie die "Zeit" kürzlich titelte, strahlte.
Steigerung der "Aktie Traumpaar"
Ebenso Villazon als schlanker Romeo mit drückenden Emotionen, als Verzweifelter und Hochmütiger - und als der Glückliche, der der viel begehrten Netrebko als Markenzeichen-Partner nahe sein darf wie niemand anderer. Und dieses Vorrecht mit überzeugendem Spiel und - trotz kürzlicher Ermüdungserscheinungen - einer makellosen Stimme unterstrich.
"Die Aktie 'Traumpaar' hat gestern - und wird wohl auch an den vier Folgevorstellungen - an der Beliebtheitsbörse der Opernfans wieder an Wert zugelegt", so die APA in ihrer Kritik.
Mit passender Ästhetik
Und es schien passend wie selten zuvor, wie sehr die Flimm-Inszenierung an die Ästhetik eines Popkonzertes (Lichtarchitektur: Patrick Woodroffe) erinnert:
Netrebko und Villazon, das ist Pop in einer Welt, die gerne die Nase über derartige Phänomene rümpft. Nur, um dann umso lauter zu applaudieren, wenn Qualität und Oberfläche zusammenpassen.
Hör-Tipp
Charles Gounod, "Romeo et Juliette", Samstag, 27. Mai 2006, 19:30 Uhr
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