Eröffnung am 3. Mai 2006
Hugh Lane Gallery in neuem Gewand
Wer dieser Tage nach Dublin kommt, bekommt Gelegenheit, das irische Museum für zeitgenössische Kunst in neuem Gewand zu erleben. Am 3. Mai wird die Hugh Lane Gallery eröffnet, in der auch das Atelier von Francis Bacon zu besichtigen sein wird.
8. April 2017, 21:58
Die Hugh Lane Gallery liegt nördlich des Liffey, in jenem Stadtteils Dublin, der früher den unteren Schichten vorbehalten war. Wer auf sich hielt, wohnte im Süden, in der Nähe von St. Stephan's Green. Die bislang etwas stiefmütterlich behandelte nördliche Stadtseite erfährt im Zuge der durch EU-Geld möglich gewordenen Revitalisierungsmaßnahmen gewaltige Umwälzungen.
Am 3. Mai wird die neue Hugh Lane Gallery, das Museum für Moderne Kunst, in Dublin wiedereröffnet. Im Sinne des Kunstsammlers und Mäzens Hugh Lane, der im Charlemont House 1908 die Dublin City Gallery The Hugh Lane eröffnet hatte, wurde weiterer Platz für die Präsentation von zeitgenössischer und moderner Kunst geschaffen. Kein leichtes Unterfangen, meint der leitende Architekt Des McMahon, denn es bedeutete, die alte Bausubstanz mit neuer Architektur zu vereinen:
"Die Gefahr dabei ist immer, etwas herzustellen, was einen schrecklichen Kontrast ergibt, oder etwas zu machen, was das Alte imitiert. Was wir gemacht haben war, die Hugh Lane Gallery möglichst ehrlich als ein modernes, zeitgenössisches Gebäude zu gestalten, ohne gleich ein Bilbao daraus zu machen."
Ein luftig, schwebendes weißes Treppenhaus verbindet den alten Trakt mit den neuen Zubauten und schlichten Ausstellungsräumen. Durch eine große Glasfläche blickt man auf den Innenhof, der mit gelbem Stein und Wasserbecken, in denen sich der Himmel mit grandiosen Wolkentürmen spiegelt, gestaltet wurde - eine Assoziation auf die Moorlandschaft Connemaras, die durch die unterschiedlichen Lichteinfälle permanent den Charakter verändert.
"Kunst zu betrachten, heißt nicht bloß die Augen zu benützen, es ist viel mehr, es geht viel tiefer. Es ist ein privater, persönlicher Akt. Das Kunstwerk sollte sich gewissermaßen von der Wand lösen, auf einen zukommen und mit einem in Kontakt treten. Man geht dann von Bild zu Bild und staunt."
Beyond The White Cube
Unter dem Titel "Beyond The White Cube" wird die aktuelle Patrick-Ireland-Ausstellung am 5. Mai eröffnet. Der 78-jährige irische Konzeptkünstler lebt seit 1957 in New York. Eigentlich hieß er Brian O'Doherty, nahm aber unter dem Eindruck der Ereignisse des Bloody Sunday im Jahre 1972 den Namen Patrick Ireland an. Mit dieser Geste wollte er seinem Protest gegen die Präsenz britischer Truppen in Nordirland Ausdruck geben. Er würde diesen Namen erst wieder ablegen, wenn die britische Armee die Insel verlassen hat. Die Ausstellung zeigt Werke aus einem Zeitraum von 50 Jahren: Gemälde, Zeichnungen, Installationen und Skulpturen.
Das "Goldene Tor" ist in der Hugh Lane Gallery zu sehen. Etwa sechs Personen gleichzeitig können das Kunstwerk, das aus lauter gespannten Seilen besteht, betreten und vom Zentrum aus alles betrachten. Patrick Irelands Konzept dabei war: Malen im Raum sollte mit einem so einfachen Material wie einem Strick und den Farben an den Wänden vergegenständlicht werden. Er arbeitet für den Betrachter: Der Betrachter vervollständigt durch seine Präsenz das Kunstwerk.
Francis Bacons Studio
Mit einer kleinen Sensation kann die Hugh Lane Gallery auch aufwarten: Das Londoner Atelier von Francis Bacon, in dem er ab 1969 in South Kensington in der Reece Mews 7 arbeitete, wurde von einem Archäologenteam abgetragen und in Dublin, dem Geburtsort Bacons, wieder aufgebaut. Wie ein heiliger Schrein wird es in der Hugh Lane Gallery präsentiert.
Für den Außenstehenden wirkt Bacons Arbeitsstätte höchst chaotisch: Durch eine gläserne Tür und Fenster kann man einen Blick auf das Wirrwarr aus Paletten, Malutensilien, Büchern, Zeitschriften und Fotos werfen. Überall Farbspuren , Staffeleien, Papier, Leinwände, Farbtiegel, Pinsel und Schachteln. Bacon brauchte das Chaos, um arbeiten zu können.
In einem weiteren, abgedunkelten Raum sind in die Wände Bildschirme mit Telefonhörern eingelassen. Hier kann man sich per Touch-Screen durch die Welt von Francis Bacon switchen, man braucht nur die diversen Rubriken oder die Gegenstände auf dem Bildschirm zu berühren und schon taucht man in den Mikrokosmos Bacon ein.
Hör-Tipp
Ambiente, Sonntag, 30. April 2006, 10:06 Uhr
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Hugh Lane Gallery