Senta Berger zu Gast im Künstlerzimmer

Die "Sophia Loren von Wien"

Sie zählt zu den international erfolgreichsten Film- und Bühnen-Künstlerinnen Österreichs: Senta Berger, die am 13. Mai 65 wird. Anfang des Monats las die aus Wien gebürtige Schauspielerin mit Wohnsitz in München in der Burg aus ihren Memoiren.

Witz, Charme, Temperament und Weiblichkeit sind die Markenzeichen der rothaarigen Schauspielerin und Produzentin, die zu den international erfolgreichsten Film- und Bühnen-Künstlerinnen Österreichs gehört: Senta Berger, die am 13. Mai 65 wird. Anfang des Monats hat sie aus ihren Memoiren "Ich hab' ja gewußt, daß ich fliegen kann" gelesen.

Mit ihrer Autobiografie liegt die gebürtige Wienerin laut aktueller "Spiegel"-Bestsellerliste Sachbuch bereits auf Platz zwei. Anlässlich des Erscheinens ihres Buches hat Maria Rennhofer mit Senta Berger ein Gespräch geführt.

Erinnerungen an die Kindheit

Senta Bergers Autobiografie beginnt mit einem Abschied. Auf dem Weg zum Flughafen Wien, wo sie nach Los Angeles aufbricht, um ihr Glück in Hollywood zu versuchen, versinkt die Schauspielerin noch einmal in Erinnerungen an ihre Kindheit - Rückblicke an ihr Elternhaus, den Krieg, das Erwachsenwerden und erste Hindernisse.

Denn bereits früh hatte sich die junge Senta in den Kopf gesetzt, Schauspielerin zu werden. Dass sie dabei nicht immer den Weg des geringsten Widerstandes gewählt hat, macht sie sympathisch.

Die Anfänge der "Loren von Wien"

Ein klarer Schwerpunkt liegt auf ihren frühen Jahren, ihrer ersten Komparsenrolle in "Das doppelte Lottchen" oder "Die Lindenwirtin vom Donaustrand". So erfährt man, dass es damals ein Zeichen von Erwachsenheit war, wenn man wusste, was das Wort "schwul" bedeutete, oder dass Bergers Ballett-Lehrerin sie wegen ihres großen Busens tadelte.

Dass Berger ihre Karriere auch dem Titel "Sophia Loren von Wien" verdankt, ist eine der vielen unterhaltsamen Episoden. Die ständige Angst, die Eltern zu enttäuschen, ist in diesen ersten Jahren von großer Bedeutung.

Mit Beharrlichkeit an die Spitze

Ob Schulabbruch oder Rausschmiss aus dem Reinhardt Seminar - immer waren es Filmdrehs, die der jungen Senta Berger wichtiger waren als der "Ernst des Lebens". Beständig geht sie auf die Suche nach Engagements, steckt immer wieder Zurückweisungen ein. Die Beharrlichkeit zeitigt bald Erfolg:

Wenig später steht Berger mit Stars wie Dean Martin, Robert Wagner und Alain Delon vor der Kamera. Sie beschreibt Stationen in Rom, London, Berlin und Hollywood, aber auch ihren größten gesundheitlichen Rückschlag, eine Bauchhöhlenschwangerschaft 1974. Der Zeit rund um die "Jedermann"-Premiere, in der sie die Buhlschaft geben sollte, ist das Kapitel "Leben und Tod" gewidmet. Hier schildert sie die dramatischen Stunden, in denen sie zwischen Leben und Tod schwebte.

Von Elternhaus gefördert

Berger wurde am 13. Mai 1941 als Tochter des Wienerlied-Komponisten und Beamten Josef Berger in Wien geboren. Schon früh wurde sie künstlerisch gefördert, erhielt Unterricht in Ballett und Ausdruckstanz bei Rosalia Chladek an der damaligen Musikakademie und wurde mit 16 am Max Reinhardt Seminar aufgenommen.

Wegen unerlaubter Dreharbeiten musste sie die Ausbildung allerdings vorzeitig abbrechen, wurde aber vom Seminar weg für drei Jahre an das Theater in der Josefstadt engagiert.

Durchbruch mit Simmel-Vefilmung 1961

Beim Film gelang ihr, nach kleineren Rollen in österreichischen und deutschen Produktionen, 1961 der Durchbruch in der Simmel-Verfilmung von "Es muss nicht immer Kaviar sein" an der Seite von O.W. Fischer. Es folgten internationale Filme und ein Fünfjahres-Vertrag in Hollywood.

Hollywood allerdings habe ihre spätere Filmkarriere in Deutschland eher behindert, so Berger rückblickend. Sie sei zum Lager des Kommerz-Kinos gezählt worden und habe nach ihrer Rückkehr nach Europa Ende der 1960er Jahre "lange gebraucht, um über italienische und französische Filme und das Theater hier wieder Fuß zu fassen."

Von Wertmüller bis Wenders

So drehte Berger zunächst vor allem in Italien, Frankreich und England, mit Partnern wie Ugo Tognazzi oder Marcello Mastroianni und Regisseurinnen und Regisseuren wie Lina Wertmüller oder Mario Monicelli, aber auch u. a. für Volker Schlöndorff und Wim Wenders.

Ebenso stand sie für ihren Mann, den Schauspieler, Regisseur und Arzt Michael Verhoeven, vor der Kamera. In der 1965 gegründeten Sentana Filmproduktion arbeitete sie mit ihm auch als Produzentin zusammen (u. a. für "Die weiße Rose" und "Das schreckliche Mädchen").

Populär durch TV-Kultserie "Kir Royal"

Parallel zu ihrer Kinolaufbahn entwickelte sich Bergers TV-Karriere, auch als Entertainerin und Moderatorin, etwa in der Danny-Kaye-Show (USA) und der Senta-Berger-Show (1969).

Zu großer Popularität verhalfen ihr u. a. Helmut Dietls Kultserie "Kir Royal" (1985-88) und ihre Rolle als temperamentvolle Münchner Taxlerin in der Serie "Die schnelle Gerdi" (1989).

Jahrelange "Buhlschaft" in Salzburg

Neben ihrer Film- und TV-Arbeit - sie wirkte in weit über 100 Streifen mit - fand Senta Berger aber immer wieder auf die Bühne zurück. So war sie bei den Salzburger Festspielen von 1974 bis 1982 die Buhlschaft im "Jedermann" mit Curd Jürgens und Maximilian Schell.

Dort spielte sie auch 1981 in "Dantons Tod" mit Götz George unter Rudolf Noelte, der am Burgtheater 1979 "Tartuffe" mit ihr und Klaus Maria Brandauer inszeniert hatte. Sie trat u. a. in Produktionen am Hamburger Thalia Theater und am Schillertheater Berlin auf und gestaltet immer wieder viel beachtete Rezitationsabende.

Auch politisch engagiert

Berger hat sich auch immer wieder politisch engagiert: Sie setzte sich öffentlich für Abrüstung, Umweltschutz, die Abschaffung des Paragraphen 218, 1992 gegen die Verschärfung des Asylrechts in Deutschland ein und zuletzt gegen rechte Gewalt ein.

Zahlreiche Auszeichnungen

Die in München lebende Schauspielerin hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, u. a. den Bayrischen Filmpreis, den deutschen Bundesfilmpreis und vor zwei Jahren das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse. Ihre beiden Söhne Simon und Luca sind als Schauspieler in ihre Fußstapfen getreten.

Hör-Tipp
Im Künstlerzimmer, Sonntag, 30. April 2006, 11:50 Uhr

Download-Tipp
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Buch-Tipp
Senta Berger, "Ich habe ja gewußt, dass ich fliegen kann. Erinnerungen", Kiepenheuer & Witsch, ISBN 3462036793

Links
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