Mit Affinität zu starken Charakteren
Bettina Schwarz, Schauspielerin
Die Kunst der Verstellung faszinierte sie von Kindheit an: Bettina Schwarz, Jahrgang 1982, die am Reinhardt Seminar Wien Schauspiel studiert und in diesem Juni abschließen wird. Derzeit probt sie am Volkstheater München für Wedekinds "Frühlingserwachen".
27. April 2017, 15:40
B. Schwarz in "Die vom Himmel Vergessenen"
"Ich habe schon als Kind gerne andere nachgemacht und bin in Figuren geschlüpft. Schauspiel hat mich also schon immer interessiert. Während der Schulzeit habe ich dann in Jugendgruppen gespielt und Workshops besucht. Und nach der Matura dachte ich: wenn ich es jetzt nicht probiere, dann mache ich es nie mehr.
Zwei Mal bin ich am Konservatorium und dann am Reinhardt Seminar angetreten - und beim dritten Mal hat es schließlich geklappt", erzählt Bettina Schwarz, gebürtige Wiener Neustädterin, Jahrgang 1982, die seit 2002 am Reinhardt Seminar Wien bei Nikolaus Windisch-Spoerk Schauspiel studierte und im Juni 2006 abgeschlossen hat.
"Es ist ein ganz toller Beruf - denn gleichgültig, wie alt man ist, kann man das Kind in sich ausleben. Und man hat die Möglichkeit, bei den Proben soviel zu entwickeln. Man will dem Publikum vermitteln, wie es der Figur, die man gerade darstellt, geht. Ob es nun Freude oder Trauer ist - und das will ich in anderen Menschen auslösen", erläutert die Nachwuchs-Schauspielerin ihren künstlerischen Zugang.
In einer Figur aufgehen
Am Schwierigsten war es am Anfang, mich zu öffnen und mich völlig in eine andere Figur hineinfallen zu lassen. Ich wollte alles richtig machen. Bis ich endlich verstanden habe, dass ich das ja nicht muss, weil ich erst lerne. Aber durch die Arbeit mit meinen Lehrern und den Regisseuren konnte ich diese Hemmschwelle schließlich überwinden", erzählt Schwarz.
TV-Serie, US-Film und Wigands "Westernwald"
Derzeit absolviert Bettina Schwarz einen Method Acting Workshop.
Zuletzt drehte sie für den Film "The Errand of Angels", in dem sie die Rolle der Sister Keller spielt, in der Regie von Christian Vuissa. Die Kino-Premiere ist für den 22. August 2008 in den USA angesetzt. Weiters wurde sie 2007 für Tomy Wigands "Westernwald" engagiert, der im Herbst 2008 im TV ausgestrahlt werden soll.
Davor drehte sie in Köln für die RTL-Serie "Geile Zeit", die von Oktober 2007 bis März 2008 zu sehen war.
In Schwabs "Mesalliance" im Ensembletheater
Auf der Bühne war Schwarz 2007 in Werner Schwabs Stück "Mesalliance - aber wir ficken uns prächtig" in der Regie von Peter Gruber im Wiener Ensembletheater am Petersplatz zu sehen.
2006 für Münchner "Frühlingserwachen" engagiert
Vor zwei Jahren wurde Bettina Schwarz für Frank Wedekinds "Frühlingserwachen", das Christine Eder inszenierte, vom Volkstheater München engagiert:
"Man hat mich beim Vorsprechen in München gesehen und danach angefragt, ob ich die Martha spielen möchte. Nach Gesprächen mit Christine Eder fiel die Wahl dann auf mich", berichtet die junge Schauspielerin, die für diese Produktion einen Gastvertrag hat.
Das Stück, das am 20. Mai 2006 Premiere hatte, ist seither im Repertoire des Volkstheaters und wird auch in der Saison 2008/09 aufgeführt.
Von Molnar bis Crimp
Im Rahmen ihrer Seminar-Ausbildung studierte Schwarz Walsers "Ein Kinderspiel", die Kunigunde in Grillparzers "König Ottokar", die Maria in Horvaths "Glaube Liebe Hoffnung", den Hasen in "Hase Hase" von Serreau, die Marie in "Maria Magdalena" sowie die Tonka in "Jagdszenen aus Niederbayern" von Kroetz ein. In dieser Zeit spielte sie die Marie in Molnars "Liliom", die Corinne in Crimps "Auf dem Land" und die Franziska Dehke in Schimmelpfennigs "Arabische Nacht".
"Jede Figur hat ihre Reize und ihre Herausforderungen. Besonders interessieren mich die etwas verrückten, außergewöhnlichen Charaktere wie zum Beispiel Serreaus 'Hase' oder die Tonka", so die Jungschauspielerin über ihre bevorzugten Rollen.
Ensemble-Preis für Crimp-Stück
Die Seminar-Produktion von Crimps "Angriffe auf Anne", wo sie mehrere Rollen spielte, wurde 2005 beim Theatertreffen Frankfurt mit einem Ensemblepreis beim 16. Bundeswettbewerb deutschsprachiger Schauspiel-Schulen ausgezeichnet.
"Es wurde von der Jury hervorgehoben, dass wir einander so gestützt haben. Und dass uns das Spielen so viel Freude bereitete", erzählt Schwarz.
Bei Schaubühne-Literatur-Festival
Ihre erste Theaterarbeit hatte Schwarz im Rahmen des 6. Festival internationale neue Dramatik, das im vergangenen März an der Berliner Schaubühne stattfand.
"Man hatte mich bei einem Intendanten-Vorsprechen gesehen. In der Folge meldete sich Regisseur Enrico Stolzenburg bei mir und sagte, dass er mich gerne für das Festival für 'Orientexpress", das sind sechs Minidramen europäischer Nachwuchs-Autoren, engagieren würde. Ich habe in einem ungarischen Stück gespielt. Die Kulisse war ein Zug und die Zuschauer kamen in die Abteile, wo die Schauspieler waren. Es war eine ganz neue Erfahrung, so nah vor Publikum zu spielen. Und es war unheimlich interessant zu erleben, wie reserviert manche Zuschauer waren, andere hingegen enorm mitgegangen sind."
Hörspiel "Die vom Himmel Vergessenen"
In der Regie von Ulrich Gerhardt konnte Schwarz auch wichtige Erfahrungen im Hörspielbereich bei "Die vom Himmel Vergessenen" am Reinhardt Seminar sammeln.
"Es war eine sehr interessante Arbeit. Man stellt sich das einfacher vor, als es ist. Man merkt hier sehr schnell, welche sprachlichen Probleme es noch gibt. Beim Hörspiel muss man den Text mitleben, damit er lebendig wird. Es ist ein Genre, das mich sehr interessiert."
Mit dem Spiel die Menschen berühren
"Ich bin eine Zweiflerin. Und ich denke, man kann nur besser werden, wenn man sein Tun hinterfragt. Es ist mir ganz wichtig, mich voll einzubringen, denn ich will die Menschen mit meinem Spiel berühren. Und ich möchte alle, die Schauspieler werden wollen, ermutigen: Nicht aufgeben, wer es will und an sich glaubt, der schafft es auch!", resümiert Bettina Schwarz.