Schenks Met-Produktion mit Netrebko und Florez in Ö1

Doch ein Happy End für "Don Pasquale"

Doch ein gutes Ende für die Geschichte um den alten Hagestolz: Otto Schenks jüngste Met-Neuproduktion von Donizettis "Don Pasquale", die von Beginn an unter keinem guten Stern stand, wurde letztlich bejubelt. Ö1 überträgt das Werk aus New York.

Letztlich doch ein Happy End für Otto Schenk: Seine letzte Inszenierung an der New Yorker Metropolitan Opera scheint nun ein gutes Ende zu finden. Die "New York Times" feierte am vergangenen Montag die Premiere von Gaetanos Donizettis komischer Oper "Don Pasquale" mit Anna Netrebko (vom Freitag davor), die Kritik sprach von einer "brillanten Demonstration einer reichen Komödie" und einer "wundervollen Produktion" des österreichischen Regisseurs.

Dabei war "Don Pasquale" lange nicht gerade unter einem guten Stern gestanden: Im Vorfeld war Dirigent James Levine wegen einer Schulterverletzung ausgefallen, Tenor Juan Diego Florez musste gar während der Premiere wegen eines Allergie-Anfalls im letzten Akt aufgeben. Met-Manager Joseph Volpe musste vor den Vorhang treten und das Publikum informieren, dass der Part von Einspringer Barry Banks fertig gesungen würde. Dieser nützte laut "New York Times" seine Chance und erhielt "dankbare Ovationen" vom Publikum.

In Ö1 zu erleben

Wer sich in Österreich von der erfolgreichen "Don Pasquale"-Produktion ein (akustisches) Bild machen will, hat nun dazu Gelegenheit:

Ö1 überträgt Otto Schenks Inszenierung am Karsamstag ab 19.30 Uhr aus der Met.

Verdrängt durch Story, die das Leben schrieb

Und auch das Medien-Echo war gering - denn Schenks 16. und letzte Premiere im Big Apple wurde von einer Repertoire-Vorstellung von "Fidelio" am Samstag, also einen Tag nach der Donizetti-Premiere, aus den Medienberichten verdrängt:

Die 40-jährige schwedische Sopranistin Erika Sunnegardh, die sich noch vor kurzem als Tellerwäscherin über Wasser halten musste, sprang im letzten Moment als "Leonore" für die erkrankte Karita Mattila ein und lieferte der US-Presse damit eine Geschichte, wie sie die Leser lieben. Über 60 Zeitungen im ganzen Land brachten die Story. Ihr Debüt wurde durch Zufall weltweit übertragen. Über elf Millionen Zuhörer in 40 Ländern wurden Zeugen ihrer Feuertaufe auf einer der wichtigsten Opernbühnen der Welt. Kollegen wie Kritiker überhäuften die Sängerin mit Lob.

Lob für Netrebko, Kwiecien und Schenk

Umjubelt war die "charismatische Sopranistin" Anna Netrebko: Die Performance der gebürtigen Russin und baldigen Österreicherin wurde für ihre "unglaubliche Intensität" von der "New York Times" gelobt. Viel Lob bekam auch der polnische Bariton Mariusz Kwiecien. "Seine robuste Stimme passte perfekt zu seinem robusten Körper", meinte die "Times" und ortete "Funken sexueller Chemie" zwischen seiner Rolle und jener von Netrebko.

Das dürfte von Schenk wohl so beabsichtigt gewesen sein. Auch wenn die Ausstattung traditionell gewirkt habe, habe Schenk die Emotionen unter der Oberfläche sichtbar gemacht: Seine einfühlsame Inszenierung der Geschichte rund um einen alten, grantigen Junggesellen stachle dazu an, Donizettis Werk auf eine "provokativ neue Art und Weise zu sehen".

Auch "NY Post" euphorisch

Und auch die "New York Post" erlebte bei der "Don Pasquale"-Premiere einen großen Abend in der Metropolitan Opera: Erstens sei die Oper von Gaetano Donizetti eine wundervolle Farce rund um einen alten Mann, der endlich heiraten möchte.

Und zweitens habe die Besetzung aus zwei der beeindruckendsten Sänger unserer Zeit bestanden, "hot stuff Russian soprano" Anna Netrebko und Juan Diego Florez, "the king of bel canto tenors". Dass dieser im letzten Akt wegen einer allergischen Attacke nicht mehr auf der Bühne stand, wurde bedauert.

Hör-Tipp
Gaetano Donizetti, "Don Pasquale", Samstag, 15. April 2006, 19:30 Uhr

Links
Anna Netrebko
Juan Diego Florez
Metropolitan Opera
New York Post
The New York Times