Kulturelle Nachwuchsarbeit

Mozart für Kinder

Das ZOOM Kindermuseum im Wiener Museumsquartier will mit seiner neuen Ausstellung Kindern zwischen sechs und zwölf Jahren nicht nur den Komponisten als coolen Zeitgenossen präsentieren, sondern auch die Zeit des Rokoko näher bringen.

"Mozart ist uncool, befinden viele Kinder", erzählte Elisabeth Menasse-Wiesbauer, Direktorin des ZOOM Kindermuseum im Museumsquartier, bei der Präsentation der Ausstellung "Wolfgang Amade - ein ganz normales Wunderkind". "Wir aber sagen, nein, er war ein cooler Typ, als er so alt war wie du heute. Darum machen wir diese Ausstellung". In speziellen Kulissen können Kinder ab sechs Jahren in einer Kutsche sitzen, Rokokokleider probieren, liegend Mozarts Frühwerke hören, oder Briefe mit Federkiel schreiben.

Eine Wissensoper
Der Intendant des Wiener Mozartjahres, Peter Marboe, meinte: "Ohne Kinder könnte das Wiener Mozartjahr nicht gelingen". Vielleicht geht Ihnen (gemeint waren die Anwesenden Journalisten und Journalistinnen, Anm.) der Begriff 'Nachhaltigkeit' schon auf die Nerven, aber durch den Besuch dieser Schau verändert sich tatsächlich etwas". Als großen Vorzug der Ausstellung lobte Marboe , dass sie "spielerisch, unaufdringlich und einladend sei". Kuratiert wurde die Schau neben Herbert Lachmayer, der auch die Mozart-Schau in der Albertina gestaltete, von Zoom-Direktorin Elisabeth Menasse-Wiesbauer und Katharina Oder.

Symbolproduzent nicht Künstlergenie

Vermittelt werden solle den Kindern dabei auch "die früh-bürgerliche Lebensform" Mozarts anhand von Phänomenen der Alltagskultur. Spezielles Augenmerk kommt dabei auch höfischen Usancen zuteil, denn "Mozart war ja ein Symbolproduzent für den Adel, und kein romantisches Künstlergenie". Er war von Kindheit an gedrillt, am Kaiserhof zu reüssieren, und man wollte in der Ausstellungsgestaltung "der Problematik von der Idolisierung des Wunderkindes entgehen", so Lachmayer. Sehr wohl aber wolle man an die aktuelle "Hochbegabten-Diskussion anschließen, in Zeiten des Management-Absolutismus", meinte Lachmayer weiters. "Heute gibt es ja ein Zwei-Klassen-Gesellschaft von geförderten Elitekindern und normalen Schulabsolventen".

Wolfgang und ich
Die Ausstellung ist als riesiger Bühnenraum (gestaltet von donmartin supersets - Andreas Donhauser und Renate Martin) angelegt, den die Kinder spielerisch nutzen können. Dramaturgisch steht Mozart als Identifikationsfigur im Vordergrund, mit der sich die Kinder vergleichen können. Sie erfahren, wie die Hygienevorstellungen der Zeit, oder wie die medizinischen Praktiken waren. Am Zahnarztstuhl können die Kids sich Zähne schwarz färben lassen, in der Apotheke Pulver aus Kräutern und Froschherzen herstellen lassen. Doch auch die damals am Beginn stehende wissenschaftliche Medizin wird anhand von Mikroskopen oder Fieberthermometern thematisiert.

Alltagsszenen
Mozarts anstrengende Reisetätigkeit wird näher gebracht durch eine von Fahrrädern angetriebene Kutsche, und in der Szenerie der Gaststätte "Zum goldenen Karpfen" kann man die damalige Speisekarte kennen lernen und erfahren, wie Toiletten aussahen. Authentisches Mode-Feeling können die jungen Damen und Herren durch das Probieren von Rokoko-Kleidern und gepuderten Perücken erfahren. Auch ein Schminktisch steht bereit, samt Puder, Rouge und Schönheitspflästerchen.

Die kleinen Besucherinnen und Besucher können auch beliebte Spiele der Zeit ausprobieren, wie "Bölzlschießen" oder Kegeln. Im Musikstudio schließlich kann man an Computerterminals Mozarts Musik zerlegen und in neue Sequenzen zusammensetzen. Begleitend zur Ausstellung gibt es ein originell und liebevoll gestaltetes Buch, das zum "Lesen, Anschauen, Spielen und Experimentieren" einlädt, wie der Klappentext verheißt. Es ist um 19 Euro im ZOOM Kindermuseum erhältlich.

Veranstaltungs-Tipp
Ausstellung "Wolfgang Amade - ein ganz normales Wunderkind", für Kinder von sechs bis zwölf Jahren, ZOOM Kindermuseum, 5. April bis 3. September 2006,
Ö1 Club-Mitglieder erhalten ermäßigten Eintritt.

Links
ZOOM
Calling Mozart - Die Spuren des Wunderkinds